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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Antwort. Es herrschte aber auch keine vollkommene Stille mehr. Aus dem Inneren drang ein gedämpftes, besorgniserregendes Geräusch an sein Ohr, das verstummte, als Brills Hacke mit einem lauten Krachen auf die Tür niederfuhr. Das dünne Holz zersplitterte, und Brill sprang in die dunkle Hütte. Seine wachsamen Augen leuchteten und er hielt seine Hacke hoch über seinem Kopf, jederzeit bereit, einen Schlag der Verzweiflung auszuführen. Aber die unheimliche Stille wurde von keinem einzigen Geräusch durchbrochen. In der Dunkelheit regte sich rein gar nichts, wenngleich Brills lebhafte Fantasie zahllose Schreckensgestalten in die dunklen Ecken der Hütte malte.
    Mit schweißnasser Hand fand er ein Streichholz und zündete es an. Außer ihm befand sich nur der alte Lopez in der Hütte – der alte Lopez, der mausetot im Dreck auf dem Boden lag, die Arme wie ein nachgebildetes Kruzifix weit ausgestreckt. Sein offen stehender Mund verlieh im einen beinahe idiotischen Ausdruck, und seine weit aufgerissenen Augen starrten so tief erschrocken ins Leere, dass Brill es nicht ertrug.
    Das einzige Fenster stand offen – so war sein Mörder also geflohen, womöglich auch eingedrungen. Brill trat ans Fenster und blickte vorsichtig hinaus. Er erkannte nur den flachen Hang des Hügels auf der einen Seite und die Ebene mit den Mesquitebäumen auf der anderen Seite. Er zuckte zusammen – bewegte sich dort zwischen den verkümmerten Schatten der Bäume und Büsche nicht ganz leicht etwas? Oder bildete er sich nur ein, eine dunkle, flinke Gestalt zwischen den Mesquitebäumen zu sehen?
    Als das Streichholz bis zu seinen Fingern niedergebrannt war, drehte er sich wieder um. Er zündete die alte Petroleumlampe an, die auf dem robusten Tisch stand, und fluchte kurz, als er sich die Hand verbrannte. Das Glas der Lampe war sehr heiß, so als habe sie stundenlang gebrannt.
    Zögernd wandte er sich der Leiche auf dem Boden zu. Welcher Tod Lopez auch ereilt haben mochte, er war schrecklich gewesen. Brill untersuchte den Toten ganz vorsichtig, fand jedoch keine Wunde, weder Spuren eines Messerstichs noch eines heftigen Schlags mit einem Knüppel. Aber Moment! Brill sah plötzlich eine dünne Blutspur auf der Hand, mit der er den Körper absuchte. Nach einer Weile fand er die Ursache – in Lopez’ Kehle waren drei oder vier winzige Stiche zu erkennen, aus denen dickes Blut sickerte. Zuerst dachte er, sie stammten von einem Stilett – einem dünnen Dolch mit runder, stumpfer Klinge – doch dann schüttelte er den Kopf. Er hatte schon Stilettwunden gesehen – er selbst trug eine am Körper. Diese Wunden glichen eher der Bisswunde eines Tieres – diese hier sahen wie die Abdrücke spitzer Reißzähne aus.
    Dennoch war Brill der Ansicht, dass sie nicht tief genug waren, um für seinen Tod verantwortlich zu sein, außerdem bluteten sie nicht sonderlich stark. In den finstersten Ecken seines Verstandes erwuchs eine Überzeugung, die von düsteren Spekulationen getragen wurde – die Überzeugung, dass Lopez vor Angst gestorben war, und dass ihm diese Wunden entweder im Augenblick seines Todes oder nur einen kurzen Moment danach zugefügt worden waren.
    Steve fiel aber noch etwas anderes auf: Auf dem Boden verstreut lagen mehrere schmutzige Blatt Papier, auf die der alte Mexikaner mit seiner krakeligen Handschrift etwas gekritzelt hatte – er hatte ja angekündigt, die Geschichte des verfluchten Grabhügels aufschreiben zu wollen. Dies waren die Blätter, auf denen er sie niedergeschrieben hatte, hier lag der Bleistiftstummel, dort stand die noch immer heiße Lampe – sie alle bezeugten stumm, dass der alte Mexikaner stundenlang an dem rustikalen Tisch gesessen und geschrieben hatte. Also hatte er doch nicht die Grabkammer geöffnet und den Inhalt gestohlen – aber wer, in Gottes Namen, war es dann gewesen? Und wen oder was hatte Brill über den Hügelrand eilen sehen?
    Nun, er konnte nur eines tun – seinen Mustang satteln und die zehn Meilen nach Coyote Wells, der nächstgelegenen Stadt, reiten, um den Sheriff von dem Mord in Kenntnis zu setzen.
    Brill sammelte die Blätter ein. Das letzte lag zerknüllt in der Faust des alten Mannes, und Brill hatte Schwierigkeiten, es herauszubekommen. Als er sich umdrehte, um das Licht zu löschen, zögerte er noch einmal und verfluchte sich selbst für die kriechende Angst, die im hintersten Winkel seines Verstandes lauerte – Angst vor einem schattenhaften Wesen, von dem er glaubte, es am Fenster

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