Vogel-Scheuche
ich wieder Dämonisches tun. Aber w a rum bereitet dir das Unbehagen?«
»Weil du gleich in einer Wolke höhnischen Gelächters für immer ve r schwinden wirst, und weil ich dann begreifen werde, wie töricht es von mir war, zu glauben, du wärst nett. Denn Dämonen haben keine Seele und folglich auch kein Gewissen, weshalb sie auch nicht lieben können.«
Darüber dachte Vore nach. »Früher hätte das vielleicht gestimmt. Aber jetzt habe ich dich kennengelernt, und ich denke mir, da mein Vater mich schon zur Heirat ermahnt hat, daß du diejenige bist, die ich gerne ehelichen würde. Du besitzt Qualitäten, die ich früher bei sterblichen Kreaturen nie zu würdigen gewußt habe, und außerdem bist du eine Prinzessin.«
Nada lachte, doch es klang etwas verbittert. »Ich glaube nicht, daß i r gendein Mann jemals irgendwelche Qualitäten an mir bemerkt, höch s tens meine äußere Gestalt. Aber du würdest mich bestimmt nicht heir a ten, dann würdest du nämlich die Hälfte meiner Seele bekommen und dich auf eine Weise binden, wie es dir noch nie widerfahren ist.«
»Das ist mir klar. Aber vielleicht ist es die Sache wert. Kannst du denn eine Seelenhälfte entbehren?«
»Um einen Dämonenprinzen zu heiraten? Ich denke schon. Auch wenn er noch so jung ist.«
»Na ja, ich bin immerhin zweitausenddreihundert Jahre alt.«
»Was nach menschlicher Rechnung dreiundzwanzig entspricht. Ich hätte nie geglaubt, daß ich mich einmal in einen jüngeren Mann verlieben würde.« Achselzuckend fuhr sie fort: »Aber so etwas passiert nun einmal, damit muß man leben.«
Das Boot setzte auf dem Boden auf. »Dann haben wir ja vielleicht di e selben Interessen«, überlegte Vore. »Ich denke, wir sollten die Sache lieber formal abschließen, bevor unsere Verfolger oder Gegner wieder zuschlagen können.« Er nahm ihre Hand. »Prinzessin Nada, willst du…«
Da brach plötzlich aus einer nahegelegenen Höhle ein Drachen aus und kam donnernd auf sie zu. Sofort verwandelte sich Nada in eine Ri e senschlange, erschien in Vores freier Hand ein bösartig funkelndes Schwert.
Der Drachen geriet ins Stocken.
»… mich heiraten?« fuhr Vore fort.
Schließlich entschied der Drachen sich doch zum Angriff. Aber die Schlange biß ihn ins Genick, und der Dämon stieß ihm das Schwert bis ans Heft die Nase hinauf. Der Drachen nieste, weil ihm nicht besonders wohl zumute war, und wich zurück.
Nun erschien wieder Nadas Kopf auf dem Schlangenleib. »Ja«, sagte sie.
Das Schwert verschwand. Der Dämon nahm den Schlangenleib in die Arme und küßte das Menschengesicht. »Dann sind wir einander verspr o chen«, sagte er.
»Einverstanden«, erwiderte sie und nahm wieder volle menschliche Gestalt an. Dann küßten sie sich.
Plötzlich waren sie von verschiedenen Leuten umringt, darunter auch der Dämonenprofessor Fetthuf. »Ich habe es genau gehört!« sagte er triumphierend. »Ich werde persönlich die Zeremonie im Namenlosen Schloß, aus dem ihr gerade entflohen seid, durchführen, und zwar sofort nach Prozeßende.«
Auch König Nabob war darunter. »Auch ich bin Zeuge. Die Hochzeit soll in vierzehn Tagen stattfinden. Es wird ein Bündnis zwischen Naga und Dämonen geben.«
Die dritte war die Dämonin Metria. »Und außerdem geschieht es euch recht«, meinte sie. Dann wandte sie sich an die vierte Gestalt. »Jenny Elfe, ich muß mir mal deinen Kater ausleihen.«
Jenny wirkte überrascht. »Meinen Kater? Sammy?«
»Ja. Der Professor wollte mir nicht verraten, wo ich dich finden kann, bis ich schließlich einwilligte, seinen Sohn für ihn zu verheiraten. Jetzt, da das erledigt ist, kann ich meine Mission endlich fortsetzen.«
Nada und Vore drehten sich zu ihr um. »Mission?« fragte Nada, die i r gendwie nicht besonders erfreut zu sein schien. »Ich dachte, du wärst nur gekommen, um Jenny und mir die Vorladungen zu überreichen.«
»Das auch.«
»Dann war das ganze hier geplant?« fragte Vore, der seltsamerweise ähnlich unzufrieden wirkte.
»Natürlich. Das war der Schönheitswettbewerb der Dämonen.«
Vore und Nada wechselten einen Blick, in dem noch etwas anderes, Schreckliches mitschwang. »Ich denke, wir sollten zur Auflösung der Ver- …«, fing Nada an.
Fetthuf fixierte sie mit seiner patentierten Finstermiene und brachte sie mitten im Satz zum Verstummen. »Das glaube ich aber nicht.«
»Sie hat recht«, meinte Vore. »Wir sollten eine solche Einmischung in unser Leben nicht klaglos…«
»Dann schau sie an und sprich es
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