Vogelfrei
Ciorram geboren worden, aber eines war kurz nach der Geburt gestorben, und die Ernte war dieses Jahr gut gewesen.
Ferner berichtete Robin, dass Iain Mórs Sutherland-Vettern treue Untertanen der Krone waren, jedermann aber damit rechnete, dass sich Iain auf die Seite der Jakobiten schlagen werde, vor allem jetzt, da ihm wegen angeblicher Schulden ein Teil seiner Ländereien weggenommen worden sei. »Außerdem«, Robin legte eine Pause ein, ehe er mit gedämpfter Stimme fortfuhr, »habe ich Neuigkeiten aus Edinburgh für Iain Mór.« Sein Tonfall besagte deutlich, dass diese Neuigkeiten auch für Dylan von Interesse waren.
Cait. Es musste Cait betreffen. War ihr Mann gestorben? Schwebte sie etwa in Gefahr? »Was ist denn passiert?«, fragte er heiser.
Robin zögerte, dann sagte er langsam: »Der Laird ist Großvater, vor einem Monat hat seine Tochter ein Kind zur Welt gebracht.«
Dylans Herz setzte einen Moment lang aus. Er wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Endlich krächzte er: »Vor einem Monat?«
»Am zwanzigsten Januar. Einen großen, kräftigen Jungen. Sie hat ihn Ciaran genannt.«
Eine Weile herrschte Schweigen, während Dylan nachdachte. Wenn das Baby am zwanzigsten Januar geboren worden war, musste es Anfang Mai gezeugt worden sein. An Beltane. Cait hatte Ramsay erst Mitte Juni geheiratet und war Ende Mai nach Edinburgh gegangen. Ein Achtmonatskind war bestimmt nicht groß und kräftig, und in dieser Zeit mangelhafter medizinischer Versorgung wäre es wahrscheinlich erst gar nicht am Leben geblieben. Ciaran war Dylans Sohn, daran bestand kein Zweifel. Wenn ihm dies klar war, dann mussten es ebenso alle anderen wissen - auch Ramsay.
Er räusperte sich, weil ihm das Sprechen schwer fiel, dann fragte er: »Geht es ihr gut?«
Robin nickte. »Den Umständen entsprechend. Die Geburt verlief problemlos, und Ramsay hat sie nicht öffentlich bloßgestellt, aber er behandelt sie schlecht und betrachtet den Jungen nicht als seinen Sohn. Er gewährt ihnen Essen und ein Dach über dem Kopf, aber sein Zorn kennt keine Grenzen, und er ist ein grausamer Mann. Cait hat kein glückliches Leben mit ihm.«
Dylan wurde von einer Welle widersprüchlicher Gefühle überschwemmt. Er hatte das Gefühl, irgendetwas unternehmen zu müssen, wusste aber nur zu gut, dass er nichts, aber auch gar nichts tun konnte. Er sprang auf und tigerte in dem schmalen Raum auf und ab. Er hatte einen Sohn. Er war Vater geworden. Und er musste ohnmächtig zusehen, wie seine geliebte Cait litt, gefangen in einer Ehe, in der sie nicht glücklich war. Sie und ihr Kind waren im Heim ihres Mannes nur geduldet. Rasende Wut ergriff von ihm Besitz, und er wurde von dem glühenden Wunsch beseelt, Ramsay zu töten.
Robin fuhr fort: »Er demütigt sie öffentlich, und er bringt andere Frauen ins Haus. Und er schlägt sie.«
»Sie sollte sich von ihm scheiden lassen.«
Robin schwieg einen Moment, dann sagte er deutlich verärgert: »Du solltest dich schämen, an eine Scheidung überhaupt zu denken, Dylan. Selbst wenn der Papst es erlauben sollte - was Seine Heiligkeit ganz gewiss nicht tun wird -, würde ihr Vater sie als Hure verurteilen und verbannen. Er würde nie dulden, dass sie als geschiedene Frau in Ciorram bleibt.«
»Ramsay ist ein Ehebrecher!«
Robin senkte die Stimme. »Du weißt doch, wie es in der Welt zugeht, Dylan. Ich muss dir doch wohl nicht erklären ...« Er brach ab und musterte Dylan, als sähe er ihn zum ersten Mal. Ihm dämmerte, was in seinem Freund vorging. »Halt dich von ihr fern, Dylan«, warnte er. »Du kannst ihr nicht helfen.«
Dylan beugte sich über den Tisch; bereit, seine Wut an Robin auszulassen. »Ich werde ihn umbringen. Er hat sie mir weggenommen. Dieses Kind ist mein Sohn. Er ...« Seine Stimme brach, und er richtete sich auf. Erst jetzt begriff er voll und ganz, was die Existenz dieses Kindes bedeutete. Eine große Leere breitete sich in ihm aus, und er musste die aufsteigenden Tränen unterdrücken. »Ich gehe nach Edinburgh.«
Robin sprang auf und packte Dylan am Arm. »Nein, das kannst du nicht tun. Du würdest alles für beide nur noch schlimmer machen. Bis jetzt hat Ramsay das Kind noch nicht öffentlich als Bastard bezeichnet, aber wenn du dort auftauchst und Ansprüche stellst, wird er es tun. Ihm bleibt dann gar keine andere Wahl.«
Dylan machte sich los, warf seinen Mantel über, schob sein Schwert in die Scheide und hängte sich sein Wehrgehänge um. »Gut. Dann werde ich sie zu
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