Voll auf Zucker
haben.
Kennen Sie auch Kinder, die als »schlechte Esser« abgestempelt werden, obwohl sie durchaus Hunger und Appetit haben? Aber wie wird ein Kind zu einem »schlechten Esser«? Nun, wird es »durch und durch auf süß getrimmt«, lehnt es immer öfter andere Lebensmittel ab. Die Mahlzeiten werden zur Tortur; und was tun die Eltern, »damit das Kind überhaupt etwas isst«? Sie geben dem Kind zuckrige Leckereien, die dann auch prompt vertilgt werden. Der Blutzuckerspiegel schnellt in die Höhe, macht kurz satt und verdirbt so den Appetit auf Gesünderes. Was folgt? Der unvermeidliche Heißhunger. Und der Nachwuchs verlangt bald wieder nach etwas Zuckrigem (»Hunger! Ich will sofort einen Joghurt oder Schokolade!«). So bringt er sich durch den Tag und lehnt gesündere Mahlzeiten mehr und mehr ab. Es entsteht der typische (Zucker-)Teufelskreis, der kaum zu unterbrechen ist. Denn entzieht man dem Süßschnabel seine Haupt-Kalorienquellen, kommt es nicht selten vor, dass er die Nahrungsaufnahme vollständig verweigert und die Eltern damit noch weiter in die Verzweiflung treibt. Und bevor die »Rabeneltern« das Kind verhungern lassen, geben sie ihm doch wieder den gewünschten Süßkram.
Die Lebensmittelindustrie erfreut sich unterdessen am stetig wachsenden Umsatzplus. Natürlich gibt es aus ihrer Sicht keine zuckersüchtigen Kinder und Jugendlichen, nur solche, die eine Vorliebe für Süßes haben. Und die zu befriedigen, ist doch schließlich nicht mehr als ein Geschäft, oder? Interessant hierbei ist, dass es sich um ein äußerst lukratives Geschäft handelt, und das Potenzial ist riesig. Das erklärt auch die vielen neuen »Kreationen«, die ständig auf den Markt gebracht werden.
Die Lebensmittelindustrie ist sehr kreativ – und sie ist ständig bemüht, ihre Zielgruppen zu erweitern. Das zeigt sich u. a. daran, dass es immer mehr (zuckerhaltige) Produkte für Babies und Kleinkinder gibt. Ein sehr geschickter Schachzug, schließlich tritt bei den meisten Kindern im Laufe des zweiten Lebenshalbjahres geschmackliche Vielfalt ins Leben: Es gibt zur Milch nun auch Obst- und Gemüsebrei. Und bald auch die ersten Kinderkekse. Oder (stark gezuckerte) Brei-Varianten zum Einrühren. Die Industrie beeinflusst die geschmackliche Entwicklung also schon sehr früh (wenn das Kind nicht gestillt wird, sogar noch früher – Stichwort: »Säuglingsnahrung/Milchpulver«). Viele Eltern greifen gern auf solche Produkte zurück, sie fühlen sich damit auf der sicheren Seite. Bei vielen »Kreationen« ist das aber leider ein (zuckersüßer) Trugschluss!
Den Kindern schmeckt’s. Sie wissen es ja auch gar nicht besser. Und wenn dann die Zeit kommt, in der sich die Kinder die Eltern beim Essen zum Vorbild nehmen und von den Mahlzeiten der Erwachsenen kosten möchten, ernähren sich die lieben Kleinen leider oft noch schlechter.
Warum? Weil viele Eltern in Sachen Ernährung gar nicht als Vorbilder taugen. Denn sie sind der Lebensmittelindustrie selber schon vor langer Zeit auf den Leim gegangen (und kommen gegen ihre Sucht nicht mehr an). Die Kinder essen dann das, was auch die Eltern zu sich nehmen: Junk- und Fastfood, Fertiggerichte, Süßigkeiten, Softdrinks und viele andere »Kreationen« der Industrie. Dank Fett und Zucker, den Hauptgeschmacksträgern, finden die Kleinen natürlich auch schnell Gefallen an der »modernen« Ernährung.
Das Fatale ist, dass der kleine Körper (noch) viel empfindlicher auf die Fahrten mit der Blutzuckerachterbahn reagiert: völlig überdreht und anschließend total erschöpft. Bis zum nächsten »Zuckerschock«. Die Kinder selbst glauben, dass dieses ewige gefühlsmäßige Hin und Her normal ist; woher sollen sie auch wissen, dass ihnen oft nur so »seltsam« zumute ist, weil sie immer wieder viel zu viel Gesüßtes zu sich nehmen.
Michaela , 36 Jahre
Mein Sohn war jahrelang eine »Mäkelrübe« und hat mich damit zur Verzweiflung gebracht. Morgens zum Frühstück war es besonders schlimm. Egal, was ich ihm anbot, er sagte: »Nein, will ich nicht!« Nur mit diesen kleinen Kinder-Fruchtquarks konnte ich ihn locken. Ich wusste zwar, dass zwei kleine Becher fünf Stück Würfelzucker enthalten, aber ich war einfach nur froh, dass er überhaupt etwas aß. Als er später eine Kindertagesstätte besuchte, musste er in seiner Frühstücksbox eine »Schnitte mit Milchfüllung« oder etwas Ähnliches finden, ansonsten verweigerte er jegliche Nahrungsaufnahme. Die süße Schnitte vernaschte er immer
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