Voll auf Ex-Kurs Roman
mich tun können.«
»An deiner Stelle würde ich aber trotzdem auch einen Anwalt für Arbeitsrecht anrufen. Ich könnte dir da einen guten empfehlen.«
»Ich melde mich, sobald ich beim Amt war. Dann sehen wir weiter.«
»Okay.«
»Tja, ich werd dann mal nach Hause fahren.«
»Und ich schwing mich auf mein Rad.« Einen kurzen Moment wirkt Lars unschlüssig, dann beugt er sich zu mir herunter und gibt mir auf jede Wange ein Küsschen. »War wirklich schön«, sagt er leise, ich spüre seinen warmen Atem auf meinem Gesicht, und sein Aftershave steigt mir in die Nase, was alles andere als unangenehm ist.
»Ja, das war’s.« Meine Stimme krächzt ein bisschen, als hätte ich plötzlich einen Frosch im Hals.
»Und noch was«, sagt Lars und betrachtet dabei fast nachdenklich mein Gesicht. »Wenn dir heute nichts mehr einfällt, was du auf die Liste der Dinge setzen kannst, die in deinem Leben gut sind: Ich persönlich finde, dass du das süßeste Lächeln hast, das ich je gesehen habe.«
»Oh.« Schon wieder schießt mir vor Verlegenheit das Blut in den Kopf, und ich weiß gar nicht, was ich darauf antworten soll. »Dankeschön«, bringe ich schließlich stotternd hervor.
»Keine Ursache. Ich habe nur die Wahrheit gesagt.«
Während ich mit der U-Bahn Richtung Heimat fahre, geht es in meinem Kopf drunter und drüber. Was für ein Abend! Ach, was sag ich, bereits seit gestern scheinen sich die Ereignisse nur so zu überschlagen. Nicht, dass sie alle positiv wären, Stichwort Job. Aber mein Date mit Lars hat mich doch einigermaßen aus dem Konzept gebracht. Zum einen natürlich durch Bastis Auftauchen, zum anderen … Na, zum anderen halt.
Eine halbe Stunde später bin ich zu Hause, ziehe meine Sachen aus und einen kuscheligen Schlafanzug an, schminke mich ab, putze mir die Zähne und falle todmüde ins Bett.
Bevor ich die Leselampe ausknipse, schnappe ich mir noch mein Filofax, das auf meinem Nachttisch liegt, schlage es beim heutigen Datum auf und schreibe dann gut gelaunt hinein: »Ich habe das süßeste Lächeln der Welt. Findet Lars.« Dann mache ich das Licht aus, und wenige Sekunden später bin ich auch schon eingeschlafen.
8. Kapitel
Heiter weiter?
Muskelkater ist gar kein Ausdruck. Und zwar überhaupt gar keiner! Am nächsten Morgen scheitere ich schon an dem simplen Versuch, mich im Bett auch nur aufzusetzen. Wie nach meiner Likörsause mit anschließendem Flughafenausfall zwingt mich ein stechender Schmerz – diesmal allerdings nicht im Kopf, dafür aber in sämtlichen Gliedern, vom kleinen Finger bis in den dicken Zeh – dazu, mich erst einmal wieder ganz langsam und vorsichtig zurück auf die Matratze sinken zu lassen. Nein, das ist kein Muskelkater. Das ist ein ausgewachsener Löwe nebst zwanzigköpfigem Rudel!
Und das soll nun also die wohltuende Wirkung von Sport sein? Dass ich mich wie eine uralte Oma fühle? Nicht auszudenken, wie es mir ginge, wäre ich die volle Stunde und nicht nur zwanzig Minuten gejoggt! Unter gar keinen Umständen und auf keinen Fall kann ich mir vorstellen, heute Mittag mit Philip noch einmal loszulaufen. Jedenfalls nicht ohne Gehwägelchen und mit Sicherheit auch nicht schneller als einen halben Stundenkilometer.
Irgendwie gelingt es mir mit zusammengebissenen Zähnen und in gebückter Haltung ins Badezimmer zu humpeln, wo ich erst einmal heißes Wasser in die Wanne laufen lasse. Ein Bad wird die schlimmsten Auswirkungen meiner ersten Fitness-Session hoffentlich ein bisschen lindern. Falls nicht, bin
ich ein Fall für den Streckverband. Ich schalte meinen iPod ein, der in der Abspielstation auf dem Regal über der Heizung steckt, suche die Wiedergabeliste mit dem Titel »Kuschelmusik« heraus und drücke auf »Play«.
Stöhnend sinke ich eine Minute später ins heiße, dampfende Nass und genieße das angenehme Gefühl, das sich augenblicklich in mir ausbreitet. Herrlich! So möchte ich hier mindestens die nächsten vier bis fünf Stunden liegen bleiben, bis sich mein Muskelkater in Wohlgefallen aufgelöst hat, auch, wenn sich meine Haut dabei vermutlich gleich mit auflösen wird.
Leider habe ich nur noch knapp zwei Stunden Zeit, bis Philip bei mir auf der Matte stehen wird, aber die will ich wenigstens voll und ganz ausnutzen und meinen geschundenen Körper wieder einigermaßen auf Vordermann bringen. Ahhhh! Damit hätte ich das »mir was Gutes tun« für heute schon mal abgehandelt. Wer weiß, vielleicht ist es mir später ja sogar doch möglich, ohne
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