Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
hervor, das ihr wie ein glänzend schwarzer Rabenflügel halb das Gesicht verdeckte.
    »Du meinst den Ort am Meer?«, sagte sie. Es klang nicht weiter beunruhigt.
    Kaitlyn setzte sich. »Dann war es also wirklich so. Ich meine, ihr wart wirklich da.« Ihr wart alle in meinem Traum, fügte sie still hinzu, damit auch die anderen es hören konnten.
    Das ist eigentlich logisch, oder?, fragte Rob aus seinem Zimmer. Wenn wir telepathisch miteinander verbunden sind und einer von uns träumt, sind die anderen automatisch dabei.
    Kaitlyn schüttelte den Kopf. Das ist aber noch nicht alles, sagte sie, doch dann wusste sie nicht recht weiter.
In diesem Augenblick unterbrach sie Lewis von der Treppe her.
    Hey, ich glaube Joyce ist da! Ich höre jemanden in der Küche. Kommt mit runter!
    Alle Gedanken an den Traum waren wie weggeblasen. Kaitlyn und Anna liefen in den Flur und trafen dort auf Rob.
    »Hallo Joyce!«, sagte Lewis, als sie in die Küche kamen. Er sagte es auch mental, aber Joyce fiel das natürlich nicht auf.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Kaitlyn. Joyce war sehr blass, und unter den Augen hatte sie große dunkle Ringe. Sie sah irgendwie … jung aus, wie ein Teenager.
    Kaitlyn schluckte, brachte aber die nächsten Worte nicht heraus. Anna sprach für sie weiter: »Wie geht es Marisol?«
    Joyce stellte eine Schachtel Müsli auf der Arbeitsplatte ab, als wäre sie sehr schwer.
    »Ihr Zustand ist stabil.« Dann verlor sie die Beherrschung und stieß mit zittriger Stimme aus: »Sie liegt im Koma.«
    »Oh Gott«, flüsterte Kaitlyn.
    »Die Ärzte beobachten sie. Ich bin mit ihrer Familie letzte Nacht im Krankenhaus geblieben, aber ich habe sie nicht besuchen können.« Joyce kramte in ihrer Tasche, holte ein Taschentuch heraus und putzte
sich die Nase. Sie nahm die Müslischachtel wieder in die Hand und starrte sie abwesend an.
    »Jetzt müssen Sie sich erst einmal setzen«, sagte Rob sanft. »Wir kümmern uns um alles.«
    »Genau«, sagte Kaitlyn, dankbar für seine Initiative. Wenn sie etwas zu tun hatten, half ihnen das gegen ihre eigene Verunsicherung und Angst. Joyce setzte sich an den Küchentisch. Anna streichelte ihr die Hand, während Kaitlyn Kaffee machte und Rob und Lewis den Tisch deckten.
    »Das ist alles so verworren«, sagte Joyce, tupfte sich die Augen und zerknüllte anschließend das Taschentuch. »Marisols Familie wusste nicht, dass sie Medikamente nimmt. Sie wussten nicht einmal, dass sie beim Psychiater in Behandlung war. Ich musste es ihnen erst beibringen.«
    Kaitlyn sah Rob an, der ihr, abgeschirmt durch die Tür zur Vorratskammer, einen vielsagenden Blick zuwarf. Während Kait den gemahlenen Kaffee in den Filter gab, fragte sie Joyce: »Wer hat Ihnen denn gesagt, dass sie zum Psychiater geht?«
    »Wer? Mr. Zetes.« Joyce fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. »Übrigens hat er gesagt, dass ihr euch gestern Abend fabelhaft verhalten habt. Dass ihr Hausaufgaben gemacht habt und früh zu Bett gegangen seid.«
    Anna lächelte. »Wir sind ja keine kleinen Kinder
mehr.« Sie war die Einzige, die sprechen konnte. Die anderen befanden sich mitten in einer hektischen stillen Unterredung.
    Ich wusste es, meldete sich Kaitlyn zu Wort. Was Joyce über Marisol weiß, hat sie von Mr. Z erfahren. Als ich sie nach Marisols Medikamenten gefragt habe, hat sie geantwortet: »Er hat gesagt, ein Psychiater hätte sie verschrieben.« Sie hat es also von Mr. Zetes. Es kann durchaus sein, dass Marisol überhaupt keine Medikamente gebraucht hat.
    Rob sah sie ernst an. Und jetzt liegt sie im Koma, weil …
    … weil sie zu viel darüber wusste, was hier vorgeht. Was hier wirklich vorgeht, beendete Kait den Satz.
    Und was ihr beiden uns immer noch nicht erzählt habt, erinnerte sie Lewis. Aber hört mal, warum merkt Joyce nichts? Ich meine, dass wir miteinander verbunden sind. Sie muss doch wissen, wie Telepathie funktioniert …
    NEIN!
    Der Gedanke kam wie ein Donnerschlag von oben. Kaitlyn blickte unwillkürlich zur Decke.
    Gabriels innere Stimme gefror wieder einmal geradezu vor kalter Wut. Wir sagen es niemandem — und vor allem nicht Joyce.
    »Warum denn nicht?«, fragte Lewis. Kaitlyn brauchte eine Weile, bis ihr klar wurde, dass er es laut
gesagt hatte. Anna warf ihm vom Tisch her einen erschrockenen Blick zu.
    »Äh, braucht jemand Zucker oder Süßstoff in den Kaffee?«, warf Rob ein. Lewis, sei vorsichtig!, fügte er still hinzu.
    »Zucker«, sagte Lewis kleinlaut.
    Aber warum können wir es Joyce nicht

Weitere Kostenlose Bücher