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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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über unseren Köpfen lag der einsame Herr dieses Hauses in seinem allerletzten Schlaf – völlig still, das weiße Gesicht zu einer grinsenden Totenmaske erstarrt. Ich wurde von Panik ergriffen und hatte Mühe, die Kontrolle über meine Sinne nicht zu verlieren. Es ist doch nur die Leiche eines bösen alten Mannes, der niemandem mehr wehtun kann – aber dieses Argument verklang nur hohl in meinem Kopf, wie die Worte eines erschrockenen Kindes, das sich selbst Mut zuspricht.
    Ich drehte mich zu Conrad um. Er holte einen vergilbten Umschlag aus seiner Innentasche.
    »Dies«, verkündete er, als er dem Umschlag einige dicht beschriebene Seiten vergilbten Pergaments entnahm, »sind de facto die letzten Worte von John Grimlan, auch wenn Gott allein weiß, vor wie vielen Jahren er sie niedergeschrieben hat. Er hat sie mir vor zehn Jahren gegeben, gleich nach seiner Rückkehr aus der Mongolei. Kurz danach erlitt er seinen ersten Anfall.
    Er gab mir diesen Umschlag, er war versiegelt, und er ließ mich schwören, dass ich ihn gut verstecke und erst öffne, wenn er tot sei. Erst dann sollte ich ihn lesen und seinen Anweisungen ganz genau Folge leisten. Mehr noch, er nahm mir das Versprechen ab, dass ich nicht von unserer ersten Abmachung abweichen würde, egal, was er auch sagte oder tat, nachdem er mir den Umschlag überreicht hatte. ›Denn‹, sagte er mit einem ängstlichen Lächeln, ›das Fleisch ist schwach. Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht, und auch wenn ich mir in einem schwachen Moment wünschen sollte, alles rückgängig zu machen – dafür ist es längst zu spät. Du wirst es vielleicht niemals ganz verstehen, aber du musst dich genau an das halten, was ich dir sage.‹«
    »Und?«
    »Nun«, wieder wischte sich Conrad den Schweiß von der Stirn, »als er sich heute Abend in seinem Todeskampf wand, mischten sich wütende Anweisungen unter sein wortloses Geheul – ich solle ihm den Umschlag bringen und ihn vor seinen Augen vernichten! Während er jammernd seine Befehle ausstieß, stützte er sich auf den Ellenbogen auf, und mit erschrockenen Augen und zu Berge stehenden Haaren schrie er mich an, sodass mir das Blut in den Adern gefror. Er kreischte, ich solle den Umschlag zerstören, ihn keinesfalls öffnen. Einmal heulte er im Delirium, ich solle seinen Körper in Stücke hauen und in alle vier Himmelsrichtungen verstreuen!«
    Ein unkontrollierbarer Ausruf des Schreckens entfuhr meinen ausgetrockneten Lippen.
    »Schließlich«, fuhr Conrad fort, »gab ich nach. Ich erinnerte mich noch gut an seine Warnung vor zehn Jahren und blieb daher zunächst standhaft, aber letztlich, als sein Kreischen unsagbar verzweifelt klang, wandte ich mich ab, um den Umschlag holen zu gehen, obwohl das bedeutete, dass ich ihn allein lassen musste. Als ich mich jedoch umdrehte, wurde er von einem weiteren Anfall geschüttelt. Das Leben schwand in einer letzten angsterfüllten Verrenkung aus seinem vor Qualen gekrümmten Körper, und Schaum und Blutspritzer schossen aus seinem verzerrten Mund.«
    Conrad faltete das Pergament auseinander.
    »Ich werde mein Versprechen halten. Diese Anweisungen mögen fantastischer Irrsinn und die Launen eines verwirrten Geistes sein, aber ich habe mein Wort gegeben. Kurz gesagt, soll ich seine Leiche auf den großen schwarzen Ebenholztisch in der Bibliothek legen und um ihn herum sieben brennende schwarze Kerzen aufstellen. Türen und Fenster müssen fest verschlossen und verriegelt sein. Dann muss ich in der Dunkelheit kurz vor Tagesanbruch die Formel oder den Zauberspruch vorlesen, der in dem kleineren, versiegelten Umschlag enthalten ist, der in diesem hier steckte. Ich habe ihn noch nicht geöffnet.«
    »Ist das alles?«, rief ich. »Nichts darüber, was mit seinem Vermögen, diesem Anwesen oder seiner Leiche anschließend passieren soll?«
    »Gar nichts. In seinem Testament, das ich ebenfalls gesehen habe, hinterlässt er sein Anwesen und sein Vermögen einem einzigen orientalischen Herrn namens Malik Tous!«
    »Was?«, brüllte ich, zutiefst entsetzt und erschüttert. »Conrad, das ist doch der Gipfel des Wahnsinns! Malik Tous – mein Gott! Kein normaler Mensch hat je diesen Namen getragen! Das ist der Name des entsetzlichen Gottes, den das geheimnisvolle Volk der Jesiden verehrt, das am verfluchten Berg Alamount lebt. Die acht Messingtürme des Volkes ragen tief in Asien in einer mysteriösen Ödlandschaft in den Himmel. Sein Götzensymbol ist ein Pfau aus Messing. Die Mohammedaner,

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