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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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neidisch ich gestern war, als sie den ganzen Abend über miteinander geturtelt haben. Und dann ist mir auf einmal alles egal. Ich beuge den Kopf zu ihm vor – zwei Sekunden später sind wir in eine hemmungslose Knutscherei verwickelt.
    »Oh«, nach fünf Minuten mache ich mich keuchend von Lars los und sortiere eilig meine Bluse, die schon halb offen steht. Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, dass uns der ein oder andere Gast bereits interessiert beobachtet. »Wir sollten aufhören, sonst fliegen wir hier noch wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses raus.«
    »Mir egal«, raunt Lars und will mich wieder an sich ziehen. Ich schiebe ihn energisch von mir weg. So klar, dass ich mitten im Bolero keinen Strip hinlegen will, bin ich trotz der Cocktails immer noch.
    »Lars«, sage ich und werfe ihm einen, wie ich meine, bittenden Blick zu, »das ist mir hier unangenehm.«
    »Dann lass uns zu dir oder zu mir fahren.« Ich nehme seine Hand und drücke sie.
    »Lieber nicht«, stelle ich fest, »das geht mir zu schnell, ich bin total durcheinander und weiß gerade überhaupt nicht
mehr, was ich denken soll.« Das ist nicht übertrieben, in meinem Kopf geht es drunter und drüber, meine Gedanken springen hektisch zwischen Lars und Basti hin und her, und sogar Philip taucht vor meinem inneren Auge auf.
    »Hm.« Lars scheint einen Moment zu überlegen, was er sagen soll. Schließlich entzieht er mir seine Hand, steht auf, holt sein Portemonnaie aus der Hosentasche und wirft einen Fünfzigeuroschein auf den Tisch.
    »Äh«, stottere ich, »was ist denn plötzlich los, ich wollte doch nicht …«
    »Ach, weißt du«, schneidet er mir das Wort ab und bedenkt mich dabei mit einem abfälligen Blick, »ich hab einfach keinen Bock mehr auf so eine frigide Kuh wie dich. Die fünfzig müssten für meinen Anteil reichen.« Im ersten Moment bin ich so entsetzt, dass mir die Worte fehlen, und als ich wieder einigermaßen klar denken kann, hat Lars sich schon seine Jacke geschnappt und ist aus dem Bolero entschwunden.
    Vollkommen schockgefrostet bleibe ich auf meiner Bank hocken. Was war das bitte gerade? Habe ich das nur geträumt, oder hat Lars mich tatsächlich »frigide Kuh« genannt? Ich kneife mir selbst in den Arm. Nein, ich bin hellwach und noch dazu schlagartig wieder nüchtern. Das gibt’s ja wohl gar nicht, ich bin doch im falschen Film!
    Beinahe muss ich lachen, so absurd ist das alles. Beschimpft mich und lässt mich hier sitzen, nur, weil ich nicht sofort mit ihm in die Kiste springen wollte. Wie nennt man das? Richtig, Arschloch nennt man das! Nun muss ich tatsächlich leicht hysterisch auflachen. Dabei hat Lars es mir ja wirklich sogar selbst gesagt. Das war dann wohl die Wahrheit. Mein nächster Gedanke gilt Basti: Der hatte mir damals ja auch gleich erklärt, dass er es nicht so mit Beziehungen hat. Mensch, Pia, heute wieder was Wichtiges gelernt: Hör einfach mal auf das,
was Männer so von sich geben – ganz offensichtlich meinen sie das auch so!
    »Haben Sie noch einen Wunsch?«, reißt mich der Kellner aus meinen Gedanken.
    »Die Rechnung bitte«, sage ich. »Und … haben Sie eventuell auch Schusswaffen im Angebot?« Ich ernte ein verständnisloses Kopfschütteln, auf das ich lächelnd erwidere: »Ach, das macht nichts.«

… man kommt aus den Erkenntnissen gar nicht mehr raus
    Barbara ist ebenfalls komplett geschockt, als ich ihr am Montag von den Ereignissen im Bolero berichte. Natürlich habe ich schon Sonntag mehrfach versucht, sie zu erreichen, weil ich mit jemandem darüber sprechen wollte, der eingeweiht ist. Aber leider war meine Kollegin bis heute früh mit Jens und dafür ohne Handy in ein kuscheliges Wellnesshotel entschwunden. Hat mich fast wahnsinnig gemacht, sie nicht an die Strippe zu bekommen, die Geschichte brannte mir dermaßen auf der Seele, dass ich sie unbedingt loswerden wollte. So saß ich gekränkt und verletzt zu Hause rum, wählte alle zehn Minuten Barbaras Nummer und spielte zwischenzeitlich mit dem Gedanken, einen albanischen Schlägertrupp zu buchen und bei Lars zu Hause vorbeizuschicken.
    »Hast du seitdem denn noch einmal mit ihm gesprochen?«, will Barbara wissen.
    »Bist du irre? Mit dem rede ich mein Leben lang kein Wort mehr, so bin ich wirklich noch nie beleidigt worden!«
    »Ich verstehe nur immer noch nicht, warum.« Meine Kollegin betrachtet mich nachdenklich.

    »Frag mich mal! Es ist mir ein komplettes Rätsel, wie aus Dr. Jekyll auf einmal so ein Mr. Hyde werden konnte.

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