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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Kathulos und die versunkenen Städte? Keiner dieser Namen gehört zu einer Mythologie, die dir bekannt ist. Nicht einmal in deinen Träumen hast du je die schwarzen Zyklopenmauern von Koth gesehen oder kauernd in den giftigen Winden gezittert, die auf Yuggoth wehen!
    Aber ich will dich mit meinem dunklen Wissen nicht erschlagen! Ich kann nicht erwarten, dass dein kindliches Gehirn all das begreift, was meines erfasst. Wenn du so alt wärst wie ich, wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe – untergehende Königreiche und aussterbende Geschlechter –, wenn auch du die reifen Früchte der dunklen Geheimnisse der Jahrhunderte geerntet hättest …‹
    Er steigerte sich immer weiter in seine Ausführungen hinein, und der wahnsinnige Glanz in seinem Gesicht ließ ihn kaum noch menschlich erscheinen. Als er meine offensichtliche Verwirrung erkannte, brach er jedoch plötzlich in schreckliches, schallendes Gelächter aus.
    ›Gott!‹, rief er mit einer Stimme und in einem Dialekt aus, die mir völlig fremd waren. ›Jetzt hab’ ich dir wohl Angst gemacht, wie? Aber das ist ja auch kein Wunder – in der hohen Kunst der Wissenschaft des Lebens bist du schließlich nichts weiter als ein nackter Wilder. Du denkst, ich sei alt, was? Ha! Du Bengel würdest tot umfallen, wenn ich dir verraten würde, wie viele Menschengeschlechter ich schon gesehen habe!‹
    In diesem Augenblick erfasste mich ein solch entsetzlicher Schrecken, dass ich wie vor einer Kreuzotter vor ihm floh, und sein schrilles, diabolisches Lachen verfolgte mich, als ich aus dem finsteren Haus stürzte.
    Wenige Tage später erhielt ich einen Brief, in dem er sich für sein Verhalten entschuldigte und es ganz offen – zu offen – einem angeblichen Drogenmissbrauch zuschrieb. Ich glaubte ihm kein einziges Wort, aber nach einigem Zögern erneuerte ich unsere freundschaftlichen Beziehungen.«
    »Das klingt nach purem Wahnsinn«, murmelte ich.
    »Ja«, entgegnete Conrad zögerlich. »Aber Kirowan – hast du irgendwann einmal jemanden getroffen, der John Grimlan schon als jungen Mann kannte?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich habe mir alle Mühe gegeben, mich diskret nach ihm zu erkundigen«, sagte Conrad. »Er hat – mit Ausnahme einiger rätselhafter Unterbrechungen, in denen er oft monatelang nicht nach Hause kam – seit zwanzig Jahren hier gelebt. Die älteren Dorfbewohner erinnern sich noch genau daran, wie er hierherkam und in das alte Haus auf dem Hügel zog, und sie sagen alle, dass er in all den Jahren nicht sichtbar gealtert ist. Als er hier ankam, sah er, genau wie jetzt – oder bis zu seinem Tod –, aus wie ein Mann in den Fünfzigern.
    Ich habe den alten Von Boehnk in Wien getroffen, der John Grimlan während seines Studiums in Berlin vor fünfzig Jahren kannte. Er war überrascht, dass der Alte noch am Leben war – er sagte, damals sei Grimlan so um die fünfzig Jahre alt gewesen.«
    Mir entfuhr ein ungläubiges Lachen, als mir klar wurde, was Conrad damit andeuten wollte.
    »Unsinn! Professor von Boehnk ist selbst schon über achtzig; Menschen in dem Alter bringen oft Dinge durcheinander. Er hat ihn mit jemand anderem verwechselt.« Als ich sprach, kribbelte es jedoch an meinem ganzen Körper und meine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Nun gut«, sagte Conrad, »wir sind da.«
    Der riesige Kasten ragte bedrohlich vor uns in den Himmel, und als wir die Vordertür erreichten, rauschte ein unruhiger Wind durch die nahen Bäume, und törichterweise erschrak ich erneut, als das unheimliche Flattern der Fledermaus wieder zu hören war. Conrad steckte einen großen Schlüssel in das uralte Türschloss, und als wir eintraten, wehte ein flüchtiger Windstoß über uns hinweg – modrig und eiskalt wie der Luftzug aus einem Grab. Ich bekam eine Gänsehaut.
    Wir tasteten uns durch die dunkle Eingangshalle ins Arbeitszimmer vor, wo Conrad eine Kerze entzündete, denn im ganzen Haus gab es weder Gaslaternen noch elektrisches Licht. Ich sah mich um und hatte schreckliche Angst davor, was mich im Schein der Kerze erwarten mochte, aber in dem Zimmer, das mit schweren Wandteppichen und bizarrem Mobiliar ausgestattet war, befand sich niemand außer uns beiden.
    »Wo – wo ist – Es? «, fragte ich mit heiserem Flüstern aus trockener Kehle.
    »Oben«, antwortete Conrad leise – die geheimnisvolle Stille des Hauses war auch ihm unheimlich. »Oben in der Bibliothek, dort ist er gestorben.«
    Unfreiwillig blickte ich hinauf zur Zimmerdecke. Irgendwo

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