Voll auf Ex-Kurs Roman
missmutig eine große Portion Couscous-Salat und Frikadellen auf einen Teller häufe. Kaum sinkt meine Laune, steigt mein Appetit, ein blöder Mechanismus!
»Wieso fragst du?« Erstaunt hält er in seiner Bewegung inne.
»Nur so, weil’s mich interessiert. Bin ja immerhin noch mit dir verheiratet.«
»Franziska ist einfach eine nette Kollegin.«
»Wie nett? Weshalb hast du früher noch nie etwas von ihr erzählt?« Ich gebe mir Mühe, so ruhig wie möglich zu klingen, kann an Philips hochgezogenen Augenbrauen allerdings ablesen, dass mir das so recht wohl nicht gelingt.
»Sie arbeitet erst seit zwei Monaten bei uns«, erklärt er trotzdem.
»Und das andere?«
»Welches andere?«
»Na, wie nett findest du sie?« Philip seufzt und stellt die Sektflasche ab.
»Sehr nett, okay? Aber wenn du jetzt wissen willst, ob wir ein Paar sind, kann ich dir diese Frage nicht einmal beantworten, weil ich es noch nicht weiß. Ich verstehe mich gut mit ihr, wie arbeiten sehr eng zusammen und waren ein paar Mal miteinander aus. Mehr weiß ich noch nicht, das wird die Zeit zeigen.«
»Aha.« Ich stopfe mir eine Frikadelle in den Mund. »Dann wünsche ich in jedem Fall viel Glück!«, erkläre ich mampfend. Philip starrt mich einen Moment lang an, schüttelt dann den Kopf, befüllt zwei Sektgläser und verlässt wortlos die Küche.
Ich selbst futtere meinen Teller leer und nehme mir noch zweimal nach, ehe ich mich auch wieder nach draußen wage.
Einerseits ist es mir peinlich, dass ich meinem Mann gerade beinahe eine Art Szene gemacht habe – andererseits konnte ich nicht anders. Es ist, als würde da in mir etwas toben, was ich nicht benennen kann. Oder ehrlich gesagt lieber nicht benennen will. Denn es ist ein kleines und mieses Gefühl. Eifersucht.
Im Verlauf der nächsten Stunde entwickelt sich meine Gefühlslage leider nicht zum Besseren. Zwar schaffe ich es, mich wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen und sowohl mit Philip als auch Franziska ein paar vernünftige Worte zu wechseln. Aber die Tatsache, dass Philips Begleitung tatsächlich sehr nett zu sein scheint, lässt meinen inneren Groll mehr und mehr wachsen. Kann sie nicht eine blöde Zicke sein, vor der ich Philip später mit Recht und guten Gewissens warnen kann? Nein, den Gefallen tut sie mir natürlich nicht, sie hört aufmerksam zu, wenn ich etwas erzähle, fragt interessiert nach und ist sehr amüsant, wenn sie selbst etwas berichtet. Grrrr!
Und dazu noch Philip! Wie eine eifrige Stubenfliege schwirrt er um Franziska herum, füllt ihr nach, wenn ihr Glas leer ist, will wissen, ob er etwas zu essen holen soll oder ob ihr vielleicht kalt ist. Zwischendurch unterhält er sich mal hier mal dort sehr angeregt mit anderen Leuten, ohne Schneewittchen dabei aus den Augen zu lassen. Und als Barbara uns alle lauthals dazu auffordert, jetzt endlich die Tanzfläche im Wohnzimmer zu stürmen, bietet er ihr galant seinen Arm, und sie hakt sich lächelnd bei ihm unter. Keine Ahnung, warum ich mir das überhaupt antue, aber tatsächlich folge ich ihnen und lege ebenfalls eine flotte Sohle aufs Parket.
Das Tanzen entspannt mich ein wenig, zur Musik von den Black Eyed Peas und Katy Perry zappele ich so richtig ab, bis
ich kaum noch Luft bekomme. Scheint eine ähnlich befreiende Wirkung wie Sport zu haben, ich fühle mich schlagartig besser. Zumal ich mit einer gewissen Genugtuung feststelle, dass Schneewittchen den Rhythmus offenbar nicht erfunden hat und etwas unsicher hin und her wackelt, während Philip ausgelassen herumspringt.
Der Moment des Triumphes währt allerdings nicht lange. Denn nach einem Song von Rihanna, zu dem wir alle – bis auf Franziska! – lauthals mitgröhlen, beschließt der von Barbara engagierte DJ, mir den finalen Todesstoß zu versetzen.
»Und jetzt, Leute«, brüllt er in sein Mikro, »ist es Zeit für was Kuscheliges.« Sagt’s – und schon erklingt Robbie Williams’ »Angels« aus den Lautsprechern. Und, richtig, ich bin nicht der Engel, um den Philip eine Sekunde später seine Arme legt, um mit geschlossenen Augen verträumt durch den Raum zu tanzen. Nein. Franziska ist es.
Mit hängenden Schultern schleiche ich aus dem Wohnzimmer, hole meinen Mantel und verlasse, ohne mich zu verabschieden, die Party. Mir reicht’s für heute.
Besser spät als nie?
»Soll ich dir langsam mal ein Tonband aufnehmen? Dann müsste ich dir die Frage nicht zehnmal am Tag beantworten und würde hier endlich mal wieder zum Arbeiten kommen.«
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