Voll auf Ex-Kurs Roman
und das mit allergrößter Konsequenz. Ab sofort sollte dein Ex bis zum Ende der sechswöchigen Frist nicht mehr das Geringste von dir hören oder sehen. Du musst für ihn spurlos verschwinden, nur so wird er anfangen, über dich nachzudenken. Meide in Zukunft alle Orte, an denen er dir begegnen könnte.«
»Macht es denn nichts, dass er mich mit einem anderen Mann gesehen hat?«
»In deinem Fall ist das nicht so schlimm, denke ich. Vielleicht
sogar eher im Gegenteil. Wenn er nichts mehr von dir hört, wird er sich fragen, was du gerade machst. Dadurch wirst du für ihn wieder interessanter, geheimnisvoller. Wenn ich dich richtig verstanden habe, hat er mit dir Schluss gemacht, weil du zu viel Nähe wolltest – zeig ihm also, dass du selbständig bist und ihn nicht brauchst, dass du eine unabhängige Frau bist, die sich nicht an ihn klammert.«
»Gut«, ich nicke vor mich hin. »Das klingt logisch.« Ich seufze. »Ach, vielen Dank, Clemens, ich wusste gerade echt nicht mehr, was ich jetzt tun soll.«
Ein gönnerhaftes Lachen erklingt. »Pia, dafür bin ich schließlich da! Zögere nicht, mich wieder anzurufen, wenn es Probleme gibt.«
»Das mache ich! Und ab sofort wird es für meinen Ex so sein, als wäre ich gar nicht mehr auf der Welt.«
»Sehr gut, Pia! Ich wünsche dir viel Erfolg!«
»Danke! Und auf Wiederhören.« Ich lege auf, das Display zeigt 26 Minuten Gespräch an. Keine Ahnung, wie viel das Gespräch gekostet hat, aber es war jeden Cent wert. Hoffe ich.
Lars schreibt etwas in ein kleines Notizbuch, als ich wieder in die Bar komme.
»Na?«, fragt er und klappt das Büchlein zu. »Hat er dir helfen können?«
»Denke schon.« Ich setze mich wieder neben ihn und nehme einen Schluck von meinem Wein. »Ich soll mich einfach weiter an die Regeln halten und ansonsten für Basti komplett von der Bildfläche verschwinden.«
»Das hätte ich dir auch ohne 0190er-Nummer sagen können«, erwidert Lars ein wenig großspurig.
»Schon gut«, ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Zumindest hat das Telefonat mich etwas beruhigt.« Ich deute
auf das Notizbuch, das vor ihm liegt. »Und was hast du da gerade aufgeschrieben?«, will ich wissen.
»Ich dachte, ich nutze die Zeit deiner Abwesenheit und fülle meine ›Was in meinem Leben gut ist‹-Liste ein bisschen auf.«
»Richtig, da müsste ich heute auch noch was aufschreiben.« Ich verziehe meine Mundwinkel nach unten. »Momentan fällt mir da nur leider nichts ein.«
»Wie wär’s denn mit ›Ich habe einen wundervollen Abend mit meinem neuen Kollegen‹?«, schlägt Lars vor und zwinkert mir dabei zu.
»Ha, ha«, erwidere ich und füge dann hinzu: »Sorry, du hattest dir unser Pflichtdate bestimmt anders vorgestellt, als dass ich ständig wie ein hektisches Huhn rausrenne.«
»Kein Problem.« Er grinst. »Dafür war’s immerhin sehr interessant. Kann beim nächsten Mal nur besser werden.«
»Ich muss dich daran erinnern, dass wir immer neue Leute kennenlernen sollen«, ermahne ich ihn.
»Das mach ich doch! Bisher habe ich schon jede Menge neue Seiten an dir entdeckt. Mal traurig, mal hysterisch, mal zuversichtlich, mal …«
»Lass gut sein«, unterbreche ich ihn lachend. »Du hast mich überzeugt. Der nächste Samstag gehört dir.«
»Bestens. Dann lass uns noch was trinken«, meint Lars und winkt den Barkeeper heran.
That certain smile …
Zwei Stunden später bringt Lars mich – ganz Gentleman – zur U-Bahn Sternschanze und schiebt sein Fahrrad, mit dem er gekommen ist, neben sich her. Ich bin nach drei Gläsern
Wein ein wenig benebelt, aber auch recht beschwingt. Mittlerweile empfinde ich es gar nicht mehr als eine so riesige Katastrophe, dass Basti Lars und mich gesehen hat. Clemens Schüttler hat Recht, soll mein Ex doch ruhig darüber grübeln, was ich ohne ihn so mache. Für unser nächstes Treffen habe ich mich mit Lars in Winterhude verabredet, ein Viertel, in dem Basti nie unterwegs ist. Jedenfalls nicht, seit wir nicht mehr zusammen sind.
»Das war ein schönes erstes Pflichtdate«, stellt Lars fest, als wir den Eingang zur U-Bahn erreicht haben.
»Finde ich auch. Und vielen Dank noch für die Einladung.«
»War mir eine Ehre.« Er lächelt. »Außerdem auch eine Selbstverständlichkeit, kann doch eine arbeitslose Frau nicht ihren Wein selbst bezahlen lassen!« Ich verdrehe die Augen.
»Erinnere mich bloß nicht daran«, stöhne ich. »Montagfrüh werd ich gleich mal zum Arbeitsamt gehen und sehen, was die da für
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