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Vittorio

Vittorio

Titel: Vittorio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Fangzähne aus Elfenbein, die aus der hochgezogenen Oberlippe ragten. Und ich sah die fangzahnbewehrten Dämonen an der Wand rechts und links von ihm. Ihre Juwelenaugen wirkten gierig und funkelten im Licht.
    »Die Krypta!«, mahnte Mastema.
    Ich zog an dem Haken, aber der Marmorblock rührte sich nicht von der Stelle. Kein Mensch hätte das geschafft, man hätte ein ganzes Pferdegespann gebraucht. Selbst als ich die Hände fester um den Haken schloss und mit aller Kraft zog, geschah nichts. Ich hätte genauso gut versuchen können, die Mauern zu verschieben.
    »Hilf ihm!«, bat Ramiel. »Wir machen es für ihn.«
    »Es ist eine Kleinigkeit, Mastema, du hast auch die Tore geöffnet.«
    Mastema schob mich sanft zur Seite, so dass ich eine Sekunde schwankte, bis ich mich gefangen hatte. Die lange, schmale Marmorfalltür hob sich langsam. Ihr Gewicht verblüffte mich doch! Sie war mehr als zwei Fuß dick, und der Marmor war nur eine Verkleidung, ansonsten bestand sie aus einem schwereren dunklen Stein.
    Nein, die hätte kein Mensch aufheben können.
    Plötzlich kam aus dem Schlund dort unten ein Speer geflogen, wie von einer verborgenen Feder abgeschossen.
    Ich machte einen Satz nach hinten, obwohl ich eigentlich nicht nah genug gestanden hatte, um gefährdet zu sein.
    Mastema kippte die Falltür zurück, so dass ihre Angeln unter dem eigenen Gewicht zerbrachen. Licht fiel in den Schacht. Weitere Speere lauerten dort, glitzerten in den Sonnenstrahlen: Sie standen alle schräg, so als wären sie in einem parallel zur Treppe verlaufenden Winkel an-gebracht. Mastema trat an die Treppe heran. »Versuch die Speere zu entfernen, Vittorio«, sagte er.
    »Das schafft er nicht; wenn er stolpert und fällt, wird er gleich von mehreren aufgespießt«, sagte Ramiel. »Du musst sie entfernen, Mastema.«
    »Lass mich das machen«, bot sich Setheus an.
    Ich zog mein Schwert und schlug auf den obersten Speer ein, bis ich seine eiserne Spitze abgeschlagen hatte, nur der hölzerne Schaft blieb zurück. Dann machte ich den ersten Schritt in das Gewölbe und spürte sofort, wie Kälte aufstieg und sich um meine Beine legte. Ich schlug auf den Speerschaft ein und brach erneut ein Stück ab. Dann wollte ich daran vorbeigehen, doch mit der linken Hand berührte ich ein weiteres Paar Speere, die das un-gleichmäßige Licht vor mir verborgen hatte. Wieder hob ich das Schwert, sein Gewicht zerrte an meinem Arm.
    Aber mit einigen geschickten Streichen trennte ich auch hier die eisernen Spitzen vom Schaft, so dass sie klirrend davonflogen. Ich betrat die Stufen, hielt mich aber mit der rechten Hand gut fest, um auf den schlüpfrigen Stufen nicht auszugleiten, doch plötzlich strauchelte ich und trat mit einem lauten Aufschrei ins Leere, denn hier endete die Treppe im Nichts. Mit der rechten Hand packte ich den abgebrochenen Speerschaft, an dem ich mich schon mit der anderen Hand festgehalten hatte. Mein Schwert flog unter Klappern und Klirren in die Tiefe.
    »Es reicht, Mastema«, sagte Setheus. »Kein Mensch kann das schaffen!«
    Ich klammerte mich mit beiden Händen an das splittrige Holz und starrte hinauf zu ihnen, wie sie sich da um die Öffnung scharten. Wenn ich fiele, wäre das ohne Zweifel mein Ende, denn es ging tief genug hinunter. Und selbst wenn mich der Fall nicht tötete, würde ich nie wieder lebendig herauskommen. Schweigend wartete ich ab, obwohl meine Arme teuflisch schmerzten. Plötzlich glitten die Engel, geräuschlos, wie sie alles taten, in einem Wust von Seide und Federn in die Öffnung hinab, und gemeinsam umfassten sie mich und trugen mich in weichem Sinkflug bis zum Grund des Gewölbes, wo sie mich sofort losließen. Ich tastete in der Dunkelheit umher, bis ich mein Schwert fand. Da war es! Ich umklammerte es fest, während ich mich keuchend erhob und zu dem scharf umrissenen, lichtgefüllten Rechteck aufblickte. Ich schloss die Lider und senkte den Kopf. Ich wollte meine Augen an die feuchte Düsternis hier unten gewöhnen.
    Offensichtlich war diese Krypta auf einem in die Burg hineinragenden Teil des Berges angelegt, denn das Ge-wölbe war zwar sehr groß, schien aber nur von bloßer Erde umgeben. Zumindest die rohe Wand vor mir zeigte nichts anderes. Und dann, als ich herumschwang, erblickte ich meine Beute, wie Mastema es so feinsinnig genannt hatte.
    Die Vampire, die Larven - sie lagen ohne Sarg, ohne schützendes Dach, offen nebeneinander am Boden und schliefen, und jeder einzelne edel gekleidete Körper war in ein

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