Voll auf Ex-Kurs Roman
wir auch bei dir bleiben«, schlägt Lars mit einem hintergründigen Grinsen vor. Mein Blick fällt
noch einmal auf seinen durchtrainierten Oberkörper, und ich schüttele den Kopf.
»Nein, können wir nicht.«
»Wie überaus schade!«
»Das hat er gesagt? Glaub ich ja nicht!« Wie erhofft muntert das Date mit Lars mich tatsächlich auf. Seit einer Stunde sitzen wir im Bolero in der Rothenbaumchaussee, haben erst gut gegessen und sind mittlerweile zu den Cocktails übergegangen. Zuerst wollte ich zwar nicht, weil ich nach meiner Likörsause eigentlich die Nase von Hochprozentigem voll hatte, aber dann hat Lars mich doch zu einer Caipirinha überredet. Und ich muss zugeben: Schmeckt schon wieder, das Zeug.
»Doch, hat er echt!« Gerade habe ich von meinem katastrophalen Shooting und den gemeinen Kommentaren des Fotografen berichtet, was bei Lars bezaubernderweise Fassungslosigkeit hervorruft.
»Der hat ja echt nen Knall!«, stellt mein Pflichtdate verständnislos fest und wirft mir zum etwa zehnten Mal heute Abend einen bewundernden Blick zu. Balsam für meine Seele!
»Na, ist aber auch egal, ich war dann eigentlich ganz froh, dass sie Barbara den Job gegeben haben.«
»Ich hab heute früh in der Zeitung davon gelesen«, erzählt Lars. »Schon lustig, wie sich dein kleiner Fauxpas entwickelt hat, für Müllermanns Baumärkte ist das ja eine Riesen-PR.«
»Stimmt«, ich nicke, »mein Chef kriegt sich auch gar nicht mehr ein und hüpft quasi vor Begeisterung durch die Flure.«
»Kann ich mir vorstellen.« Er nimmt noch einen Schluck von seiner Caipirinha. »Und wie geht’s deiner Kollegin Barbara gerade? Ist ja echt krass, dass ihr Mann sie von heute auf morgen verlassen hat.«
»Hm«, meine ich unbestimmt, weil ich eigentlich nicht über das Thema reden will. Zwar bin ich persönlich schon der Meinung, dass ich Lars ruhig die Wahrheit erzählen könnte. Aber als ich heute kurz mit Barbara telefoniert und ihr dabei erzählt habe, dass ich abends mit ihm verabredet bin, hat sie mir nochmal das Versprechen abgenommen, bloß nichts zu verraten. »Geht einigermaßen, sie hat ja jetzt eine Menge Ablenkung.«
»Vielleicht solltest du ihr mal von unserem Seminar erzählen«, schlägt Lars vor.
»Hab ich schon«, gestehe ich. »Ich weiß, wir sollten das nicht tun, aber sie ist halt meine beste Freundin.«
»Und was hat sie dazu gesagt?«
»Hielt sie alles für Unsinn. Das war aber, bevor ihr Mann abgehauen ist. Vielleicht sieht sie das ja nun anders.«
»Was für ein Typ ist das denn so?«, fragt Lars nach.
»Wer?«, will ich wissen.
»Na, der Mann deiner Kollegin!«, erklärt er. »Klingt für mich nach einem ziemlichen Arschloch.«
»Nein, er ist sogar sehr nett.«
»Nett?« Er lacht auf. »Nett ist für mich was anderes.« Dann beugt er sich über den Tisch zu mir herüber und zwinkert mir zu. »Ich bin nett, zum Beispiel.«
»Da hast du aber mal was anderes behauptet«, erinnere ich ihn. »Bei unserem ersten Date hast du mir erklärt, dass du auch ein Arschloch bist.«
»Stimmt, Mist!« Er schlägt gespielt entsetzt die Hände vors Gesicht. »Blöd, da hab ich mich ja schon verraten!«
»Siehste!«
»Dafür hast du gerade ›auch‹ gesagt«, meint Lars und zieht die Augenbrauen in die Höhe.
»Wie, auch? Was meinst du denn damit?«
»Na ja, wenn ich auch ein Arschloch bin, ist der Mann deiner Kollegin dann logischerweise ebenfalls eins.«
»Ha, ha, sehr schlau gekontert.« Ich kichere, an solchen kleinen Verbalscharmützeln hatte ich schon immer großen Spaß. Automatisch muss ich wieder an Basti denken, mit dem klappte das leider nicht ganz so gut, denn er hat einfach nie besonders viel geredet und sich immer nur auf das Nötigste beschränkt. Na ja, dafür waren mit ihm andere Dinge toll, wie zum Beispiel … zum Beispiel … der Sex, zum Beispiel. Ach ja, Sex, so was könnte man auch mal wieder haben. Verstohlen betrachte ich Lars’ Oberkörper und muss seufzen.
»Plötzlich so nachdenklich?«, will er prompt wissen.
»Nein, nur ein kurzer gedanklicher Ausflug zu Basti, das ist alles.«
»Was von ihm gehört?«
»Nein. Aber ich halte auch eisern die Füße still.«
»Fällt’s dir schwer?«
»Geht so«, meine ich und bin im selben Moment überrascht, dass das sogar der Wahrheit entspricht. Klar denke ich oft an ihn, aber wenn ich es damit vergleiche, wie ich noch vor wenigen Wochen hysterisch um mein Telefon gekreist bin, ist das wirklich gar nichts.
»Man wird mit der Zeit
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