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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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paar Junkies
lieber. Denen geht’s nur um ihren Stoff, da sind die Verhältnisse klar. Komm,
wir überprüfen das jetzt und fahren zu dieser frommen Wohngemeinschaft.«
    »Und Schneidt?«
    »Den können wir hinterher immer noch anrufen.«
    Die
Gemmingenstraße war eine eher unauffällige Wohnstraße, von der man auf die
Eichstätter Willibaldsburg blicken konnte. Typische Einfamilienhäuser mit
Garage und Garten aus den sechziger Jahren waren hier der Standard, das Gebäude
mit der Nummer 67 war jedoch besonders klein und schäbig. Der Eigentümer
hatte wohl errechnet, dass er durch die Vermietung an eine studentische
Wohngemeinschaft die dringend fällige Generalsanierung noch für einige Jahre
hinausschieben konnte, doch aus solchen Jahren wurden schnell mal Jahrzehnte,
denn auch im Vermietergeschäft galt die Regel: Nichts hält länger als ein
Provisorium.
    Das Garagentor stand weit offen, aber bis auf zwei
Fahrräder, die an der Mauer lehnten, war der Raum leer. Hecht und Morgenstern
drückten die Klingel, auf die mit Tesafilm ein Zettelchen mit den Namen
Graupner, Maier und Däumling geklebt worden war.
    Auch nach wiederholtem Läuten öffnete den Beamten
niemand. Hecht pirschte sich durch den verwilderten Garten auf die Rückseite
des Hauses, Morgenstern wartete vorne. Nach einer guten Minute kam Hecht
zurück: »Komm mal mit, ich muss dir was zeigen, was dich interessieren dürfte.«
    Morgenstern folgte ihm durch den Garten. »Was?«,
fragte er gespannt.
    »Dreh dich mal um und schau dir die Rückseite der
Garage an.«
    Morgenstern brauchte einen Moment, bis er begriffen
hatte: »Na, na … so eine Überraschung!«, stammelte er. Auf die Garagenmauer
waren mit roter Farbe in riesigen Buchstaben drei englische Wörter gesprüht
worden. »›1/20 DARWIN IS DEAD ! ‹ Die Sprayer!«, rief er aus. »Diese Studenten sind unsere
Sprayer, die den Dom verhunzen wollten.« Er atmete tief durch. »Darwin, DAR … wirklich, das waren die rätselhaften Buchstaben
am Dom. Ach, wie ich es hier liebe. In dieser Stadt ist einfach alles
übersichtlich!«
    »Das dachte ich mir schon. Aber was soll dieser Satz
da? Darwin is dead. Darwin ist tot? Hast du eine
Idee?«, fragte Hecht.
    »Mit Darwin kenne ich mich inzwischen bestens aus«,
meinte Morgenstern und merkte, noch während er das aussprach, dass seine Worte
für Hecht angeberisch klingen mussten. »Also, Darwin, Charles Darwin, hat die
Evolution erfunden beziehungsweise sie nachgewiesen. Du weißt schon, dass immer
eine Tierart von der anderen abstammt: der Mensch vom Affen und so weiter. Und
der Vogel ist der Nachfahre vom Dinosaurier, das habe ich oben im Jura-Museum
gelernt.«
    »Darwin is dead«, murmelte Hecht nachdenklich, als sie plötzlich von einer lauten Stimme
unterbrochen wurden.
    »Hallo, was machen Sie in unserem Garten?« Ein junger
Mann war unbemerkt mit dem Mountainbike angefahren gekommen und stand nun mit
einer Umhängetasche, in der anscheinend ein Laptop steckte, am Hauseingang.
»Was haben Sie hier zu suchen? Oder schickt Sie der Vermieter?«
    Hecht und Morgenstern traten näher, während der Mann
sie argwöhnisch musterte.
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«, wollte
Morgenstern kampfeslustig wissen.
    »Lars Maier, ich wohne hier. Und ich kann es gar nicht
leiden, wenn jemand hier unerlaubt herumschnüffelt.«
    Morgenstern und Hecht stellten sich als Kriminalkommissare
vor.
    Maier wurde blass. »Kriminalpolizei?«, wiederholte er
ungläubig und mit zittriger Stimme.
    Morgenstern nickte Hecht zu. Sie würden Maier
gemeinsam in die Mangel nehmen.
    »Herr Maier«, legte Hecht los. »Wir haben da hinter
der Garage ein sehr interessantes Graffiti entdeckt. Mein Kollege,
Oberkommissar Morgenstern, hat das Gefühl, so etwas Ähnliches erst vor Kurzem
an der Mauer des hiesigen Doms gesehen zu haben. Wissen Sie, in unserem Labor
ließe sich ganz leicht herausfinden, ob es da Gemeinsamkeiten gibt, aber Sie
können uns die Arbeit auch etwas erleichtern, indem Sie die Karten auf den
Tisch legen. Außerdem wäre das sicher nicht zu Ihrem Schaden.«
    »Soweit ich informiert bin, studieren Sie doch
Theologie?«, schaltete sich Morgenstern ein. »Ich fürchte, dass es alles andere
als hilfreich für Ihre berufliche Karriere wäre, wenn wir Sie als einen Rowdy
überführen würden, der nachts den Dom mit Parolen beschmiert.«
    Das Selbstbewusstsein, das der Student noch vor einer
Minute an den Tag gelegt hatte, war wie pulverisiert. »Bitte, bitte

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