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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Laterne weiterarbeiten. Steve folgte, wie die meisten seiner Vorfahren, fast immer seinen Impulsen, und im Augenblick war er von dem Drang erfasst, diesen mysteriösen Hügel auszugraben und herauszufinden, was darin verborgen lag – wenn dort etwas verborgen lag. Wieder kam ihm der Gedanke an einen Schatz, und Lopez’ ausweichendes Verhalten bestärkte ihn in diesem Gedanken zusätzlich.
    Was, wenn in diesem grasbewachsenen Erdhügel tatsächlich Reichtümer versteckt waren – Roherz aus vergessenen Minen oder geprägte Münzen aus dem alten Spanien? War es denn nicht möglich, dass de Estradas Musketiere diesen Hügel selbst über einem Schatz aufgeschüttet hatten, den sie nicht mit sich nehmen konnten, und dass sie ihn wie ein Indianergrab geformt hatten, um Schatzsucher in die Irre zu führen? Wusste der alte Lopez davon? Wenn der alte Mexikaner wirklich von einem Schatz dort wusste, wäre es nicht verwunderlich, dass er dessen Ruhe nicht stören wollte. Von entsetzlicher, abergläubischer Angst getrieben, würde er vermutlich lieber ein karges, mühevolles Leben führen, als zu riskieren, den Zorn der dort lauernden Geister und Teufel auf sich zu ziehen – denn die Mexikaner sagen, verstecktes Gold sei stets verflucht, und gewiss würde auch dieses Grab in schreckliches Verderben führen. Nun, überlegte Brill, die Engländer fürchteten sich nicht vor lateinamerikanisch-indianischen Teufeln, sie wurden nur von den Dämonen der Dürre, des Sturmes und der Missernte gequält.
    Steve machte sich mit dem wilden Eifer an die Arbeit, der so typisch für seinesgleichen war. Die Aufgabe war nicht leicht; der Boden, gegrillt von der unbarmherzigen Sonne, war stahlhart und voller Steine und Kiesel. Brill geriet heftig ins Schwitzen und stöhnte vor Anstrengung, aber das Fieber der Schatzjäger hatte ihn längst erfasst. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen und trieb die Hacke mit so mächtigen Hieben in den Boden, dass die feste Erde sich spaltete und zerbröckelte.
    Als die Sonne unterging, schuftete er in der langen, verträumten Sommerdämmerung weiter und vergaß dabei beinahe Raum und Zeit. Er fand Spuren von Holzkohle in der Erde, was ihn der Überzeugung näherbrachte, der Hügel sei ein echtes Indianergrab. Als die Männer des uralten Volkes diese Grabstätten schufen, entzündeten sie während des Baus oft ein Feuer, das tagelang auf den Gräbern brannte. In allen Grabhügeln, die Steve je geöffnet hatte, war dicht unter der Oberfläche eine solide Holzkohleschicht zutage getreten. Die Holzkohlestücke, die er hier fand, lagen hingegen überall in der Erde verstreut.
    Seine Vorstellung einer von Spaniern gebauten Schatzkammer begann zu verblassen, aber er machte dennoch weiter, schließlich konnte man ja nie wissen. Vielleicht hatte dieses eigenartige Volk, dessen Angehörige heute Hügelbauer genannt werden, eigene Schätze gehabt, die es mit seinen Toten begrub.
    Plötzlich stieß Steve einen Jubelschrei aus, als seine Hacke auf ein kleines Stück Metall traf. Er hob es auf und hielt es dicht vor seine Augen, die sich im verblassenden Licht stark anstrengen mussten. Es war über und über von Rost zerfressen und beinahe so dünn wie Papier, aber er wusste sofort, worum es sich handelte – ein Sporenrädchen, das er dank seiner langen grausamen Spitzen eindeutig als spanisch identifizierte. Vollkommen verwirrt hielt er inne. Kein Spanier hatte je Hand an diesen Hügel gelegt, er stammte zweifellos von den amerikanischen Ureinwohnern. Aber weshalb war ein Relikt der spanischen Caballeros dann so tief in diesem festen Boden vergraben?
    Brill schüttelte den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit. Er wusste, dass er in der Mitte des Hügels, falls dieser tatsächlich ein Grab der Ureinwohner war, eine enge Kammer aus schweren Steinen finden würde, in der sowohl die Gebeine des Häuptlings, zu dessen Ehren der Grabhügel erbaut worden war, als auch die jener Unglücklichen lagen, die man auf dem Hügel geopfert hatte.
    In der hereinbrechenden Dunkelheit spürte er, wie seine Hacke auf etwas Granitartiges, Unnachgiebiges traf. Seine Untersuchungen – er tastete es ab und sah es sich dann so genau wie möglich an – ergaben, dass es sich um einen soliden, grob gehauenen Steinbrocken handelte. Zweifellos war er auf den Eingang zur Totenkammer gestoßen. Ein Versuch, den Stein zu zerschlagen, war sinnlos. Brill schlug und hackte darauf herum und schabte den Dreck und die Kiesel von den Ecken ab, bis

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