Viva Espana
fertig."
Davina sprang auf und wollte ihm helfen. Doch Ruy schob sie grob zur Seite.
„Sie müssen meinem Mann verzeihen", sagte sie, nachdem Ruy weg war, und setzte sich wieder hin. „Er kann sich nicht damit abfinden, dass er auf andere angewiesen ist..."
„Muss er Sie deshalb unbedingt demütigen?" unterbrach Carlos sie sanft. „Sie sind sehr loyal ihm gegenüber. Auch wenn Ruy einer meiner besten Freunde ist, hätte ich mich beinah nicht beherrschen können und mich eingemischt. Ich verstehe nicht, weshalb er Sie so behandelt. Warum lassen Sie es sich überhaupt gefallen?"
„Weil ich ihn liebe", erwiderte Davina. „Das ist eigentlich absurd, denn er liebt mich nicht."
„Nein?" fragte Carlos. „Er ist aber eifersüchtig, das habe ich schon auf der Party gemerkt."
„Wenn Ruy eifersüchtig ist, dann nur, weil er mich als sein persönliches Eigentum betrachtet. Einen anderen Grund kann es nicht geben. Ich weiß, wen er wirklich liebt", fügte sie ge dankenlos hinzu und bereute es sogleich.
Carlos blickte sie mitleidig und verständnisvoll an. „So? Wer ist denn die Frau?"
„Carmelita", antwortete Davina heiser. „Er hat mich nur ge heiratet, um sie zu bestrafen." Sie verstand selbst nicht, warum sie sich Carlos anvertraute. Vielleicht lag es daran, dass sie die ganze Belastung und die schwierige Situation kaum noch ertragen konnte.
„Dann wäre er ausgesprochen dumm", erklärte Carlos skeptisch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so eine Frau Ihnen vorzieht. Ich kenne Carmelita gut. Der Mann, den sie geheiratet hat, war mit Concepcion verlobt. Es war noch nicht offiziell, aber allen war klar, dass die beiden heiraten wollten. Er ist sehr reich, und ich bin überzeugt, dass Carmelita ihn nur wegen seines riesigen Vermögens ihrer Cousine ausgespannt hat.
Obwohl Concepcion es nicht zugibt, hat sie sehr darunter gelitten. In Spanien ist es für eine junge Frau immer noch demütigend, von einem Mann sitzen gelassen zu werden.
Ruy und ich haben uns darüber unterhalten. Ich wusste, dass er und Carmelita befreundet waren, und habe ihn gebeten, sie von ihrem Entschluss abzubringen oder es zumindest zu versuchen. Er hat sich jedoch geweigert, sich einzumischen."
„Dafür wird er seine Gründe haben", entgegnete Davina verbittert. „Ach, es ist sinnlos.
Ich wünschte, ich wäre nicht zurückgekommen ..." Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen, die sie rasch wegwischte.
„Sie Arme", sagte Carlos sanft. „Sie müssen Ihrem Mann klarmachen, dass er Sie nicht vernachlässigen darf. Es gibt Männer genug, die sich Ihnen gegenüber ganz anders verhalten würden. Ich würde Sie jedenfalls liebevoll und respektvoll behandeln." Er nahm ihre Hand, hob sie an die Lippen und küsste langsam ihre Finger. „Sie sind ungemein schön, Davina. Wenn ich nicht so viel Achtung vor Ihrem Mann hätte, würde ich versuchen, Sie ihm auszuspannen. Doch so ..." Auf einmal drückte er ihre Hand fester, und ehe Davina begriff, was er vorhatte, beugte er sich zu ihr hinüber und berührte federleicht ihre Lippen. Dann ließ er sie los und flüsterte an ihrem Ohr: „Ruy ist da und beobachtet uns. Es wird ihm bestimmt nicht gefallen, was er sieht." Er lehnte sich wieder zurück.
Davina drehte sich um. Ruy saß an der Tür in seinem Rollstuhl, und sein Gesicht war vor Zorn verzerrt. Sogleich sprang sie auf und eilte zu ihm. Doch er drehte verärgert den Rollstuhl mit einer so heftigen Bewegung herum, dass er an die Tür stieß.
„Ruy ...", rief Davina aus.
Er fluchte vor sich hin und ignorierte sie, während er sich mit beinah übermenschlicher Anstrengung aufrichtete und hinstellte. In dem Moment kam Rodriguez von irgendwoher angelaufen und hielt entsetzt den Atem an. Ruy schien das Gleichgewicht zu verlieren.
Davina war als Erste bei ihm. Sie legte die Arme um ihn, um ihn festzuhalten. Aber er stieß sie so brutal von sich, dass sie gegen die Steinmauer prallte und sich am Arm verletzte. Schließlich half ihm Rodriguez wieder in den Rollstuhl und fuhr ihn ins Haus.
„O Carlos, warum haben Sie ihn gereizt?" fragte Davina ihn vorwurfsvoll, als sie wieder allein waren.
„Warum hätte ich es nicht tun sollen?" antwortete er und lächelte entwaffnend. „Ich küsse schöne Frauen gern. Außerdem wollte ich ausprobieren, ob meine Theorie stimmt.
Sie sind Ruy nicht so gleichgültig, wie Sie denken, dessen bin ich mir absolut sicher.
Man muss ihn nur etwas eifersüchtig machen und ihn zwingen, sich
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