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Vittorio

Vittorio

Titel: Vittorio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Augen blickten unglücklich und verwirrt. Ach, das war wirklich großartig!
    Ein Weichling von Priester, vielleicht gerade aus dem Seminar entlassen, der normalerweise nichts als die un-züchtigen Gedanken von Nonnen anhörte, zu dem einmal im Jahr die Männer kamen, die, von ihren Frauen zur Beichtpflicht gedrängt, widerstrebend etwas von fleischli-chen Sünden murmelten.
    Ich fühlte Zorn in mir aufsteigen.
    »Denkt daran, Ihr müsst das Beichtgeheimnis wahren«, sagte ich, während ich versuchte, mich in Geduld zu üben und nicht zu sehr den großen Herrn herauszustel-len, was mir schnell passierte, wenn ich mich nicht in Acht nahm; sie machten mich rasend, diese Geistlichen in ihrer Dummheit. »Aber ich gebe Euch die Erlaubnis, unter dem Siegel der Beichte einen Boten zu unserer Bergkuppe zu schicken, der sich das mit eigenen Augen ansehen soll ...«
    »Aber mein Sohn, versteht Ihr denn nicht«, sagte er mit erstaunlicher Entschiedenheit und Festigkeit in der ge-dämpften Stimme, »die Medici selbst könnten diese Bande Attentäter zu Euch geschickt haben.«
    »Nein, nein, nein, Vater«, widersprach ich unter heftigem Kopfschütteln, »ich habe gesehen, wie die Hand dieses Mädchens niederfiel. Ich sage Euch, ich habe dieser Kreatur die Hand abgehackt. Und ich sah, wie sie sie wieder anfügte. Das waren Dämonen, böse Geister. Das sind Hexenmeister, es sind Kreaturen aus der Hölle, und es sind so viele, dass ich nicht allein gegen sie kämpfen kann. Ich brauche Hilfe. Für Unglauben ist jetzt keine Zeit. Wir haben keine Zeit für rationale Vorbehalte. Ich brauche die Hilfe der Dominikaner.«
    Er schüttelte den Kopf, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
    »Ihr seid drauf und dran, den Verstand zu verlieren, mein Sohn«, sagte er. »Euch ist etwas Schreckliches widerfahren, daran gibt es keinen Zweifel, und Ihr glaubt daran, aber es geschah nicht wirklich. Ihr bildet Euch das nur ein. Hört doch, hier in der Gegend gibt es alte Weiber, die behaupten, sie könnten zaubern ...«
    »Das weiß ich alles«, sagte ich ungeduldig. »Ich erkenne einen Schwarzen Magier auf den ersten Blick - oder eine Hexe. Das waren keine Hinterhofhexer, Vater, kein Haufen Zaubersprüche murmelnder Hinterwäldler. Ich sage Euch, diese Dämonen haben jeden einzelnen Menschen in unserer Burg, und selbst in den Dörfern, niedergemacht. Versteht Ihr denn nicht?«
    Ich führte abermals die gruseligen Einzelheiten auf. Ich erzählte, wie die junge Frau durch das Fenster in mein Zimmer im Gasthaus gekommen war, aber auf halber Strecke merkte ich, dass ich das Ganze nur noch schlimmer machte, wenn ich weiter von Ursula sprach.
    Meine Güte, dieser Mann dachte, ich wäre aus einem feuchten Traum erwacht und hätte mir diesen verdammten Sukkubus nur eingebildet. Das Ganze war ein frucht-loses Unterfangen. Mein Herz schmerzte mir in der Brust.
    Ich schwitzte am ganzen Körper. Ich verschwendete hier nur meine Zeit.
    »Nun, dann gebt mir die Absolution«, sagte ich.
    »Ich möchte Euch um etwas bitten«, sagte der Priester, wobei er meine Hand berührte. Er bebte. Er wirkte anders als zuvor, dumpf und verstört und sehr besorgt -
    wohl um meinen Geisteszustand.
    »Um was geht es?«, fragte ich kühl. Ich wollte weg. Ich musste ein Kloster finden! Oder, verdammt noch mal, einen Jünger der Schwarzen Kunst. Bestimmt gab es welche in dieser Stadt. Ich könnte jemanden finden, der sich mit den alten Schriften auskannte, der die Schriften über den Hermes Trismegistus gelesen hatte oder die des Lactanz oder des heiligen Augustin. Ich brauchte jemanden, der sich mit Dämonen und bösen Geistern auskannte. »Habt Ihr Thomas von Aquin gelesen?«, fragte ich. Ich hatte den bekanntesten Dämonenkenner ge-wählt, der mir in den Sinn kam. »Vater, er schreibt viel über Dämonen. Hört - meint Ihr, ich hätte dies alles vor einem Jahr selbst geglaubt? Ich dachte, Zauberei wäre etwas für Hinterhofschwindler. Aber das waren wirklich Dämonen!« Ich ließ mich nicht beirren. Ich bearbeitete ihn weiter; »Vater, in der Summa Theologiae, seinem ersten Buch, da spricht Thomas von Aquin von gefallenen Engeln, davon, dass einigen von ihnen erlaubt ist, sich auf der Erde zu bewegen, damit sie nicht einfach aus dem von der Natur vorgegebenen Plan der Welt ver-schwinden. Sie sind hier, unter uns, sollen von Nutzen sein, sollen die Menschen in Versuchung führen. Und, Vater, sie tragen das Feuer der Hölle mit sich! Es steht bei Thomas von Aquin. Sie sind hier, im

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