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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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andere des Klosters Diener vernahmen, eileten sie bald hinab und legten eine starke Kette, welche allda hing, vor das Thor. Der Herzog wußte keinen ferneren Rath, zuckte sein gutes Schwerdt und hieb die Ketten, nicht anders als einen Span, entzwei und gab mit der Jungfrau eilends die Flucht. Als des Herzogs Diener vernommen, wie es zuging, eileten sie zu ihren Rossen und machten die fertig, damit sie ihrem Herren nachfolgeten. Mittlerweile waren des Klosters Wächter allbereit in der Rüstung und fingen an, des Brzetetislaus Diener zu schlagen. Sie aber kamen auf ihre Rosse und wehreten sich tapfer und beschädigten ihrer etliche.
    Da sie aber sahen, daß die Deutschen an der Zahl zunahmen, gaben sie die Flucht, und ehe dann die Wächter oder Klosterdiener zu ihren Rossen kamen, waren des Brzetislai Diener in den dicken Wald. Indessen wurden die Nachfolgenden von der finsteren Nacht überfallen und verhindert. Der Herzog aber hatte das erste und andere Nachtlager mit seiner Jungfrau im finstern Walde, bis daß er des dritten Tages mit seiner Allerliebsten auf die Böhmische Gränze kam, dessen sie sich nicht wenig freuten.
    Die Wächter nahmen das Glied von der entzwei gehauenen Kette, zeigten es männiglichen mit großem Verwundern und konnten nicht wissen, wer der Ritter wäre. Dies Glied wurde nachmals ins Kloster aufgehenkt, allda es eine lange Zeit gehangen und von Wunders wegen vielen Menschen gezeigt worden. Brzetislaus vermeldete seinen Zustand, wie sich's allenthalben begeben hatte, seinem Vater, darüber er sich denn verwunderte und, daß ihn unser Herr Gott aus solcher großen Gefahr geholfen hatte, sich mit ihm freute. Er bat den Bischof, daß er seinen Sohn mit der Jungfrau zur Ehe geben wolle, welches auch geschah.
    Man hat die Geschichte auch in einen Gesang gebracht:

    In Böheim ein Königskind,
    Boleslaus mit Namen,
    Erfahren hat, wie daß man find'
    Ein' wunderschön' Jungfrauen
    Zu Regensburg, wohl in der Stadt,
    Solch' begehret er zu schauen.
    Mit seinen Dienern wohlgemuth't
    Sich rüst't wohl auf die Fahrt.
    Boleslaus ein Zeichen thut,
    Zu Regensburg thut warten,
    Ob er die Jungfrau sehe gut;
    Solch's thät ihm wohl gerathen.
    In einem Kloster warten thut,
    Darin die Jungfraun'n waren,
    Ob er vielleicht zur selben Stund'
    Sich mit ihr möcht' vertrauen.

    Die Jungfrau, wie der Morgenstern,
    Mit vielen Jungfrau'n kame.
    Solch' thät der Herr ganz sehen gern,
    Gar bald sie zu ihm nahme;
    Er schwingt sie zu sich auf sein Roß,
    Sein' allerliebste Krone.
    Vor'm Kloster einen harten Stoß
    Der Held mußt leiden schone,
    Vorzog man eine Kette groß,
    Doch kam der Held davone.

    Die Diener kamen all gerannt,
    Ihrem Herrn zum großen Glücke.
    Boleslaus mit seiner Hand
    Sein glänzend Schwerdt auszückte,
    Die Ketten hart, aus Liebesband,
    Hieb er entzwei zu Stücke;
    Sein schönes Lieb er bracht davon
    Und seine Diener alle;
    Zu Regensburg, das Kloster schon,
    Hat daran kein Gefallen.
    Solch' Wunderthat des Königssohn
    Durch Berg und Thal erschalle.

    Hie sieht man, was Cupido zart
    Mit seiner Stärk ausrichtet,
    Welcher verbind't von edler Art
    Zwei Lieb', und auch verstricket,
    Vom andern ob wohl gesehen ward
    Ihr kein's, doch zusammen wirket.
    Drum, was verbind't Frau Venus zart,
    Da hilft kein' Kett' noch Hagen,
    Da hilft kein starker Thurm noch Wart',
    Kein Festung noch tiefe Graben.
    Manch kühner Held, um Liebes Fahrt,
    Thut Leib und Leben wagen.

     
27. Der Böhmische Zauberer Zython.
     
    Der Böhme Zython wußte die Zauberkunst sehr meisterlich zu treiben. Bald erschien er wie ein Riese, bald wie ein Zwerg, oftmals fuhr er auf der Straße und hatte Hähne vor seinen Wagen gespannt. Er ging auf dem Wasser und that mehr andere dergleichen seltsame Dinge. Zuweilen narrte er diejenigen, die der König zu Tafel geladen hatte und machte, daß niemand in die Schüssel greifen durfte, weil sie vermeineten, daß ihre Hände wären zu Pferdefüßen geworden. Auf eine gewisse Zeit machte er aus einem Bunde Stroh dreißig Schweine, die sehr fett und wohlgestaltet waren. Diese verkaufte er sämmtlich einem Becker, doch mit dem Bedingen, daß er sie durch kein Wasser treiben solle, welcher Vermahnung der Käufer lachte, und da er bei ein kleines Wasser gekommen, jagte er die Schweine dadurch, die aber alsobald verschwanden und wieder zu Stroh wurden.
    Der Becker ging eilig hin, um seinen Verkäufer zu suchen und fand ihn in einem Weinkeller auf der Bank liegen und schlafen. Er griff ihn bei einem Fuße,

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