Voll auf Ex-Kurs Roman
fängt blitzschnell meine Hand ab und hält sie fest.
»Loslassen«, fordere ich kichernd.
»Erst, wenn du nicht mehr so frech zu mir bist!«
»Bin gar nicht frech«, pruste ich, »nur ehrlich.« Ich versuche, meine Hand wegzuziehen, aber Lars ist ganz eindeutig stärker als ich. Während ich noch lachend mit ihm ringe, geht plötzlich alles ganz schnell. Aus den Augenwinkeln nehme ich eine Bewegung am Eingang wahr – im nächsten Moment lasse ich mich entsetzt vom Barhocker plumpsen und kauere halb versteckt in der Ecke und zu Lars’ Füßen, der vor lauter Überraschung meine Hand losgelassen hat.
»Was machst du denn da unten?«, fragt er und beugt sich zu mir.
»Pssst!«, antworte ich und wedele hektisch mit einer Hand, damit er sich wieder gerade hinsetzt. Doch bevor ich ihm erklären kann, was gerade los ist, erklingt auch schon eine sehr vertraute Stimme über mir.
»Hallo Pia! Willst du dich vor mir verstecken?« Basti. Ausgerechnet Basti! Er steht direkt hinter Lars, guckt über seine Schulter zu mir herunter, sein Gesicht ein einziges Fragezeichen. Mist! Mist! Mist!
7. Kapitel
Ex-Kursion, No. 2
»Ja, ähm, hallo Basti!« Mühsam und mit vermutlich knallrotem Schädel kämpfe ich mich aus meiner unterlegenen Position zurück nach oben und klopfe mir ein bisschen Staub vom Kleid. »Mir war da, äh, eben was runtergefallen, ja, äh, ein, ein, ein … Bierdeckel, ja, ein Bierdeckel, den wollte ich nur aufheben, und da …« Ich kichere unsicher und räuspere mich. »Das ist ja ein Zufall, dich hier zu sehen«, füge ich schließlich noch leicht bescheuert hinzu.
Bescheuert deshalb, weil ich doch ganz genau weiß, dass Basti abends am liebsten in der Schanze ausgeht. Und vor allem sehr gern ins die herren simpel , weil es im hinteren Teil der Bar eine Raucherzone gibt. Wieso hab ich daran nicht gleich gedacht, als Lars sich hier mit mir treffen wollte? Muss mein Unterbewusstsein mich wohl boykottiert haben oder so, anders kann ich mir das nicht erklären.
»Zufall, hm«, erwidert Basti auch prompt in einem Tonfall, der erkennen lässt, dass er das genaue Gegenteil denkt. Im selben Moment fällt mir schlagartig eine der unumstößlichen Regeln ein, die Clemens Schüttler uns mit auf den Weg gegeben hat: Den Ex nie und auf gar keinen Fall absichtlich eifersüchtig machen, das geht immer nach hinten los! Scheiße! Ob Basti noch gesehen hat, dass Lars und ich quasi miteinander Händchen gehalten haben? Das darf doch wirklich nicht wahr sein!
»Das ist«, beeile ich mich zu erklären, »Lars.« Basti mustert mein Pflichtdate. Das wiederum lächelt ihn freundlich an und streckt ihm seine Hand entgegen, die er auch ergreift und schüttelt. »Ein, äh, ja, Kollege von mir«, haspele ich hektisch weiter, »nur ein Kollege, ja, das ist er.«
»Du bist also auch bei Behrmann Communications?« Lars nickt brav, Gott sei’s gepriesen! »Ebenfalls Texter?«, fragt Basti blöderweise weiter. Aber wieder nickt meine Seminarbekanntschaft, als sei es das Normalste auf der Welt. »Na denn«, meint Basti, »wünsche ich euch noch einen schönen Abend. Mir ist’s heute irgendwie zu stickig hier drinnen.« Er nickt mir und Lars noch einmal zu, eine Minute später hat er die Bar verlassen.
»Das war er also«, stellt Lars fest.
»Ja, das war er«, bestätige ich und starre auf die Tür, durch die Basti soeben entschwunden ist. Einen kurzen Moment bleibe ich wie zur Salzsäule erstarrt stehen – dann renne ich los und lasse mich auch durch Lars nicht aufhalten, der mir ein »Bleib hier, du machst es doch nur noch schlimmer!« hinterherruft.
Draußen auf der Straße hechte ich meinem Ex hinterher, der erst ein paar Meter weit gekommen ist.
»Basti!«, brülle ich, er hält an und dreht sich zu mir um. Zwei Sekunden später stehe ich schwer atmend vor ihm. »Es ist nicht so, wie es vielleicht gerade ausgesehen hat«, setze ich zu einer Erklärung an. »Lars und ich sind wirklich nur …«
»Kleine«, unterbricht er mich, und mein Herz macht vor Freude einen Hüpfer, weil er mich mit meinem Kosenamen anspricht. Im nächsten Moment erlebt es allerdings eine ziemlich schmerzhafte Bruchlandung, als Basti weiterspricht: »Du musst dich überhaupt nicht rechtfertigen, und es ist völlig okay, wenn du mit anderen Männern ausgehst.«
»Aber ich bin gar nicht aus …«
»Versteh mich nicht falsch«, werde ich von Basti unterbrochen. »Es war schon seltsam, dich eben mit einem anderen Typen zu sehen. Aber es ist in
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