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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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dunkelroten Labyrinth verloren gegangen.
    Als ich am nächsten Morgen zu mir kam, stellte ich fest, dass meine Kleidung und meine Hände voller rotem Blut waren. Dann hörte ich die entsetzten Stimmen der Dorfbewohner, die von einem heimlichen Liebespaar erzählten, das, nicht weit vom Dorf entfernt, auf grausame Weise getötet worden war, scheinbar von Wölfen in Stücke gerissen.
    Entsetzt floh ich aus dem Dorf, doch ich floh nicht allein. Bei Tag spürte ich nichts von der Anwesenheit meines schrecklichen Verfolgers, doch sobald die Nacht hereinbrach und der Mond aufging, taumelte ich durch die stillen Wälder, wurde zu einer grässlichen Kreatur, einem Menschen-Schlächter, einem Monstrum im Körper eines Mannes.
    Gott allein weiß, wie verbissen ich mich gewehrt habe! Doch letztlich übermannte es mich jedes Mal, und wild jagte ich mein nächstes Opfer. Nach Vollmond verlor das Wesen langsam seine Macht über mich, doch es kehrte drei Nächte vor dem nächsten Vollmond wieder zurück.
    Seither durchstreife ich die Welt, immer auf der Flucht, und versuche, ihm zu entkommen. Das Tier folgt mir jedoch überall hin und ergreift bei Vollmond von meinem Körper Besitz. Gott vergebe mir die grauenhaften Taten, die ich verübt habe!
    Seit langer Zeit denke ich darüber nach, mich selbst zu richten – aber ich habe nicht den Mut. Die Seele eines Selbstmörders ist verflucht, sie wird für alle Zeiten durch die Feuer der Hölle gejagt. Das weitaus Schlimmste ist jedoch, dass mein erschlagener Körper, besessen vom Geist des Werwolfs, die Erde für alle Zeiten durchstreifen würde! Gibt es einen grässlicheren Gedanken?
    Die Waffen der Menschen scheinen mir nichts anhaben zu können. Schwerter haben mich durchbohrt, Dolche auf mich eingestochen. Ich bin mit Narben übersät, aber niemals wurde ich getötet. In Deutschland hat man mich gefesselt und aufs Schafott geführt. Ich hätte mir widerstandslos den Kopf abhacken lassen, aber das Wesen kam über mich, ich sprengte meine Fesseln, tötete und ergriff die Flucht. Ich habe die ganze Welt bereist und eine Spur des Schreckens und der abgeschlachteten Körper hinterlassen. Ketten und Zellen können mich nicht aufhalten. Das Tier ist für immer und ewig an mich gebunden.
    Aus purer Verzweiflung habe ich Dom Vincentes Einladung angenommen, denn, wie Sie wissen, kennt niemand mein fürchterliches Doppelleben. Niemand erkennt mich, wenn ich in den Fängen des Dämons bin, und nur wenige, die mich so sahen, blieben am Leben, um davon zu berichten.
    Meine Hände sind blutigrot, meine Seele zu einem Dasein im ewigen Feuer verdammt. Mein Geist ist durch die große Reue, die ich für meine Verbrechen empfinde, qualvoll zerrissen. Und dennoch kann ich nichts tun, um mir selbst zu helfen. Ich bin sicher, Pierre, dass kein Mensch je die Hölle erfahren hat, die ich durchlebe.
    Ja, ich habe von Schiller gerissen und versucht, das Mädchen Marcita zu töten. Weshalb ich es nicht getan habe, weiß ich nicht, denn ich habe Frauen ebenso wie Männer getötet.
    Ich bitte Sie nun, Ihr Schwert zu ziehen und mich zu töten. Mit meinem letzten Atemzug werde ich Ihnen den Segen der guten Götter geben. Ja?
    Sie kennen nun meine Geschichte und sehen vor sich einen Mann, der für alle Zeiten von einem Dämon besessen sein wird.«
    Als ich de Montours Zimmer verließ, war ich so verwirrt, dass sich alles in mir drehte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es schien wahrscheinlich, dass er uns alle töten würde, und dennoch brachte ich es nicht übers Herz, Dom Vincente von ihm zu erzählen. Ich bemitleidete de Montour aus tiefstem Herzen.
    Daher behielt ich sein Geheimnis für mich, und in den folgenden Tagen suchte ich ihn gelegentlich auf, um mich mit ihm zu unterhalten. Zwischen uns entstand eine echte Freundschaft.
    In dieser Zeit bemerkte ich an Gola, dem schwarzen Teufel, so etwas wie eine unterdrückte Aufregung. Er schien etwas zu wissen, das er mir verzweifelt mitteilen wollte, er konnte oder wagte es jedoch nicht.
    So verbrachte ich meine Tage mit Feiern, Trinken und Jagen, bis eines Nachts de Montour in mein Zimmer kam und stumm auf den Mond zeigte, der gerade aufging.
    »Hören Sie mir zu«, sagte er, »ich habe einen Plan. Ich werde den anderen mitteilen, dass ich zum Jagen in den Dschungel gehen und einige Tage dort bleiben werde. In der Nacht werde ich jedoch ins Schloss zurückkehren, und Sie werden mich in das Verlies sperren, das als Vorratskammer genutzt wird.«
    So geschah es,

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