Viva Espana
kurzer Jacke und roter Schärpe zu einer eng anliegenden dunklen Hose - gewesen war. Zwischen den Spanierinnen in den herrlich farbenprächtigen Flamenco-Kostümen war sie sich blass und farblos vorge kommen.
Sie waren über eine breite Allee unter blühenden und duftenden Akazienbäumen geritten. Danach wurde in allen Straßen getanzt. Drei Tage und drei Nächte wurde ohne Unterbrechung gefeiert. Davina hatte nur zugeschaut, weil sie diese Tänze nicht kannte.
Doch Carmelita war auch da gewesen, in einem scharlachroten Kleid, und als sie mit Ruy getanzt hatte, hatten sich ihrer beider Körper immer wieder berührt.
Davina schreckte aus den Gedanken auf. Ihre Schwiegermutter führte sie eine schmale Treppe hinunter in einen kleinen Innenhof, der mit großen Keramiktöpfen voller roter Geranien und blauer Lobelien geschmückt war. Elegante Markisen vor den Fenstern boten Schutz gegen die heiße Sonne. Die Condesa forderte Davina auf, sich die Schaufenster anzusehen.
„Concepcion ist die Tochter einer guten Freundin", erklärte die ältere Dame. „Ihre Mutter ist enttäuscht, dass ihre Tochter lieber Kleider entwirft, statt zu heiraten. Doch heutzutage hö ren die jungen Frauen nicht mehr auf ihre Mütter. Zu unserer Zeit war das noch anders. Vielleicht kannst du hier etwas finden, das zu deinem hellen Teint passt.
Concepcion hat bei verschiedenen internationalen Designern gelernt, das merkt man an ihren Modellen."
In dem Moment, als sie die Boutique betraten, wusste Davina, was ihre Schwiegermutter gemeint hatte. Während Concepcion und die Condesa sich begrüßten und unterhielten, konnte Davina sich umschauen. Es stimmte, es war für jeden Geschmack etwas da. Sie nahm ein pinkfarbenes Seidenkleid vom Ständer, das ihr ganz besonders gut gefiel.
Concepcion lächelte, als die Condesa ihr Davina vorstellte. „Ja, das ist auch eins meiner Lieblingskleider. Aber mit Pink tun sich Spanierinnen noch schwer. Ich bin froh, dass die jüngere Generation offener ist als unsere Mütter und Großmütter."
Dann zeigte eine junge Verkäuferin Davina noch mehr Outfits, und von allen war sie begeistert; Geradezu traumhaft schön war das Abendkleid aus lavendelfarbener Seide mit hellgrauem Überwurf. Sie probierte mehrere der schlichten, aber eleganten Tageskleider aus edlen Materialien an. Sie wäre mit zwei oder drei Kleidern mehr als zufrieden gewesen. Ihre Schwiegermutter bestand jedoch darauf, sie völlig neu einzukleiden.
„Es geht um Ruy", erklärte sie leise. „Er will stolz sein auf seine Frau. Es ist wichtig für ihn, dass du dich für ihn schön machst. Wenn du weiterhin das trägst, was du aus England mit gebracht hast, sind alle überzeugt, dass du ihn nicht mehr liebst."
Davina konnte schon bald nicht mehr zählen, wie viele Outfits ihre Schwiegermutter auswählte. Wie glücklich wäre sie, wenn sie Ruy in diesen verführerischen, eleganten und sehr weiblich wirkenden Sachen gefallen würde.
„Meine Eltern geben für meinen Bruder und seine Frau, die aus Südamerika zurückkommen, eine Party", sagte Concepcion, als sie sich verabschiedeten. „Sie würden sich freuen, wenn ihr auch kommen könntet. Sie möchten sicher Ruys Frau kennen lernen. Es ist gut, dass alle Missverständnisse ausgeräumt sind", fügte sie schlicht hinzu.
„Manchmal muss etwas Schlimmes passieren, so wie mit Ruy, ehe einem bewusst wird, wie wichtig einem ein Mensch ist."
Erst nachdem sie die Boutique verlassen hatten, wurde Davina klar, was Concepcion gemeint hatte. Sie glaubte, Davina sei wegen des Unfalls zu ihrem Mann zurückgekehrt.
Wie hat man überhaupt den Freunden und Bekannten der Familie meine Abwesenheit erklärt? überlegte sie. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie angenommen, über Ruys Ehe hätte die Familie im Freundeskreis nicht gesprochen. Diese kurze Episode hätte er wahrscheinlich sowieso am liebsten vergessen und Carmelita geheiratet. Oder ließ es sein Stolz nicht zu, anderen ge genüber zuzugeben, dass die Frau, die er liebte, ihn verlassen hatte und er sich mit der Frau begnügen musste, an die er ge bunden war?
Am vereinbarten Treffpunkt wartete der Chauffeur auf sie, um sie zurück zum Palacio zu fahren. Davina fand es sehr angenehm, es sich in der komfortablen Limousine mit den Ledersit zen und der Klimaanlage bequem machen zu können.
Jamie hatte einen Mittagsschlaf gehalten und war gerade erst aufgestanden, als seine Mutter und seine Großmutter zurückkamen. Er hatte schon das ganze Personal um
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