Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
bitte – wieso seid ihr hier?«
    »Der da«, und dabei zeigte Kang Yao auf einen Mann, der in den Kleidern eines Dieners steckte; es war der Tunnelwächter, an dessen Schläfe ein dicker Fleck getrockneten Blutes klebte.
    »Yotai Yun hat auf ihn geschossen«, fuhr er fort, »und ihn in den Fluss werfen lassen. Aber die Kugel hat seinen Kopf nur gestreift und eine tiefe Fleischwunde hinterlassen, und das Wasser hat ihn wiederbelebt. Als er das Ufer erreichte, lenkte ihn nur noch Rache an seinem grausamen Herrn, und so kam er ohne Umweg auf unser Polizeirevier und erzählte keuchend eine Geschichte von Verschwörung und Volksverhetzung, und wir begaben uns umgehend zum Dragon House. Von draußen hörten wir Schüsse und drangen sofort ein. Aber wer ist der Mann da, der sich als mongolischer Lama verkleidet hat?«
    »Reiß’ ihm die Maske herunter«, antwortete ich, »das wüsste ich nämlich auch zu gerne.«
    Kang Yao beugte sich hinunter und zog ihm die Maske vom Gesicht. Ein Ausruf des Erstaunens entfuhr ihm; unter der Maske verbarg sich kein Asiat, der Schwarze Lama war ein Weißer – Eric Brand!

Das Grauen aus dem Hügelgrab
    Steve Brill glaubte nicht an Geister und Dämonen. Juan Lopez schon. Aber weder die Vorsicht des einen noch die beharrliche Skepsis des anderen boten einen Schutzschild gegen das Grauen, das über sie hereinbrach – ein Grauen, das die Menschen seit über dreihundert Jahren vergessen hatten – eine kreischende Angst, die wie ein Ungeheuer aus schwarzen, vergessenen Zeitaltern wiederauferstanden war.
    Doch als Steve Brill an diesem letzten Abend auf seiner maroden Veranda saß, bewegten sich seine Überlegungen so weit entfernt von unheimlichen Bedrohungen, wie sie überhaupt nur sein konnten. Er hing schmerzlichen, aber materialistischen Gedanken nach, ließ den Blick über sein Farmland schweifen und fluchte. Brill war hochgewachsen, langgliedrig und zäh wie Stiefelleder – ein echter Sohn der stählernen Pioniere, die der Wildnis das Land in Westtexas abgetrotzt hatten. Seine Haut war von der Sonne gebräunt, und er war stark wie ein Langhornochse. Seine hageren Beine steckten in Stiefeln, die sein Cowboyherz erahnen ließen, und mittlerweile verfluchte er sich selbst dafür, dass er je aus dem stürmischen Sattel seines glutäugigen Mustangs gesprungen und es mit der Landwirtschaft versucht hatte. Er war nicht zum Farmer geboren, das musste der junge Draufgänger sich nun ganz nüchtern eingestehen.
    Sein Versagen war aber nicht allein seine Schuld gewesen. Im Winter hatte es viel geregnet – ungewöhnlich viel für Westtexas –, sodass er auf eine wirklich gute Ernte hoffte. Aber, wie gewöhnlich, war er vom Pech verfolgt. Später im Jahr zerstörte ein heftiger Sturm das knospende Korn. Das Getreide, das so vielversprechend aussah, wurde von einem schrecklichen Hagelsturm zerfetzt und zu Boden gerissen, kaum dass es sich gelb verfärbte. Eine Phase extremer Dürre, auf die ein weiterer Hagelsturm folgte, gab dem Mais dann schließlich den Rest.
    Die Baumwolle, die sich irgendwie durch die schwerste Zeit rettete, fiel zuletzt noch einem Heuschreckenschwarm zum Opfer, der Brills Felder fast über Nacht zerstörte. Und hier saß Brill nun und schwor sich, seine Pacht nicht zu verlängern – zutiefst dankbar, dass ihm das Land nicht gehörte, das ihn so viel Schweiß gekostet hatte, und dass im Westen Berge und weite Hügellandschaften warteten, in denen ein starker junger Mann sich seinen Lebensunterhalt jederzeit mit Lasso und Pferd verdienen konnte.
    Während Brill diesen mürrischen Gedanken nachging, sah er seinen nächsten Nachbarn auf sich zukommen. Juan Lopez war ein wortkarger alter Mexikaner, der knapp außer Sichtweite hinter dem Hügel jenseits des Bachs in einer Hütte lebte und sich als Hilfsarbeiter über Wasser hielt. Zurzeit grub er ein Stück Land auf einer benachbarten Farm um, und der Rückweg zu seiner Hütte führte zum Teil über Brills Weideland.
    Gelangweilt beobachtete Brill, wie er durch den Stacheldrahtzaun kletterte und über den Trampelpfad durch das kurze trockene Gras trottete. Lopez arbeitete nun schon seit über einem Monat auf dieser Farm – er fällte harte, knorrige Mesquitebäume und grub ihre unglaublich langen Wurzeln aus, und Brill wusste, dass er immer denselben Weg nach Hause nahm. Steve sah, dass er einen großen Bogen machte – vermutlich wollte er einem niedrigen runden Hügel ausweichen, der sich auf dem Weideland erhob. Lopez umging

Weitere Kostenlose Bücher