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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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vielleicht.«
    Hm. Möglicherweise habe ich doch was verbrochen?
     
    Die Party ist bereits in vollem Gang, als ich Samstagabend um Viertel nach neun bei Barbara und Jens ankomme. Ein bisschen später als geplant, denn mein Beauty-Programm mit Patrizias Styling-Tipps hat diesmal ganze zweieinhalb Stunden gedauert.
    »Hallo Süße!«, werde ich von meiner Kollegin an der Tür
begrüßt, und sie gibt mir zwei Küsschen. Aus der Wohnung hinter ihr wummern dumpfe Bässe, vermischt mit lautem Geplapper und Lachen. »Hui, hast du dich schick gemacht!«
    »Gefällt’s dir?« Mit meinem Mantel über dem Arm drehe ich mich einmal um mich selbst. Das enge dunkelrote Kleid habe ich gestern in der Stadt entdeckt und dazu noch ein paar passende Peeptoes in der gleichen Farbe erstanden. Mir war auf einmal so danach.
    »Sieht toll aus!«, kommentiert sie anerkennend. »Bei einer Pärchenfete allerdings fast ein bisschen Perlen vor die Säue«, fügt sie dann augenzwinkernd hinzu.
    »Na«, ich lache auf, »dann muss ich mich halt wirklich auf Philip, den letzten Mohikaner, konzentrieren.«
    »Der kommt nicht. Hat vorhin angerufen, dass er es leider nicht schafft.« Ihre Worte treffen mich wie ein Faustschlag. Obwohl er ja schon meinte, dass es knapp werden könnte, habe ich damit nicht gerechnet. Im Gegenteil, ehrlich gesagt bin ich auch deshalb etwas später gekommen, weil ich wollte, dass er auf mich warten muss und nicht umgekehrt.
    »Oh«, mehr fällt mir dazu nicht ein.
    »Jetzt komm erst mal rein«, meint Barbara, tritt einen Schritt zurück und macht eine einladende Geste. Ich gehe hinein, bereits im Flur tummeln sich gut und gern zwanzig Leute. Meinen Mantel lege ich zu den anderen aufs Bett im Schlafzimmer, dann marschiere ich mit meinem Geschenk (Barbaras Lieblingsparfüm) zurück zu meiner Kollegin.
    »Also, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, sage ich, umarme sie und drücke sie an mich. »Das ist für dich«, erkläre ich danach und gebe ihr das Päckchen. »Von Philip und mir.«
    »Dankeschön!« Sie legt das Geschenk zu den anderen, die sich bereits auf der Kommode im Flur türmen. »Dann würde
ich sagen: Hol dir was zu trinken, stürz dich ins Getümmel und hab Spaß!«
     
    Ich habe Spaß. Und was für welchen! Könnte glatt ausflippen vor lauter Freude, eine echte Sensation ist diese Party! Seit zwei Stunden flaniere ich zwischen Wohnzimmer, Küche und Flur hin und her, in der Hoffnung, irgendwo einen einzigen Menschen zu entdecken, der wie ich allein auf der Feier ist. Fehlanzeige, überall nur händchenhaltende Paare, nicht auszuhalten ist das! Fast wünschte ich mir, Barbara hätte auch Roland Behrmann eingeladen. Der ist zwar ebenfalls nur schwer zu ertragen, aber seine blöden Sprüche sind allemal besser als dieses permanente »Silvester feiern wir in den Bergen«, »Im Frühjahr wollen wir eine neue Küche kaufen« und »Nächsten Sommer wollen wir mal mit der Familienplanung beginnen«. Ich könnte kotzen. Oder mich betrinken. Aber das will ich Barbara an ihrem Geburtstag nun auch nicht antun, am Ende würde ich sogar noch irgendwann anfangen, volltrunken ihre Gäste zu bepöbeln.
    Um kurz vor halb zwölf beschließe ich, dass ich nun lang genug auf der Party ausgeharrt habe, dass es nicht komplett unhöflich ist, wenn ich jetzt verschwinde. Ich suche Barbara, um mich von ihr zu verabschieden, und entdecke sie mit Jens im Flur. Beide unterhalten sich gerade mit einem Pärchen, das ich noch flüchtig von der Hochzeit kenne. Schätze mal, über Wir-Themen.
    »Barbara«, ich zupfe sie am Ärmel, sie beugt sich zu mir, »ich fahre nach Hause.«
    »Schon? Die Party geht doch erst richtig los, und wir haben noch nicht einmal getanzt.«
    »Sorry, aber hier ist mir ein bisschen zu viel traute Zweisamkeit für meinen Geschmack.«

    »Hm, das verstehe ich. Ich hol dir kurz deinen Mantel.«
    »Lass mal«, winke ich ab, »das kann ich schon allein.« Es klingelt an der Tür.
    »Moment«, sagt Barbara zu mir, ich marschiere aber schon einmal Richtung Schlafzimmer. Auf halber Strecke bleibe ich stehen, als ich höre, wie Barbara in die Gegensprechanlage ruft: »Philip! Das ist ja schön, dass du es doch noch geschafft hast. Komm hoch!«
    Tja. Dann bleibe ich wohl noch ein klitzekleines Momentchen.
     
    Ich hätte meinen Mann beinahe nicht wiedererkannt, als er wenige Augenblicke später durch die Tür kommt. Seine Frisur hat sich verändert, seine Haare sind nun etwas länger und lockiger als sonst. Eine

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