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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Theologe«, kommentierte Morgenstern trocken. »So etwas passiert
öfter, wenn die Kriminalpolizei zu Besuch war.«
    »Aber das hilft uns auch nicht weiter«, seufzte Hecht.
»Deshalb haben wir noch lange keine Ahnung, wo die beiden Abtrünnigen
hingefahren sind.«
    Maier überlegte kurz. »Vielleicht zu ihren Eltern?«,
vermutete er jetzt. »Ich würde in so einem Fall zu meinem Vater fahren. Der
würde mir immer helfen.«
    Erst jetzt fiel Morgenstern auf, wie jung Maier
eigentlich noch war. Fast hatte er Mitleid mit ihm. Der Student steckte ganz
schön in der Tinte.
    Maier hatte wohl einen ähnlichen Gedankengang, denn er
fragte jetzt: »Ich würde wirklich gerne meinen Vater anrufen, darf ich?«
    Morgenstern schaute genervt. Das war nun wirklich
nicht das Wichtigste in diesem Moment. »Von mir aus«, knurrte er unwillig.
»Aber fassen Sie sich kurz.«
    Maier ging in den Flur, wo auf einem schmalen Regal
das Festnetztelefon der Wohngemeinschaft stand. Das kleine Lämpchen der
Ladestation blinkte hektisch rot, was bisher noch keinem von ihnen aufgefallen
war.
    »Jemand hat auf den Anrufbeantworter gesprochen«,
stellte Maier beiläufig fest. Als er auf das rote Lämpchen drückte, meldete
sich sofort eine ihnen bekannte Stimme: »Hier ist nochmals Professor Heine, für
den Fall, dass Sie noch nicht weg sind. Bringen Sie auf keinen Fall den Maier
mit nach Erkertshofen. Für das, was ansteht, brauchen wir Männer mit starken
Nerven, keine Versager.« Es klackte in der Leitung, dann sagte eine blecherne
Computerstimme: »Restspeicherzeit fünfzehn Minuten und neununddreißig
Sekunden.«
    Maier kauerte mucksmäuschenstill vor dem Telefon. Erst
Morgenstern, der von der Tür der studentischen »Mönchszelle« aus zugehört
hatte, wagte, das bleierne Schweigen zu durchbrechen. »Das will ich noch ein
weiteres Mal hören.«
    »Ich nicht«, erwiderte Maier matt. »Keine Versager«,
wiederholte er dann mechanisch immer wieder.
    »Das interessiert mich nun überhaupt nicht«, blaffte
Morgenstern. »Viel wichtiger ist: Wo treffen die sich? Er hat es doch gesagt,
die alte Quatschtüte.«
    Sie hörten das Band noch zwei Mal ab, dann hatte Hecht
alles mitstenografiert
    »Wo liegt eigentlich Erkertshofen, und was haben die
da vor?«, sinnierte Morgenstern ratlos in die Runde. »Sagt Ihnen das was,
Maier?«
    Der Student, immer noch wie in Trance, schüttelte
stumm den Kopf.
    »Und dir, Peter?«
    »Das müsste schon in der Gegend von Schrobenhausen
sein, damit ich es kennen würde. Hier, das ist einfach nicht mein Gäu.«
    »Wem sagst du das«, stimmte ihm Morgenstern zu. »Wie
soll man auch jedes einzelne Kaff in der Umgebung kennen? Erkertshofen, das
sagt mir überhaupt nichts.«
    Kurz entschlossen rief er bei der Eichstätter
Polizeiinspektion an und wusste zwei Minuten später umfassend Bescheid:
Erkertshofen war ein kleines Dorf auf der Jurahochfläche, zwischen Pollenfeld
und Titting gelegen. Rund um den Ort gab es mehrere große Steinbrüche, außerdem
ein großes Schotterwerk.
    »Kollege, mehr kann man wirklich nicht erwarten«,
dankte Morgenstern dem Beamten der Polizeiinspektion. »Eine Quizfrage habe ich
aber noch: Was machen ein durchgeknallter Theologieprofessor und zwei seiner
Studenten in Erkertshofen?«
    »Vielleicht in die Wirtschaft gehen? Das Kesselfleisch
soll dort ganz hervorragend sein.«
    »Danke, ich glaube, in dem Bereich kannst du uns dann
doch nicht weiterhelfen. Wir fahren da jetzt hoch.«
    »Sollen wir eine Streife zur Unterstützung
hinschicken?«, fragte der Beamte. »Vielleicht braucht ihr sie ja.«
    Morgenstern dachte kurz nach. »Schaden kann es
jedenfalls nicht. Ich habe das Gefühl, dass man bei diesen Typen echt
vorsichtig sein muss. Stell dir vor, die sind wie die Verrückten hinter einem
Archaeopteryx her. Völlig irre.«
    Auf der anderen Seite der Leitung wurde es einen
Moment still. Dann versprach der Kollege: »Also gut, wir kommen dann mal auf
jeden Fall und drehen eine Runde durch Erkertshofen.«
    Morgenstern legte auf und wandte sich Maier zu: »Den
Anruf bei Ihrem Vater müssen Sie leider verschieben, Sie fahren mit, ob das
Professor Heine passt oder nicht.«
    Als Hecht Maiers zweifelnden Blick sah, fügte er
hinzu: »Dann können Sie ihm und uns beweisen, dass Sie doch starke Nerven
haben.«
    Maier
quetschte sich auf die schmale Rückbank von Morgensterns Landrover, Hecht
breitete auf dem Beifahrersitz einen Straßenatlas vor sich aus, den Morgenstern
vor Jahren in einer Tankstelle

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