Vita Nuova
elegant aus dem Weg räumen. Das hatte er natürlich schon immer gewusst, aber es zu wissen und es passieren zu sehen waren zwei gänzlich verschiedene Dinge. Einen anständigen Job …
Ehemalige Carabinieri wurden gerne für bestimmte Aufgabengebiete herangezogen, vielleicht konnte er sogar mehr verdienen … wahrscheinlich war das nicht … und natürlich würden sie auf der Stelle ausziehen müssen. Wie viel Geld war eigentlich auf dem Sparkonto? Teresa wüsste das auf den Cent genau … Sie hatte gesagt, dass sie gar nicht so viel Geld würden aufnehmen müssen. Aber woher wollte sie das wissen, wenn sie die Wohnung nicht gesehen hatte und gar nicht wusste, was sie kostete? Oder wusste sie das? Wenn er nicht sofort einen anderen Job bekam, konnten sie auf jeden Fall nichts kaufen, sondern sich nur irgendwo was zur Miete suchen. Er sollte zur Bank gehen, aber er war nun wirklich nicht in der Verfassung, einen Kredit auszuhandeln. Er fühlte sich so schrecklich müde, abgesehen von der lähmenden Angst, die ihn gefangen hielt, während er darauf wartete, dass der Sturm endlich losbrach. Den Artikel sorgfältig studieren, sehen, ob sein Name irgendwo auftauchte … Nesti würde so etwas nicht tun. Bestimmt nicht. Deshalb hatte er ja auch seine Kreditkarte zum Zahlen genommen. Aber dieser erste Artikel, der über Paolettis Vergangenheit, sie hatten sich doch geeinigt, dass der als Erstes erscheinen sollte? Was war mit dem passiert? Die Redaktion hatte ihn wegen der Sache mit den Zigeunern nicht gebracht … wieder ging es um zwei Kinder. Ganz unten auf der Seite … Paolettis Werdegang, der Mord an seiner Tochter, mögliche Verbindungen zu …
›Sie bekommen von mir ein paar Zuckerstückchen über Paoletti, und dafür verraten Sie mir ein bisschen was von der Geschichte hier, und alle sind glücklich und zufrieden.‹
Sein Name tauchte nicht auf. ›Von amtlicher Seite bestätigt‹, mehr nicht. Gott sei Dank.
Der Staatsanwalt würde natürlich wissen, dass er seine Finger im Spiel hatte, schließlich hatte er dafür gesorgt, dass Nesti ihm die Artikel in die Kanzlei brachte.
Vor lauter Anspannung konnte der Maresciallo nicht mehr stillsitzen. Er stand auf und informierte die Carabinieri im Dienstraum, dass er fortmüsse.
»Wo steckt denn Lorenzini?«
»Drüben in Borgo Ognissanti, Sie wissen schon, er –«
»Ja, ja, schon gut, ich bin in einer halben Stunde zurück.« Draußen, in der Bruthitze des Vorplatzes, setzte der Maresciallo erst einmal die Sonnenbrille auf, obwohl die Allergie im Augenblick die geringste seiner Sorgen war. Das Licht war zwar relativ grell, aber der Himmel hing grau und schwer über ihm. In einigen Teilen der Stadt regnete es bestimmt schon, das konnte er deutlich riechen. Es sollte stürmisches Wetter geben, hatte jemand gesagt … War das Signora Nuti gewesen? Vielleicht. Die arme Frau fürchtete bei jedem Schauer, dass sie trotz der schlimmen Arthritis in den Händen schwere Wassereimer die steile Kellertreppe raufschleppen musste. Warum nur war das Leben so oft so traurig und kompliziert? Und so beängstigend … der arme, alte Palestri. Guarnaccia konnte in der selbst fabrizierten Dunkelheit kaum noch etwas erkennen, dennoch ließ er die Brille auf, verschanzte sich hinter dem vertrauten Schutz der dunklen Gläser.
Ein paar Touristen, die aus dem Pitti-Palast kamen, kämpften mit diesen dünnen, durchsichtigen Regenmänteln, die es an jeder Straßenecke zu kaufen gab. Vereinzelte Windböen zerrten an den Stadtplänen, sodass sie sie weder lesen noch zusammenfalten konnten. Sie sollten machen, dass sie ins Hotel kamen … was wollten die überhaupt hier? Zu Hause, wo sie es warm und sicher hatten, wären sie viel besser aufgehoben; stattdessen zogen sie in die Weltgeschichte hinaus, verausgabten sich bis zur Erschöpfung, kämpften mit Örtlichkeiten, Menschen und einer Sprache, die sie nicht verstanden, und wurden dann auch noch bis auf die Haut nass.
An dem Kiosk am Fuße des ansteigenden Vorplatzes kaufte er noch ein paar Tageszeitungen und eine Ausgabe von La Pulce, einer Zeitschrift für alle, die ein Haus, ein Auto oder Secondhandmöbel kaufen oder verkaufen wollten. Er wollte sich einen Überblick über die Wohnungspreise verschaffen, einen Stellenmarkt gab es auch darin. In den Tageszeitungen auch. Guarnaccia schaute rüber zur Bank, nein, im Augenblick hatte er wirklich keine Zeit dafür. Ein Carabiniere im Ruhestand stand draußen Wache, trat müde von einem Bein
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