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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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gefolgt, dass das Geschehen der Welt sicher in Allahs Schoß lag. Ihre spärlichen finanziellen Mittel hatten gerade ausgereicht, um sich für die gewagte Reise ins Unbekannte mit Reitkamelen und Verpflegung zu versorgen. Ihren einzigen Anhaltspunkt bildeten die vagen Gerüchte, die sich um die Stelle rankten, an der Kara-Shehr angeblich lag.
    Sie hatten harte Tage hinter sich, an denen sie die Tiere gnadenlos angetrieben und Wasser und Essen streng eingeteilt hatten. Als sie bereits tief in die Wüste vorgedrungen waren, gerieten sie in einen furchtbaren Sandsturm, der ihnen die Kamele raubte. Von da an taumelten sie durch endlose Meilen Sand, die Sonne brannte unbarmherzig auf sie herab, und zum Überleben hatten sie nichts als das schnell zur Neige gehende Wasser in ihren Feldflaschen und die Verpflegung, die Yar Ali in einem Beutel bei sich trug.
    Sie verschwendeten keinen Gedanken mehr an die geheimnisvolle Stadt. Ziellos schleppten sie sich in der Hoffnung weiter, auf eine Quelle zu stoßen; denn sie wussten, dass sie keine der Oasen, die hinter ihnen lagen, zu Fuß würden erreichen können. Es war die Hoffnung der Verzweifelten, und es war ihre einzige Hoffnung.
    Dann hatten sich die weiß gewandeten Falken aus dem Dunst des Horizonts auf sie gestürzt, und aus einem flachen, hastig ausgehobenen Schutzgraben hatten die Abenteurer die Schüsse der wilden Reiter erwidert, die sie immer schneller umkreisten. Die Kugeln der Beduinen hatten ihre provisorische Festung durchdrungen, Sand in ihre Augen gespritzt und Teile ihrer Kleider zerfetzt, doch sie hatten Glück – keiner von beiden wurde getroffen.
    Wenigstens dabei hatten sie Glück, dachte Clarney, und wieder verfluchte er sich für seine Torheit. Es war von Anfang an ein irrsinniges Unterfangen gewesen! Anzunehmen, dass zwei Männer die Wüste allein herausfordern und überleben konnten – von der Annahme, sie könnten ihrem unergründlichen Schoß die Geheimnisse der Urzeiten entreißen, ganz zu schweigen! Und dann diese verrückte Geschichte von einer Skeletthand, die in einer toten Stadt ein flammendes Juwel umschlossen hielt – Schwachsinn! Ausgemachter Unsinn! Er musste ja völlig verrückt gewesen sein, um all dem Glauben zu schenken, entschied der Amerikaner mit einer Klarheit, die nur im Angesicht des Leids und der Gefahr entsteht.
    »Also, mein Junge«, sagte Steve und hob sein Gewehr auf, »lass uns aufbrechen. Das Los wird entscheiden, ob wir verdursten oder durch die Kugeln der Wüstenbrüder sterben. Wie dem auch sei – hier zu bleiben hat keinen Sinn.«
    »Gott wird es geben«, stimmte Yar Ali ihm freudig zu. »Die Sonne wandert nach Westen. Bald wird die Kühle der Nacht uns umgeben. Vielleicht finden wir noch Wasser, sahib. Sieh, im Süden verändert sich die Landschaft.«
    Clarney schützte seine Augen vor der untergehenden Sonne mit der Hand. Hinter einer kargen, mehrere Meilen weiten Ebene wurde das Land tatsächlich felsiger, und niedrige Hügel waren zu erkennen. Der Amerikaner warf das Gewehr über seine Schulter und seufzte: »Lass uns aufbrechen – Futter für die Bussarde sind wir hier wie dort.«
    Die Sonne ging unter und der Mond ging auf, und er tauchte die Wüste in ein eigenartiges silbernes Licht. Der Sand verwehte in langen Wellen, deren Schimmern aussah, als sei das Meer urplötzlich eingefroren und erstarrt. Steve war vor Durst völlig ausgetrocknet, wagte es jedoch nicht, seinen letzten Schluck zu trinken, und stieß einen atemlosen Fluch aus. Die Wüste lag wie eine traumhafte Schönheit im Mondlicht, eine kalte, gefühllose Lorelei, die Männer ins Verderben locken konnte. Welch irrsinnige Suche!, wiederholte sein müder Verstand erneut, und mit jedem schleppenden Schritt verschwand das Feuer von Asshurbanipal tiefer im Labyrinth der Unwirklichkeit. Die Wüste war eine wirkliche Ödnis, und nun hüllte sie sich in die grauen Nebel vergessener Zeitalter, in deren Untiefen so vieles versunken lag und träumte.
    Clarney stolperte und fluchte – verließen ihn jetzt schon die Kräfte? Yar Ali zog mit der unermüdlichen Leichtigkeit der Männer der Berge weiter. Steve biss die Zähne zusammen und strengte sich noch mehr an. Schließlich erreichten sie die Hügellandschaft, deren Gelände jedoch schwieriger zu begehen war. Flache Senken und schmale Schluchten durchzogen die Gegend. Die meisten waren fast vollständig mit Sand gefüllt – weit und breit war kein Wasser zu sehen.
    »Dieses Land war einst reich an Oasen«,

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