Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
Ranch entfernt holte ich die Plünderer ein und fegte mit einer Staubwolke durch ihre Mitte. Die Arbeiter auf Smiths Ranch erschraken, als sie diesen wilden Reiter sahen, der direkt auf die Koppel zupreschte und »Massai! Massai! Ein Aufstand, ihr Narren!« rief, sich irgendwo eine Waffe schnappte und wieder auf die Steppe hinausritt.
Als die Wilden die Ranch erreichten, sahen sie sich einer Gruppe kampfbereiter Männer gegenüber, die sie so herzlich empfing, dass sie nach einem einzigen Angriff auf dem Absatz kehrt machten und zurück auf die Steppe flohen. Ich jedoch ritt, wie ich noch nie zuvor geritten war. Die Stute war vollkommen erschöpft, aber ich trieb sie unbarmherzig voran, immer weiter und weiter!
Ich ritt zu dem Ort, der mir am wahrscheinlichsten schien – die Hütte zwischen den Bäumen. Ich nahm an, dass der Fetischmann dorthin zurückkehren würde.
Lange, bevor die Hütte in Sicht kam, tauchte ein pfeilschneller Reiter im hohen Gras auf, der von der Seite direkt auf mich zuritt, und im nächsten Moment prallten unsere erschöpften Pferde zusammen und stürzten zu Boden.
»Steve!« Es war ein Freudenschrei, in den sich jedoch auch Angst mischte. Ellen lag, gefesselt an Händen und Füßen, auf der Erde und blickte erschrocken zu mir auf, während ich mich wieder aufrappelte.
Senecoza warf sich blitzschnell auf mich. Sein langes Messer glänzte im Sonnenlicht. Im Kampf stürzten wir hin und her – Hieb, Parade, Riposte – und mein Zorn und meine Wendigkeit standen seiner Wildheit und Geschicklichkeit in nichts nach.
Er warf sich erneut mit aller Kraft auf mich, doch ich war höchst wachsam – schlug seinen Arm zur Seite, und mit einem schnellen Gegenangriff und einer abrupten Drehung entwaffnete ich ihn. Bevor ich meinen Vorteil jedoch ausnutzen konnte, sprang er ins hohe Gras und verschwand.
Nachdem ich Ellens Fesseln durchtrennt hatte, half ich ihr auf. Das arme Mädchen hielt mich eng umklammert, sodass ich sie hochhob und sie zu den Pferden trug. Aber wir hatten Senecozas Angriff noch nicht überstanden. Er musste irgendwo im Gras wohl ein Gewehr versteckt haben, denn plötzlich flog eine Kugel dicht über meinen Kopf hinweg.
Ich ergriff die Zügel und sah, dass die Stute für mich schon alles getan hatte, was sie konnte. Sie war völlig erschöpft, also half ich Ellen auf das andere Pferd.
»Reite zur Ranch«, befahl ich ihr. »Die Plünderer sind irgendwo da draußen, aber du wirst schon durchkommen. Mach dich möglichst klein und reite, so schnell du kannst!«
»Aber was ist mit dir, Steve?«
»Geh, geh!«, befahl ich erneut, wendete ihr Pferd und trieb es an. Sie galoppierte davon und warf mir einen letzten bekümmerten Blick über die Schulter zu. Ich nahm das Gewehr und die Handvoll Patronen, die ich mir auf der Smith-Ranch geschnappt hatte, und warf mich ins hohe Gras. Und so spielten Senecoza und ich an diesem heißen Tag in Afrika Verstecken. Wir krochen und schlüpften durch die dürren Büsche der Steppe, kauerten im hohen Gras und schossen abwechselnd aufeinander. Eine Bewegung im Gras, ein brechender Zweig oder raschelnde Grashalme wurden sofort von einer Kugel begleitet, die wiederum von einer anderen beantwortet wurde.
Ich hatte nur wenige Patronen und setzte sie sehr überlegt ein, aber es kam der Zeitpunkt, da ich die allerletzte Patrone in die Kammer meines Gewehrs einlegte – es war ein großer, einläufiger Sechsschuss-Hinterlader, denn schließlich hatte ich auf der Ranch keine Zeit gehabt, die am besten geeignete Waffe auszusuchen.
Ich lauerte in meinem Versteck darauf, dass der Schwarze sich durch eine unvorsichtige Bewegung verraten würde. Zwischen den Grashalmen war kein einziges Geräusch, kein Flüstern zu hören. Irgendwo am anderen Ende der Steppe ließ eine Hyäne ihr teuflisches Lachen vernehmen, und eine andere, die sich etwas näher befand, antwortete ihr. Kalter Schweiß brach auf meiner Stirn aus.
Was war das? Das Donnern zahlreicher Pferdehufe! Kehrten die Plünderer zurück? Ich riskierte einen Blick und hätte vor Freude laut schreien mögen. Wenigstens zwanzig Männer ritten auf mich zu, weiße Männer und Hilfsarbeiter, und ihnen voran ritt Ellen! Noch befanden sie sich in einiger Entfernung. Ich sprang hinter einen großen Busch, richtete mich auf und winkte, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
Sie riefen laut durcheinander und zeigten auf irgendetwas, das sich hinter mir befand. Ich wirbelte herum und sah, etwa dreißig Meter
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