Voll auf Ex-Kurs Roman
Ordnung, ich habe gar kein Recht, mich darüber aufzuregen, und außerdem freue ich mich, wenn es dir wieder besser geht. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe …« Nun ist es an mir, ihn zu unterbrechen.
»Du findest es seltsam, mich mit einem anderen Mann zu sehen?«, frage ich hoffnungsvoll nach.
»Natürlich«, erwidert mein Ex, als wäre meine Nachfrage vollkommen unverständlich. Dann seufzt er. »Wie soll ich es dir erklären? Ich hab dich ja noch lieb.«
»Noch lieb?« Er nickt, und mein Hirn sendet sofort ein Signal an mein Herz, dass es wieder einen Hüpfer machen darf.
»Aber das spielt keine Rolle.«
»Wieso nicht?«, frage ich irritiert nach. »Das spielt doch die allergrößte Rolle!«
»Ja, sicher«, gibt Basti zu. »Allerdings hat es daran auch nicht gelegen, das habe ich ja schon so oft versucht, dir klarzumachen. Ich hab dich lieb, ja, aber ich will keine Beziehung mit dir. Weil ich im Grunde genommen überhaupt gar keine Beziehung möchte. Jedenfalls keine, wie du sie dir wünschst.«
»Basti, ich …«, setze ich an, verstumme dann aber. Was soll ich dazu auch sagen?
»Am besten, du gehst zurück zu deinem Kollegen«, dieses Wort betont er besonders, »der wartet bestimmt schon auf dich.«
»Ja«, murmele ich mit gesenktem Blick, »das wird wohl das Beste sein.« Ich blicke wieder auf, direkt in Bastis Halogenscheinwerfer und spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Versaut hab ich es, ganz eindeutig und komplett versaut! »Also, mach’s gut«, bringe ich kraftlos hervor, drehe mich um und schlurfe zurück Richtung Bar.
»Kleine?«, höre ich Basti plötzlich rufen und wende mich ihm wieder zu. »Auch, wenn es nur ein Kollege ist«, meint er, »ich hoffe, er ist gut für dich.«
»Wie meinst du das?«, will ich wissen.
»So, wie ich es sage.« Einen Moment lang bleiben wir noch unschlüssig voreinander stehen, dann hebt Basti eine Hand, winkt mir zu und läuft das Schulterblatt hinunter Richtung Neuer Pferdemarkt. Ich sehe ihm einen Augenblick nach, denn gehe ich zu Lars in die Bar zurück.
»Das ist wohl ein bisschen doof gelaufen«, stellt Lars fest, als ich wieder neben ihm sitze.
»Ziemlich doof sogar«, erwidere ich und erzähle ihm kurz, was Basti draußen zu mir gesagt hat.
»Mach dir mal keinen Kopf«, versucht er, mich zu trösten. »Das heißt ja alles noch nichts.«
»Ich weiß nicht so recht«, brumme ich finster, »die Kollegen-Nummer hat er mir auf gar keinen Fall geglaubt. So gut kenne ich ihn.« Erschöpft lasse ich meinen Kopf auf den Tresen sinken. »Wie konnte ich auch nur so blöd sein?«, jammere ich. »Ich weiß doch, dass er gern hierhergeht, wieso habe ich daran nicht gedacht? Jetzt ist erst recht alles im Eimer, ich hab einen der größten Fehler begangen, die man laut Clemens Schüttler begehen kann!«
»Na ja, vielleicht ist das gar nicht so tra…«, setzt Lars an.
»Ich hab’s!«, würge ich ihn ab. »Clemens Schüttler, das ist es!« Hektisch krame ich in meiner Handtasche rum und suche mein Handy raus. Ein Blick aufs Display zeigt mir, dass es halb zehn ist – also noch nicht zu spät! »Ich ruf die Notfall-Hotline an und frage, was in diesem Fall am besten zu tun ist!«
»Ist das übers Handy nicht ein bisschen sehr teuer?«, fragt Lars.
»Das ist doch jetzt wohl vollkommen egal«, erkläre ich, stürme wieder nach draußen und drücke dabei die Kurzwahltaste, unter der ich die Nummer der 0190er-Hotline abgespeichert habe. Nach dem dritten Klingeln wird mein Anruf entgegengenommen.
»Schüttler?«, höre ich die Stimme des Gurus.
»Gott sei Dank, du bist da!«, rufe ich aus. In den nächsten fünfzehn Minuten wandere ich unruhig die Straße auf und ab, während ich Clemens Schüttler erläutere, was sich zugetragen hat. Er hört konzentriert zu, gibt hin und wieder einen Kommentar wie »Aha«, »Soso« und »Verstehe«.
»Nun, Pia«, meint er gedehnt, als ich ans Ende meines Berichts gelangt bin, »so dramatisch ist das tatsächlich nicht. Immerhin hat er zugegeben, dass er dich lieb hat – also eigentlich ein Schritt in genau die richtige Richtung, das kannst du ruhig positiv sehen.«
»Kann ich das?«
»Ich sagte dir schon im Seminar: Es gibt immer Hoffnung. In deinem Fall würde ich sogar sagen, sehr große Hoffnung, denn immerhin hat dein Ex noch Gefühle für dich, und das ist sehr, sehr wichtig.«
»Und was mache ich jetzt?«
»Nichts«, erklärt mir der Guru. »Du hältst dich weiterhin an die Kontaktsperre,
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