Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vogelstimmen - Bernemann, D: Vogelstimmen

Titel: Vogelstimmen - Bernemann, D: Vogelstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
Vom Netzwerk:
plötzlich lachen, wie wir hier so standen, das Mädchen mit den Bildern auf der Haut und ich, nackt, vor meiner Wohnung, und ich suchte den Schlüssel in meiner Hose, die ich auf dem Arm trug. Wir waren unkontrollierte Trolle, sexuell aufgeladen, primitiv ohne Ende, aber es fühlte sich gut und konkret richtig an, so zu sein. Kai und Sarah waren mittlerweile geräuschärmer und ohnehin egal ...
    Ich öffnete die Tür und wir warfen unsere Kleiderbündel in den Flur. Wir küssten uns erneut, lang und feucht, und unsere Zungen lieferten sich eine sinnliche Schlacht in unserer gemeinsamen Mundhöhle. So standen wir voreinander, alle Synapsen waren mit der Aufrechterhaltung des Sinnbildes beschäftigt, dass Sex ein Gegenstand ist, der wichtiger als Atmen ist. Allein kann man nicht zusammen tanzen. Und wir tanzten ohne Musik, im Takt unserer Geilheit. Ich bewegte Caro langsam ins Schlafzimmer, und es war dunkel und ich machte das Licht an, denn ich wollte sie sehen und ihren gierigen Ausdruck genießen. Ich warf sie aufs Bett, nicht in brutaler Art und Weise, sondern einfach um etwas zu tun, was eine Handlungsrichtung vorgab. Da lag sie dann, lächelte besonnen und besoffen, und ich schaute sie an und dann ließ ich mich zu ihr runtersinken. Ich wusste um die Existenz einer Packung Kondome im Beistellnachtschrank, die lagen da schon länger, und ich griff in die Lade und kramte nach der Packung. Die Folie flog, dann hatte mein Schwanz eine Schutzhülle an, und ich drehte mir die Caro um, auf die Kinski-Seite, und sie hob leicht ihren Arsch an und jetzt war der Zeitpunkt da, sie zu ficken. Es fühlte sich an wie der erste Schluck Wasser nach fünf Stunden Bergwanderung bei 30 Grad. Ich gelangte in sie, lediglich getrennt von einer dünnen Latexhaut, aber ihr Innerstes strahlte durch alle Hautschichten in meinen Kern.
    Das Allerschönste am Sex ist der Moment des ersten Vaginalkontaktes und diese Millisekunde, in der man feststellt, dass ein Orgasmus unaufhaltsam sein wird. Ich wollte sie weder blutig bumsen noch in irgendeiner Form in die Ecke ficken; nein, hier würde Liebe gemacht werden, das künstliche Konstrukt aus Zweisamkeit sollte hier in diesem, meinem Bett stattfinden, und bald darauf schwamm ich in ihrem See und ich war zärtlich. Nach fünf oder sechs Stößen bemerkte ich meine Besoffenheit, Kinski starrte mich an und ich wurde schneller. Sex hat aber leider die Eigenschaft, nicht über dem Tempo der eigenen Atmung stattfinden zu können.
    Caro machte wunderbare Geräusche, Sounds, die nur aus einer Frau kommen können, die frei von sexuellen Komplexen ist. So buchstabierte sie den Begriff Kontraktion mit ihrer Vagina, und es fühlte sich an, als sei ich zufällig in ein Paradies geraten, das mir gefühlstechnisch und bewusstseinsmäßig mindestens drei Nummern zu romantisch war. Aber ich liebte es, Bewegung und Geräusch, wir harmonierten. Caro ließ ihren Arsch kreisen, ich war in ihr, bestand nur aus Gleiten und ein wenig aus Fliegen ohne Flügel.
    Ich fühlte mich wie ein Kind, das in einer Höhle ein Geheimnis suchte. Außerdem war ich derart besoffen, dass die Vokabel «nein» in Bezug auf triebhafte Beschleunigung meiner Taten eh nicht mehr existent war. Der ganze fickende Körper bestand nur aus Rauschzustand, und in einer Ecke meiner Seele fand ein Kindergeburtstag statt und ich war der Beschenkte und auf einem kleinen, mit blauem Geschenkpapier umwickelten Päckchen stand «Glück» und ...
    ... plötzlich fing Kinski an zu sprechen, der Alkohol hatte mein Gehirn wohl mehr attackiert, als ich es zunächst vermutet hatte. Leise sprach er, fast zärtlich fabulierend. Ich stieß weiter, in konsequentem Konstanttempo, während Klaus mir sagte: «Liebe ist unerklärlich, ich glaube, das Wort ist viel zu schwach dafür.» Das sagte er mir sehr deutlich, während ich Caro immer schneller werdend von hinten fickte. Er starrte mich dabei an. Ich hielt ihm die Augen zu und Kinski schrie mich an: «Ich werde öfter geschlechtskrank, als andere sich erkälten ...» Was sollte das jetzt? Sein Mund bewegte sich. Er strich sich, wie ich es bereits von ihm aus alten Interviews kannte, mit der Zunge über die Lippen, um diese zu befeuchten. «Es ist schwer für mich, mir vorzustellen, wie die Würmer mich auffressen werden. Ich denke nie an den Tod. Ich habe nicht mal richtig angefangen zu leben.» Mit der Aussprache des Wortes leben, bemerkte ich, dass der Zeitpunkt gekommen war. Unaussprechlichkeit.

Weitere Kostenlose Bücher