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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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gerettet. Es kann also mit der Schredl GmbH
weitergehen, das habe ich Ihnen doch versprochen, als uns damals der große
Auftrag weggebrochen ist. Am Grab Ihres Vaters habe ich gebetet, dass wir eine
Zukunft haben werden, und jetzt ist mein Wunsch wahr geworden. Es gibt halt
doch eine Gerechtigkeit auf der Welt.« Bei den letzten Worten hatte Brummer
sein verstaubtes Käppi vom Kopf genommen und knetete es nun vor Ergriffenheit
mit seinen behaarten Händen. »Wie haben Sie ihn gefunden?«, wandte er sich dann
an Hecht und Morgenstern.
    »Das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte, und
die Antworten auf die ein oder andere Frage stehen noch aus, aber im
Wesentlichen ist es so, dass zwei junge Männer Herrn Önemir im Wintershofer
Steinbruch ermordet haben, weil sie wussten, dass er einen Urvogel verkaufen
wollte. Einen Urvogel, der jetzt Ihr Eigentum ist.«
    »Und?«, fragte Brummer jetzt mit unverhohlener
Neugier. »Wo hatte ihn der Mustafa versteckt? In seiner Wohnung? Oder in seinem
Unterstand?«
    »Nein, beide Male falsch geraten. Er hatte ihn bei
einem Freund deponiert, in Eichstätt.«
    »Bei einem Freund also …«, wiederholte Brummer
nachdenklich und schwieg dann.
    »Richtig, und diesem Freund ist der Archaeopteryx dann
schlicht und einfach aus seiner Wohnung gestohlen worden«, beendete Morgenstern
seinen Kurzbericht. »Aber wir haben die Diebe erwischt und sind uns sicher,
dass sie auch für den Mord an Herrn Önemir verantwortlich sind. Das kitzeln wir
schon noch aus denen heraus«, sagte Morgenstern mit ehrlicher Zuversicht.
    »Schön für Sie und vor allem für uns«, fasste Brummer
zusammen. »Wann bekommen wir denn dann unseren Urvogel?«, wollte er wissen und
wandte sich dabei mehr an Frau Schredl als an die Kommissare.
    »Gute Frage«, sagte die Chefin. »Herr Morgenstern,
wann können wir das gute Stück das erste Mal in Händen halten?«
    »Das kann leider noch eine Weile dauern. Letztlich
wird darüber der Richter entscheiden müssen, gemeinsam mit dem Staatsanwalt.
Vorerst brauchen wir ihn noch als Beweisstück, aber er liegt sicher in
Ingolstadt im Tresor der Asservatenkammer.« Als Pauline Schredl enttäuscht die
Mundwinkel nach unten zog, fügte er rasch hinzu: »In manchen Fällen geht das
aber auch ganz schnell. Eigentlich brauchen wir das Fossil ja nicht. Und Ihnen
wird es fürs Erste wohl reichen, wenn sie eine gute Fotografie davon bekommen.«
Er zögerte kurz: »Ich nehme an, dem Scheich wird es während der
Verkaufsverhandlungen egal sein, ob der Vogel bei Ihnen oder bei der Polizei
liegt. Hauptsache, er ist in Sicherheit.«
    »Nun, da haben Sie auch wieder recht«, lächelte die
Unternehmerin.
    »Scheich? Welcher Scheich?« Josef Brummer war
verdutzt.
    Pauline Schredl lächelte: »Herr Morgenstern hat die
Idee gehabt, den Archaeopteryx in die Emirate zu verkaufen, und ich halte das
für einen ausgezeichneten Vorschlag.«
    »Na ja, bei dem momentanen Ölpreis wird es am Geld
bestimmt nicht scheitern«, meinte Brummer, und Morgenstern war von dessen aufblitzendem
Humor überrascht.
    »Ich finde, jetzt haben wir uns alle ein Gläschen Sekt
verdient«, sagte die Firmenchefin. »Ich habe da noch eine Flasche in meinem
Kühlschrank. Josef, holen Sie doch bitte mal die Kollegen aus dem Büro
herüber.«
    Der Angesprochene ging aus dem Zimmer, drehte sich
aber an der Tür nochmals kurz um: »Für mich lieber ein Glas Bier, wenn’s recht
ist. Mit meinem Blutdruck vertage ich keinen Sekt.«
    »Ach, Josef, Sie immer mit Ihren Wehwehchen«, scherzte
die Chefin. »Unser Herr Brummer«, grinste sie dann die Beamten an, »es ist
schon ein Wunder, wie er es jeden Tag zur Arbeit schafft. Bluthochdruck,
Nierenkolik, Bandscheibenvorfall, und dann schlägt er sich wieder irgendwo das
Bein an, so wie neulich, als er anschließend drei Tage lang rumgehumpelt ist.
Es ist schon ganz schön strapaziös bei uns. Komm, Josef, ein Gläschen Sekt geht
doch immer.«
    »Wenn’s denn sein muss«, grummelte Brummer und ging
dann endlich mit schlurfenden Schritten ins Verkaufsbüro rüber, um die anderen
zu holen.
    Hecht und Morgenstern schauten sich kurz an und
nickten. »Ich denke, ein kleines Gläschen geht in diesem Fall auch für uns,
obwohl wir ja im Dienst sind. Sie müssen es ja nicht ausplaudern«, nahm
Morgenstern die ausgelassene Stimmung auf.
    »Wo denken Sie hin?«, grinste die Chefin, die bereits
die Flasche Sekt und ein Tablett mit langstieligen Gläsern herbeigezaubert
hatte. Dann ließ sie mit kaum

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