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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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berichtet hätte. Aber bald merkte sie den Betrug, daß sich die Männer in ihre Rüstung angeschickt hätten. Deshalb stritt sie wider dieselben ganz männlich, wie zuvor.
    Aber die Männer waren ihr überlegen; sie hätten sie gerne lebendig überkommen, welches doch unmöglich, weil sie so beherzt und durstig war. Deshalb wurde sie endlich erschlagen, am 14 Mai des Jahres 743. Die Männer zogen nach dem Schlosse Diewin, nahmen dasselbe ein, und brachten alles, was weiblichen Geschlechts war, darin um. Wlasta aber blieb unbegraben liegen und wurde von den Bestien und Vögeln gefressen. Also befreiten sich die Böhmen von dem Regimente der Weiber.
     
19. Das Roß des Horymirz.
     
    Etliche aus dem Volke kamen 846 zu dem Herzoge Krzesomysl und hielten ihm den großen Mangel des Brodes vor, welcher in diesem Lande von nirgends anders, als von den Bergleuten, die den Ackerbau verlassen, herkomme. Sie baten den Herzog, er wolle alle Bergleute von dieser Arbeit, und besonders um Przibram, die Eule, Pisak und Schittenhof, abzustehen befehlen. Der Herzog hörte seiner Unterthanen Bitte an und sagete ihnen zu, er wolle solches thun. Aber nach ihrem Abzuge erwog er, daß dieser Mangel des Brodes seiner Person unschädlich und der Hunger ihm wenig angehe. Und dieweil er sich die große Begierde des Goldes und Silbers einnehmen ließ, stellte er diese Bitte in Vergessenheit. Seine Unterthanen aber sahen täglich auf, wenn dann der Herzog seine Zusage erfüllen wollte, und verlangte sie darnach nicht wenig, besonders den Horymirz, der ein sehr beherzter und verständiger Mann war. Dieser hatte seinen Wohnsitz zwischen der Stadt Beraun und Przibram, unter dem Gebirge Ausani genannt, auf einem Schlosse, mit Namen Neumietel, welcher es am mehrsten in Acht nahm, damit dem Mangel des Brodes vorgekommen und der Bergarbeit gesteuert werden möchte.
    Als nun die Bergleute im Jahre 847 solches, was im vergangenen Jahre auf Wischerad gehandelt und besonders, daß der Horymirz Neumietelsky der größte Ursacher wäre, daß man in den Gold- und Silberbergwerken nicht arbeiten sollte, vernommen, faßten sie einen großen Neid auf ihn und kamen in Frühlingszeit zusammen, Rath unter einander nehmend, wie sie sich an ihm rächen möchten. Ein Theil wollte, man sollte ihn erschlagen, und die andern riethen, man sollte ihm so lange Brod in den Mund stopfen, bis man ihn erwürgete. Nach langer Disputazion wurden sie einig, daß sie ihn, bei nächtlicher Weile, überziehen und gefangen nehmen wollten. Dem Horymirz, der sich auch nach mancherlei Träumen und Bedeutungen zu richten wußte, war dieser Handel und ihr Vornehmen unverborgen.
    Und als er von ferne gesehen, daß sich eine große Anzahl der Bergleute zu seinem Schlosse naheten, da saß er auf sein überaus geschwindes Roß, das er Schemick nannte, und entritt. Da sie sahen, daß Horymirz die Flucht gab, eileten sie zu seinem Hofe zu, zerrissen die Getreideschober und was sie fortbringen konnten, das trugen sie davon, das andere aber zündeten sie mit Feuer an und sprachen: »dieweil sich Horymirz des Hungers besorgt hat, so mag er denselben leiden.« Und als sie hinweg waren, kam Horymirz wieder und trachtete Tag und Nacht darauf, wie er sich an den Bergleuten rächen möchte.
    Und als er seine Zeit ersah, saß er, bei der Nacht, auf sein Roß Schemick, ritt eilends gen Przibram und zündete den Bergleuten ihre Hütten an und die er antraf, erschlug er mit dem Schwerdt. Er verstürzte ihnen auch, mit seinen Gehülfen den Nachtgeistern, ihre Schächte und ritt noch dieselbe Nacht zum Herzog und gestellte sich vor ihm mit dem frühsten, als wenn er nichts um die Sache wüßte. Die Bergleute schickten alsbald Kläger zum Herzoge, daß er ein Volk gegen Neumietel abfertigen und den Horymirz wollte fahen lassen. Der Herzog sah den Horymirz, welcher vor ihm stand, an und fragte ihn: warum er einen solchen Schaden und seinem Herrn diesen Verdruß muthwilliger Weise thun dürfen? Er antwortete: »ehrenreicher Fürst, ist doch dies, dessen mich diese anklagen, der Wahrheit ungemäß, nehmlich, daß ich in jener Nacht, als vorgestern, zwischen Przibram und Laß etliche Personen sollte ermordet haben. Wie wäre mir dies möglich allein zu vollbringen? Zum andern, daß ich viel Silberbergwerke und Schächte mit großen Steinen sollte verstürzt und verwüstet haben. Lieber, bedenk', ob ich auch dieses, für meine Person, in einer Nacht hätte zuwege bringen können? Und überdies alles hast du mich

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