Viva Espana
gern ohne meine Ausrüstung beweisen müssen, dass ich mit einem Stier fertig werde."
Davina musste lachen. Und das hatte Carlos auch beabsichtigt. Trotzdem hatte sie Angst. Die Stiere mussten den nicht eingezäunten Hof überqueren, ehe sie zum Abtransport in die Boxen gesperrt werden konnten. Deshalb stimmte sie sogleich zu, als Carlos sie am Arm packte und vorschlug, ins Haus zu gehen.
„Sie haben an Ruy gedacht, stimmt's?" fragte er freundlich.
Sie nickte. „Haben Sie eigentlich keine Angst?"
„Weil es mir vielleicht eines Tages genauso ergehen könnte wie ihm?" Carlos' Stimme klang nachdenklich. „Natürlich kann man solche Gedanken nicht verdrängen. Aber liegt nicht auch in der Gefahr der besondere Reiz? Ist es nicht faszinierend, den Hauch des Todes so nah zu spüren, dass man das Gefühl hat, er berühre einen schon? Und dann freut man sich wie wahnsinnig, wieder einmal davongekommen zu sein. Es ist jedoch ernüchternd, Ruy in seinem jetzigen Zustand zu sehen. Ich erinnere mich noch gut an unsere Studenten jähre in Sevilla. Er war immer ein unglaublich attraktiver Mann und ständig von schönen jungen Frauen umgeben." Er zuckte die Schultern und lächelte wehmütig.
„Ruy war jedoch trotz seines Charmes ein sehr ernsthafter Mensch", fuhr er fort. „Die Verantwortung, die ihm schon früh auferlegt wurde, hat ihn geprägt. Er war erst fünfzehn, als sein Vater starb, und er musste rasch erwachsen werden. Ich habe mich sehr für ihn gefreut, als ich erfuhr, dass er eine Engländerin geheiratet hat. Man hat mir erzählt, seine Frau sei sehr scheu, und ihr Haar habe die Farbe von Sand, der im Mondschein schimmert. Obwohl er arrogant und überheblich wirkt, sehnt er sich nach Liebe, er braucht das Gefühl, geliebt zu werden. Er wäre nie mit einer rein sexuellen Beziehung zufrieden. Dafür empfindet er viel zu tief."
Wahrscheinlich hat er Recht, tragisch ist nur, dass Ruy sich nach Carmelitas Liebe sehnt, aber nicht nach meiner, dachte Davina schmerzerfüllt.
Vor dem Haus kam ihnen Jamie aufgeregt entgegen. „Guck mal, was Daddy mir geschenkt hat!" rief er aus. Auf einem Stuhl lag ein roter Ledersattel, der zu den Zügeln passte, die Rodriguez ihm am Tag zuvor gegeben hatte. Der Kindersattel war offenbar extra für Jamie angefertigt worden. Ruy liebt seinen Sohn wirklich, doch mir gegenüber zeigt er sich von einer ganz anderen Seite, überlegte Davina. Sie bezweifelte, dass sie jemals seinen hasserfüllten Blick würde vergessen können, mit dem er sie am Abend zuvor so grob weggestoßen hatte, als sie ihm hatte helfen wollen.
„Deinen Sattel musst du selbst pflegen", erklärte Ruy dem Jungen. „Rodriguez zeigt dir, wie man es macht." Er betrachtete Davina in ihren engen Jeans und dem T-Shirt. Es war nach dem vielen Waschen eingelaufen und schmiegte sich jetzt eng an ihre vollen Brüste. Viel zu lange richtete Ruy den Blick auf ihre Brustspitzen, die sich deutlich unter dem feinen Material abzeichneten.
Plötzlich verspürte sie ein Kribbeln im Bauch, und eine beinah unerträgliche Hitze breitete sich in ihrem Körper aus. Sie gestand sich ein, dass sie ihn begehrte. Wenn er sie in dem Moment berührt hätte, wären ihm ihre Gefühle nicht verborgen geblieben.
Unvermittelt drehte sie sich um und eilte ins Schlafzimmer.
Sie lag auf dem Bett und sah ins Leere, als Ruy hereinkam.
Sogleich richtete sie sich auf und blickte ihn unsicher und leicht besorgt an.
„Träumst du von deinem Geliebten?" fragte er ironisch. „Stellst du dir vor, wie sich seine Hände auf deinem Körper anfühlen? Hast du dich etwa deshalb so aufreizend angezogen? Du liebe Zeit", stieß er hervor und kam auf sie zu, „wenn du dich so sehr nach der Berührung eines Mannes sehnst, dass du unbedingt allein sein musst, um in Ruhe träumen zu können, dann kann ich das Problem für dich lösen. Meine Hände funktionieren noch perfekt."
Davina wich zurück. Sie bemerkte, wie sich sein Hemd über seiner muskulösen Brust und den kräftigen Schultern spannte, während er sie an den Armen packte. Er hielt sie so fest, dass es schmerzte.
„Nein", rief sie instinktiv und angespannt aus. Seine Miene wirkte entschlossen und sein Blick geradezu Furcht erregend. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut.
„Du sagst offenbar immer dann Nein, wenn du Ja meinst", spottete er sanft und zog sie vom Bett. Sie hatte keine Chance, sich zu wehren, dazu war er viel zu stark.
Halb saß sie, halb lag sie auf seinem Schoß und konnte
Weitere Kostenlose Bücher