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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich herum entstehen zu lassen, doch auch dieser Fähigkeit war er beraubt. Als ihm klar wurde, daß er nichts unternehmen konnte, weil sein Haar nicht annähernd so lang war wie ihres, versuchte er statt dessen, das Beste daraus zu machen. »Hallo. Ich bin Prinz Vore.«
    »Ich bin Prinzessin Nada.« Aus irgendeinem Grund, den sie beide nicht verstanden, gab keiner von ihnen mehr als dies preis.
    »Du bist die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe, soweit ich mich erinnern kann.« Als Eröffnungszug für eine Konversation fehlte es dieser Bemerkung entschieden an Finesse, doch sie nahm es gutmütig hin. »Und du bist der attraktivste Mann, den ich kenne. Auch wenn du noch so jung bist.«
    Achselzuckend erwiderte er: »Ich bin, wie ich bin. Weißt du vielleicht, wie wir hierhergekommen sind?«
    »Das wollte ich dich auch gerade fragen. Gerade befand ich mich noch in meinem königlichen Gemach, da erwachte ich auch schon im näch s ten Augenblick hier neben dir. Du schliefst gerade.«
    »Ach ja? Als ich vorhin erwachte, warst du es aber, die schlief.«
    Sie schürzte nachdenklich die Lippen, was außerordentlich hübsch au s fiel. »Ich glaube, wir sind verzaubert worden.«
    »Ganz meine Rede. Wozu?«
    Sie überlegte. »Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir mein V a ter als Kind erzählte. Dabei ging es um einen Dämonenwettbewerb – aber das ist unwichtig. Aber vielleicht hat uns auch jemand entführt und will Lösegeld erpressen.«
    »Aber wozu uns dann entkleiden?«
    »Vielleicht, damit wir nicht unbemerkt fliehen können?«
    »Prinzessin Nada, ich glaube, du würdest überall Aufmerksamkeit err e gen, gleich wie sehr oder wie wenig du bekleidet bist.«
    »Ich vermute mal, das soll ein Kompliment sein.«
    »Stimmt.«
    »Dann danke ich dir dafür. Meinst du, daß wir uns irgendwie aus di e sem Brunnen befreien können?«
    Er ließ den Blick umherschweifen. Das weiche Zeug, aus dem das Bett bestand, schien formbar zu sein. Er nahm etwas davon und machte da r aus ein Seil. »Wenn dieses Zeug stark genug sein sollte, kann ich daraus vielleicht ein Seil anfertigen, mit dem wir die Zinne dort oben erreichen können.«
    »Ich helfe dir dabei«, erbot sie sich sofort.
    Also machten sie sich an die Arbeit, und sie taten es so geschickt, daß sie schon bald ein ordentliches, kräftiges Seil geflochten hatten. Nadas Finger kümmerten sich um die feinen Fäden, während seine Hände das starke Seil handhabten. Sie bewunderte seine Hände – unter anderem –, und er bewunderte ihre Finger – ebenfalls unter anderem.
    Als der Strick eine ausreichende Länge hatte, band ihn Vore an einem Ende zu einer Schlinge, die er elegant über eine Zinne warf. Dann ha n gelte er sich daran empor, wobei sich seine Muskeln sehr anstrengen mußten, weil er es nicht gewohnt war, auf derart anstrengende Weise eine Mauer zu erklimmen. Als er oben angekommen war, nahm er auf der Zinne Platz und blickte hinunter. »Du bist dran, Nada!« rief er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich bin nicht so stark wie du, Vore. Ich kann mich nicht so einfach mir nichts, dir nichts hinaufha n geln, wie du es getan hast. Vielleicht solltest du einfach weitermachen und sehen, daß du freikommst.«
    Er sah sie etwas genauer an und stellte fest, daß ihr Fleisch, im Gege n satz zu seinem, das sich in Form von Muskeln an seinen Armen bünde l te, vor allem die Gestalt von Kurven auf ihrem Oberkörper und an den Beinen annahm. Damit ließ sich tatsächlich schwer hangeln. »Auf keinen Fall, Nada. Mach unten am Seil eine Schlaufe, und setz dich hinein, dann ziehe ich dich hinauf.«
    Das tat sie, und schon bald hatte er sie ebenfalls nach oben befördert. Nun sahen die beiden sich um.
    Sie befanden sich auf der Spitze eines Turms, der wiederum Teil eines formidablen Schlosses war. Das Schloß wiederum stand auf einer weißen Insel mitten in einem dunkelblauen Meer.
    »Sollen wir uns nach unten begeben und dann im Schloß nachfragen?« fragte Nada.
    »Deine Vertrauensseligkeit gefällt mir. Aber ich hege den Verdacht, daß diejenigen, die in diesem Schloß hausen, die gleichen sind, die uns hier festgesetzt haben, und mit denen sollten wir nach Möglichkeit lieber nicht zusammenkommen.«
    »Mir gefällt deine vernunftbetonte Vorsicht. Gewiß hast du recht, und mein Vorschlag war töricht. Was sollen wir denn dann tun?«
    Einen Augenblick lang standen sie einander gegenüber, und jeder wu r de sich bewußt, welch ein Abbild der Schönheit der

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