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Voll auf Zucker

Voll auf Zucker

Titel: Voll auf Zucker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fontana
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zuallererst, dann erst schaute er sich sein Brot überhaupt an. Er biss schließlich meist nur lustlos ein oder zweimal hinein, denn er war ja eigentlich schon satt. Das Mittagessen in der Kita ließ er oft links liegen, außer es gab Pommes, Nudeln oder Milchreis. Nachmittags kam er dann ausgehungert zu Hause an und verlangte wieder süßen Fruchtquark oder Joghurt. Er naschte sich durch den Nachmittag und hatte beim Abendbrot wieder nur leidlichen Appetit.
    So ging das jahrelang, und noch heute isst mein Sohn mehr Süßes, als ihm guttut. Ich habe mir lange eingeredet, dass die »Kinder-Lebensmittel« doch gar nicht so schlecht seien, zumal viele ja auch noch zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe vorweisen konnten. Heute weiß ich, dass ich leider sehr dazu beigetragen habe, dass mein Sohn zuckersüchtig wurde.
    Den »Kinder-Lebensmitteln« künstliche Vitamine und Mineralien zuzufügen, um aus dem überflüssigen Lebensmittel ein vermeintlich gesundes zu machen, ist noch so eine geschickte Verkaufsidee der Industrie. Und die Rechnung geht offenbar auch auf, denn es gibt immer mehr solcher Produkte auf dem Markt. Viele Vitamine helfen aber leider nicht viel, ganz im Gegenteil: Isst jemand häufig »vitaminisierte« Lebensmittel, kann eine gefährliche Überdosierung drohen. Denn wer kann bei der Fülle der Produkte schon realistisch einschätzen, wie viele (künstliche) Vitamine etc. er schon »intus« hat?
    Es ist heutzutage wahrlich nicht leicht, Kinder ausgewogen zu ernähren. Zu groß sind die Verführungen und zu klein das Misstrauen gegenüber der Lebensmittelindustrie. Und leider kommt zur Tatsache, dass viele Kinder zu oft das Falsche essen, noch hinzu, dass sie die meisten Mahlzeiten auch noch ohne Gesellschaft zu sich nehmen (müssen). Auch wenn es für den einen oder anderen abstrakt klingen mag: Leider müssen heute relativ viele Kinder ganz allein essen. Oft ist dann der Fernseher ihr Begleiter, Tröster und Ablenker. Dürfen wir unserem Nachwuchs diese Form der Einsamkeit wirklich antun?
    Eine gemeinsame Mahlzeit ist doch viel mehr, als in Gesellschaft zu essen – die Kinder erleben Geborgenheit und Zusammenhalt, sie können von ihrem Tag erzählen. Oder sie schweigen und hören den anderen zu. Auch gut. Hauptsache zusammen und nicht allein. Und etwas Harmonie am Tisch sorgt für ein schönes und stabiles »Zusammengehörigkeits-Wohlgefühl«, das die Kinder stärkt und stützt. Wussten Sie, dass im Leben der Kinder, die dieses Wohlgefühl häufig spüren, sehr viel seltener Drogen, Kriminalität, Verhaltensauffälligkeiten oder gar Essstörungen eine Rolle spielen? Schon allein dafür lohnt sich ein Umdenken.
    Gemeinsam eingenommene Mahlzeiten halten also in mehrfacher Hinsicht gesund. Und regelmäßige Bewegung schadet auch nicht. In der Theorie wissen wir das natürlich alle, aber warum leiden in der Praxis immer mehr Kinder an akutem Bewegungsmangel? Weil der natürliche Bewegungsdrang leider nur wenige Jahre dafür sorgt, dass die Kinder (sportlich) aktiv sind. Spätestens in der Pubertät lässt bei vielen das Interesse an der Bewegung deutlich nach. PC, Playstation und Fernseher sind plötzlich viel spannender, und der Zucker- und Fettkonsum steigt dann proportional zur »Mattscheibenzeit«. Die Folge ist leider viel zu oft deutlich sichtbares Übergewicht.
    Das frustriert die Teenies ziemlich, denn gerade in dieser wichtigen Phase ihres Lebens entwickeln sie ein (neues) Bewusstsein für sich und den eigenen Körper. Sie vergleichen sich mit anderen. Und fallen auf den völlig unrealistischen Schönheitswahn herein, den die Medien diktieren. »Ich bin zu fett!«, heißt es dann und nicht wenige beginnen, sich selbst und ihre Umwelt zu tyrannisieren. Und warum? Weil sie unbedingt so aussehen möchten wie ihre (vermeintlichen) Vorbilder. Dabei sehen ihre Vorbilder auch nicht so aus, wie es ihnen vorgegaukelt wird (ohne moderne Bildbearbeitungsmöglichkeiten wäre die »schöne Welt« vermutlich deutlich entspannter!).
    Seltsamerweise hat der Nachwuchs für solche Argumente kein Ohr; es ist, als würde die Wirklichkeit keine Rolle spielen – gefakte Fotos werden zur nachahmenswerten Realität. Viele Teenies wenden immer mehr Zeit und Geld (meist aus dem Portemonnaie der Eltern) für ihr Äußeres auf. Sport wird in dieser Zeit oft nur getrieben, um dem festgelegten (Abnehm-)Ziel ein wenig näher zu kommen. Unglücklicherweise gibt es kaum zufriedene Teenies, denn viel zu oft gibt es so vieles,

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