Voll auf Ex-Kurs Roman
Säulen befindet. Wir tragen Badesachen, jeder von uns hat sich außerdem das Handtuch, das wir am Eingang bekommen haben, um die Hüfte gewickelt. Gerade begießen wir uns gegenseitig mit heißem Wasser, das wir mit großen Kupferschalen aus einem der umliegenden Becken schöpfen.
»Hmm«, stimme ich ihm zu, während ich die Augen schließe, den Kopf nach hinten beuge und den warmen Wasserstrahl
genieße, den Philip über mir auskippt. »So entspannt war ich schon lange nicht mehr!«
»Wart erst mal ab, bis dich ein türkischer Bademeister so richtig durchgewalkt hat, dann bist du entspannt!« Ein wenig unsicher lasse ich meinen Blick durch die leichten Dampfschwaden auf die Seite des Raumes wandern, an der drei Massagetische stehen, die ebenfalls komplett aus Marmor sind. Gerade werden ein Mann und eine Frau von zwei Masseuren bearbeitet, und die Laute, die sie dabei von sich geben, klingen nicht immer nach Genuss pur. Einige »Ahs!« und »Ohs!« und »Hmpfs!« sind zu hören, hin und wieder klatscht es laut, wenn der Master of Massage mal so richtig auf den Rücken haut. Philip bemerkt meinen skeptischen Gesichtsausdruck, beugt sich zu mir herüber und flüstert: »Wenn du dran bist, kannst du ruhig sagen, dass sie mit dir etwas sanfter umgehen sollen, mein kleines Weichei.«
»Was heißt hier ›Weichei‹?« Ich spritze ihm ein bisschen Wasser aus meiner Schale ins Gesicht. »Ich wusste eben nur nicht, dass zu deinem Wellness-Programm auch Wrestling gehört.«
»Wie gesagt, warte es einfach ab, die Behandlung wird dir guttun. Und jetzt«, er lächelt mich verschmitzt an, lehnt sich zurück und stützt sich auf den Ellbogen auf, »bitte ich um mehr warmes Wasser. Und zwar pronto!« Gehorsam stehe ich auf, fülle meine Schale an einem der Becken bis zum Rand, gehe zurück und gieße den Inhalt langsam über Philip aus.
Während er da mit geschlossenen Augen so vor mir liegt, nur ein Handtuch um die Hüften – gut, darunter ist noch eine Badehose, aber Imagination ist alles – lasse ich meinen Blick über seinen trainierten Körper wandern. Doch, doch, das regelmäßige Laufen ist ihm anzusehen, da ist kein Gramm Fett zu viel. Dazu die glatte, breite Brust, an die ich mich früher so
gern gekuschelt habe … Ach, es ist wirklich ein Jammer! Im Gegensatz zu dem Abend bei Lars erlaube ich mir, ein wenig meinen kribbelnden Gedanken nachzuhängen und versuche nicht, sie sofort beiseitezuschieben. Ich meine, hey, das hier vor mir ist immerhin noch mein Ehemann, da wird es ja wohl erlaubt sein, mal kurz festzustellen, dass er alles in allem schon ganz schön sexy gebaut ist!
»Ist was?« Philip schlägt die Augen auf.
»Äh«, ich spüre, dass ich rot anlaufe. »Was soll denn sein?«
»Weiß nicht. Hatte nur gerade das Gefühl, dass du mich anstarrst.«
»Quatsch«, widerspreche ich, »bei dem Dampf hier kannst du froh sein, wenn ich dich überhaupt sehe und das Wasser nicht sonstwohin kippe.«
»Aha.« Ich setze mich schnell wieder neben Philip hin und fixiere die türkischen Bademeister. Pia Weiland, schimpfe ich innerlich mit mir, du springst auf dermaßen primitive Reize an – man könnte glatt denken, du seist ein Mann!
»Dieser Teil hier gefällt mir wesentlich besser«, stelle ich fest, als wir später in unsere Bademäntel gewickelt in einem Ruheraum rumlümmeln. Wir liegen auf einer roten Ottomane, über uns ein Baldachin, schlürfen Granatapfeltee und lassen uns frische Früchte schmecken. Doch, so kann man es schon aushalten, fühle mich gerade extrem dekadent und noch dazu pudelwohl.
»Ich fand die Massage auch nicht schlecht.«
»Wenn man mal davon absieht, dass ich zwischendurch dachte, dass der Bademeister mir sämtliche Knochen bricht, hast du Recht.« Mit leichtem Schaudern erinnere ich mich daran, wie ich vorhin auf dem Marmortisch lag und von zwei kräftigen Männerhänden derart bearbeitet wurde, dass ich
schon dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Neben dem Durchwalken, Peelen und Einseifen wurde an mir gezerrt und gezogen, als sei ich ein Fall für den Chiropraktiker. Gut, ganz unangenehm war es nicht, und tatsächlich bin ich so dermaßen entspannt, dass ich fast auf der Stelle einschlafen könnte – aber trotzdem hatte ich auch ein bisschen Angst.
»Ach«, Philip lehnt sich zurück und legt dabei einen Arm um meine Schulter, »ich find’s einfach nur herrlich und bin der Meinung, so was müsste man viel öfter machen.«
»Ja, nachdem ich jetzt weiß, was mich
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