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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Ich hab mich drauf eingestellt. |157| Ich hab aus der Bücherei eine Schwarte mitgehen lassen
(Schnelle Kisten)
und eine Coladose und ein Käse-Zwiebel-Brötchen eingesteckt. (Zum Essen bin ich allerdings viel zu aufgeregt.) Aber als ich die Cola grade aufgemacht habe, kommt der Typ schon wieder rein und verkündet, dass ich gehen kann.
    Ich schlendre am Aufnahmetresen vorbei und da steht meine Mutter und wartet auf mich. Sie ist braun gebrannt und strahlt übers ganze Gesicht. Nicht zu fassen, dass sie es tatsächlich geschafft hat, pünktlich hier aufzukreuzen.
    Ich fühl mich super.
    »Hallo.« Sie tätschelt mir die Schulter. Ich bin so aufgekratzt, dass ich endlich hier rauskomme, dass ich ihr einen Kuss gebe.
    »Oh – danke schön.« Sie sieht mich nicht an. »Na dann komm.« Sie wirkt irgendwie aufgedreht. Dieser Ausflug ist eine große Sache für sie.
    Der Typ am Tresen drückt einen Knopf und die Tür schwingt auf. Ich laufe los, bevor es sich irgendwer anders überlegt, und trete hinaus in die Freiheit. Draußen ist es wärmer als drinnen. Ich schaue in den grauen Himmel und blicke den Möwen nach. Die da drin sehen mich nie wieder, ich schwör’s.
    Mum geht rüber zum Parkplatz.
    »Der Bus hält da drüben«, rufe ich und zeige in die andere Richtung.
    »Wir werden gefahren. Es war mir zu weit mit dem Bus.«
    Bestimmt fährt uns Michael, dann muss ich mir den Rücksitz mit einem Berg Gemüse teilen. Aber Mum bleibt |158| neben einem schwarzen Ford Escort stehen. Den kenne ich noch nicht. Vielleicht ist Mr Fuller ja mitgekommen. Der Typ hat mich in letzter Zeit oft genug verblüfft.
    Stattdessen steigt ein großer, abartig dünner Mann aus. Er glotzt mich aus halb geschlossenen Augen an. Ich bin kein Hippie oder so, aber ich spüre ganz deutlich, dass von ihm voll miese Schwingungen ausgehen. Als ob er irgendwelche Laserstrahlen auf mich abschießt. Er ist es. Ich weiß es. Und sein Gesicht ist   … irgendwie leer. Meine gute Laune ist futsch. Mir ist zumute, als ob mir jemand in den Magen tritt, als ob rundrum lauter Türen zuschlagen.
    »Das ist Lenny Darling, Chas.«
    Wenigstens weiß sie inzwischen, wie er richtig heißt. »Der Wagen gehört ihm.« Sie sagt es, als ob das was Besonderes wär.
    Lenny raunt meiner Mutter etwas zu. Ich blicke hoch und sehe die Umrisse von Leuten an den Knastfenstern.
    Wir mustern einander. Mum plappert weiter irgendwas vom Verkehr auf der Hinfahrt, aber keiner von uns beiden hört richtig zu.
    Er ist einer von den Typen, die einem sofort auffallen, selbst wenn man ihn nicht kennt. Erstens ist er so blass, dass er aussieht wie kurz vorm Abkratzen. Sein Anblick erinnert mich dran, wie’s ist, wenn man richtig doll friert: Das Blut geht aus den Fingern raus und sie werden ganz weiß, dünn und schrumplig. So sieht der Typ von oben bis unten aus. Und er ist riesengroß. Abartig. Und irre dünn. Er trägt einen Gürtel und seine Taille ist schmaler als die von Lexi Juby. Aber das Unheimlichste sind seine Augen. Sie gucken |159| ganz starr, ohne zu blinzeln, wie Reptilienaugen. Ich weiß, dass man so was eigentlich nicht sagt, aber der Typ ist grottenhässlich. Mann, hat meine Mum einen miesen Geschmack! Mein Dad war zwar nicht direkt ein gut aussehender Mann, dafür hat er zu viel und zu lange gesoffen, aber er sah um Klassen besser aus als Lenny Darling.
    »Das ist also der berühmte F-Fußballer .« Lenny hat eine heisere Flüsterstimme und stottert ein bisschen. »Wie man sieht, hast du das Bodybuilding im Bau ein bisschen schleifen lassen. Hoffentlich verringert das nicht deine Chancen auf einen Medizinstudienplatz.«
    Kurz entschlossen wende ich mich an meine Mutter. »Ich nehm den Bus.«
    Sie guckt bestürzt. »Chas! Sei doch nicht immer so!«
    »Tut mir leid, dass wir nicht mit dem Jaguar gekommen sind«, ruft Lenny.
    Ich lasse die beiden auf dem Parkplatz stehen. Das wird mir alles zu viel.
    Ich stehe an der Bushaltestelle. Schon zwanzig Minuten. Das weiß ich, weil man die verdammte Knastuhr läuten hört. Dieses Geläute will ich NIE IM LEBEN mehr hören. Es hat angefangen zu regnen. Ich muss aufs Klo, ich habe Hunger und der Scheißbus kommt nicht. Aber ich hab mich wieder ein bisschen abgeregt.
    Ein Auto hält direkt vor mir und das Fenster fährt runter. Pommesduft weht mir entgegen und mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
    »Komm schon, Chas, sei nicht albern.« Meine Mutter beugt sich aus dem Beifahrerfenster.
    |160| »Wir haben dir Pommes geholt, die

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