Vogelfrei
Pferde und schwangen dabei drohend ihre Schwerter. Der Soldat, der die Packpferde am Zügel führte, griff nach seiner Muskete. Seamus schleuderte blitzschnell seinen Dolch in seine Richtung und traf den Mann in den Rücken. Der Soldat krümmte sich zusammen und gab einen gurgelnden Laut von sich, dann wurden seine Augen glasig, und er sackte im Sattel vornüber; einen Moment später tropfte Blut vom Schoß seines roten Rockes auf die Satteldecke. Ungerührt zog Seamus dem Sterbenden das Messer aus dem Leib und wischte es an dessen Rock sauber. Die Reiter rutschten unruhig im Sattel herum, sie wagten nicht, sich zur Wehr zu setzen, obwohl sie sahen, dass die Räuber nicht über genügend Schusswaffen verfügten, um alle Engländer in Schach zu halten.
»So, und jetzt händigt ihr eure Waffen dem jungen Mann da aus«, befahl Alasdair. Coll MacGregor trat vor und sammelte die Musketen und Pistolen ein, die ihm widerwillig entgegengestreckt wurden. Er schob die Pistolen in seinen Gürtel und legte alle Musketen bis auf eine auf den Boden, ehe er sich abwandte.
Alasdair wies die Männer an, abzusteigen und sich ein paar Schritte von ihren Pferden zu entfernen. Auf sein Nicken hin bestieg James eines der Tiere und nahm die Zügel der Packpferde.
Der Zivilist nutzte diesen Augenblick, um die Flucht zu ergreifen. Alasdair schoss auf ihn, verfehlte aber sein Ziel. »Mac a'Chlaidheimh!«, brüllte er wütend, doch Dylan, der direkt neben dem Mann gestanden hatte, hatte die Verfolgung bereits aufgenommen. Der Flüchtige verschwand im Wald und lief auf den Fluss zu. Dylan setzte ihm nach, riss beim Laufen Brigid aus seiner Gamasche und schob das Schwert in die Scheide. Die Bäume standen hier so dicht beieinander, dass ihm die Waffe nur hinderlich war. Er konnte es kaum erwarten, diesem schmierigen Whig eine Lektion zu erteilen, er sollte lernen, in wessen Gebiet er sich hier befand. Im Laufe des letzten Jahres hatte er sich mit fast dem gesamten Gelände zwischen Glen Dochart und Stirling vertraut gemacht, und diese Gegend hatten sie vor dem Überfall sorgfältig ausgekundschaftet; daher wusste er, dass er sein Wild in eine Falle trieb. Der Fluss, dem sie stromaufwärts folgten, ergoss sich in einen kleinen See am Fuß eines Wasserfalls. Dieser See war zu drei Seiten von Granitfelsen eingeschlossen, Dylan brauchte dem Mann also nur den einzigen Fluchtweg zu versperren. Der Flüchtende blieb dann auch abrupt zwischen Farn und hohen, knorrigen Kiefern stehen, als er erkannte, dass der Weg hier endete. Er drehte sich nach allen Seiten um und wandte Dylan schließlich sein angstverzerrtes Gesicht zu.
»Bitte tötet mich nicht!« Angesichts des drohend auf ihn gerichteten Dolches begann er förmlich zu schlottern, ein großer, hagerer Mann mit scharfen Zügen, dessen weiße, gepuderte Perücke während seiner Flucht verrutscht war.
»Sagt mir einen Grund, warum ich Euch schonen sollte.« Dylan kam näher.
»Ich bin ein Jakobit! Ein treuer Gefolgsmann von James VIII.! Lang lebe König James!«
Dylans Augen wurden schmal. »Worte sind Schall und Rauch!«
Der Mann zögerte, schien sich seine nächsten Worte genau zu überlegen, dann gestand er: »Ich bin ein Freund von Iain Mór von Ciorram.« Das genügte, um Dylans Interesse zu wecken. Er ließ den Dolch sinken, und der Mann fuhr ermutigt fort: »Iain Mór ist ebenfalls ein Jakobit. Ich liefere ihm und seinen Anhängern Informationen.« Er straffte sich und rückte seine Perücke zurecht. In dem selbstgefälligen, fast schon überheblichen Ton eines Mannes, der seiner Sache ganz sicher ist, fügte er hinzu: »Ich bin mit seiner Tochter verheiratet, wenn Ihr es genau wissen wollt.«
Kalter Schweiß trat Dylan auf die Stirn. Mit schneidender Stimme fragte er: »Und wie lautet Euer Name?«
Aber er kannte die Antwort bereits.
21.
»Connor Alexander Ramsay aus Edinburgh.«
Dylans Faust schloss sich um Brigid, er musste all seine Selbstbeherrschung aufbieten, um Ramsay nicht auf der Stelle zu töten. Zähneknirschend erkundigte er sich: »Was, zum Teufel, habt Ihr hier zu suchen?«
Seine heftige Reaktion brachte Ramsay etwas aus der Fassung, er zwinkerte verwirrt, doch dann schien er zu begreifen, dass sein Leben nicht länger in Gefahr war. Sichtlich entspannter erklärte er: »Ich sagte doch schon, dass ich Informationen sammle und weitergebe. Ich habe mich den Soldaten angeschlossen, um sicher nach Fort William zu kommen, wo ich mich mit einem gewissen Major Bedford
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