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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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bis nach Hause geschafft?
Respekt.« Er klopfte dem Jungen auf die Schulter: »Ein Indianer kennt keinen
Schmerz, was? Bist halt doch der Sohn deines Vaters.« Dann erinnerte er sich an
den Champagner und zog triumphierend die Flasche aus der Plastiktüte. »Schau
mal, Fiona, was ich hier Feines habe! Ein kleines Geschenk von Pauline
Schredl.«
    »Von wem?«, fragte Fiona.
    »Von der Steinbruchbesitzerin, die wir heute besucht
haben, der Spargel und ich. Wir konnten ihr mitteilen, dass sie ab sofort
stolze Eigentümerin eines Archaeopteryx ist. Mit dem hier sollen wir uns einen
schönen Abend machen.« Morgenstern deutete auf das Etikett. »Echter Champagner.
Kein Fusel.«
    »Hoffentlich hast du ihn nicht zu heftig geschüttelt.«
    »Ähm, ich glaube nicht, höchstens ein bisschen. Ich
lege die Flasche in den Kühlschrank. Die gibt’s erst in zwei Stunden, und bis
dahin kann sie sich beruhigen.«
    Aber
Morgenstern lag falsch. Als er mit der üblichen furchtsamen Vorsicht den Korken
aus der Flasche ruckelte, flog dieser mit einem Mal geschossartig an die
Küchendecke, wo er einen dunklen Fleck hinterließ. Nur eine Hundertstelsekunde
später entwich etwa ein Drittel des Flascheninhalts als unkontrollierbare
Fontäne aus seinem gläsernen Gefängnis und überschwemmte den Küchenboden.
    »Starke Show, Papa! Wie bei der Formel 1!«, kommentierte Marius ironisch, der
sich anscheinend bereits von seiner Schnittverletzung erholt hatte und nun
merklich Oberwasser bekam. Während Bastian Applaus klatschte, rannte Fiona los,
um einen Putzeimer zu holen.
    »Immer das Gleiche!«, stöhnte sie, als sie den
Champagner aufwischte.
    »Siehst du, deswegen trinken wir normalerweise auch
nur Wein«, erklärte Morgenstern und hielt die dickwandige Flasche gegen das
Licht. »Ein knapper halber Liter dürfte noch drin sein. Das sollte für uns
beide genügen.«
    »Und wir? Was ist mit uns?«, meldete sich Marius zu
Wort, der ebenso wie Bastian längst mitbekommen hatte, dass hier ein für sie
unbekanntes Luxusgut konsumiert werden sollte.
    »Ihr dürft euch bettfertig machen«, ordnete
Morgenstern an und deutete wie ein Feldherr in der Schlacht mit einer
raumgreifenden Armbewegung Richtung Kinderzimmer.
    »So eine fiese Gemeinheit«, maulte Bastian, trottete
aber brav davon, und Marius folgte ihm langsam.
    Nachdenklich blickte Morgenstern dem Jungen nach, der
seinen bandagierten Fuß in Schonhaltung nachzog.
    »Und?
Wie läuft’s jetzt im Dienst?«, fragte Fiona, als sie das erste Glas Champagner
getrunken hatten.
    »Prima, das kannst du dir ja denken. Der Spargel und
ich gelten ab sofort als die Supernasen des Präsidiums. Einen besseren Einstand
hätte es für mich kaum geben können. Nach vier Monaten schon so ein Hammer!«
    Fiona drehte ihr Glas in der Hand. »Kaum zu glauben,
dass es da draußen tatsächlich Leute gibt, die fähig sind, einen Menschen für
ein bloßes Stück Stein umzubringen. Allein die Vorstellung macht mir Angst.«
    »Mir auch, das kannst du mir glauben. Aber die beiden
Studenten werden niemandem mehr Angst machen, dafür werden wir sorgen.«
    »Meinst du, die bekommen lebenslänglich?«
    »Weiß nicht«, zweifelte Morgenstern, »das hängt ganz
davon ab, ob wir herausfinden, wer beim Odelgrubenmord der Haupttäter war. Und
beim Mord an Herrn Önemir warten wir ja sowieso noch auf das Geständnis. Aber
das kommt, da bin ich mir ganz sicher, auch wenn sie momentan noch alles
leugnen. Ich hoffe, ihr Anwalt wird ihnen klarmachen, dass ihre Lage
aussichtslos ist. Ein paar Wochen U-Haft, und die Burschen werden mürbe sein.
Dann verklickern wir ihnen, dass es auf ein Geständnis mehr oder weniger auch
nicht ankommt.«
    Fiona sah Morgenstern mit einem sonderbaren Blick von
der Seite an. »Du machst es dir ganz schön einfach, Mike. Merkst du das
eigentlich? Was weißt du denn schon von diesem Mord in Wintershof? Gar nichts.«
    Morgenstern schwieg beleidigt, schenkte sich
Champagner nach und spülte sich damit den Mund aus.
    »Willst du jetzt vielleicht auch noch mit dem Gesöff
gurgeln?«, fragte Fiona, deren Blick noch immer auf ihrem Mann ruhte. »Und du
hast gar keinen Grund, eingeschnappt zu sein, bloß weil ich dir ein paar
Zweifel unter deine Supernase reibe.«
    »Natürlich weiß ich was über den Steinbruch«, begann
Morgenstern, sich zu rechtfertigen. »Ich weiß, dass ein Hund den Studenten ins
Bein gebissen hat, als der mit dem Fahrrad durch die Steinbrüche gebrettert
ist.«
    »Na also. Und hast du das

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