Voll auf Zucker
was sich (aus ihrer Sicht) noch verbessern ließe. Und nicht wenige entwickeln deswegen Essstörungen – Magersucht und Bulimie begleiten immer mehr Mädchen (und Jungen!).
Es ist traurig mit anzusehen, wie sich immer mehr Teenies nur noch über Äußerlichkeiten definieren. Und wie sie sich für ein (unerreichbares) Schönheitsideal herumquälen. Dabei geben viele den Kampf irgendwann auf (»hat ja doch keinen Sinn!«) und beginnen hemmungslos zu essen. Natürlich vor allem die Lebensmittel, die sie sich vorher verboten haben. Sie trösten sich mit Unmengen von Süßigkeiten und Co., geraten in die Suchtfalle, nehmen zu, bewegen sich kaum noch und lassen sich noch mehr hängen. Viele der fettleibigen Teenies, die wir heute auf der Straße sehen, befinden sich in einem solchen Dilemma und sehen keinen Ausweg.
Und unsere Lebensmittelindustrie profitiert von all den »Fressanfällen«. Schließlich müssen dafür quasi immer sehr süße und/oder fettreiche Lebensmittel herhalten (»Fressanfälle« mit Karotten sind sehr selten!). Ob sie es zugeben will oder nicht – die Industrie hat ihren Anteil an der gewichtsmäßigen und mentalen Fehlentwicklung unserer Kinder. Denn sie macht sich deren Vorlieben und Schwächen zunutze. Leider ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie ein Einsehen haben wird und künftig nur noch hochwertige und gesunde Produkte verkauft. Also haben den »Schwarzen Peter«, wie erwähnt, die Eltern.
Die Kinder (und sich selbst) gesund zu ernähren, bleibt eine große Herausforderung. Eine gute Taktik ist, sich gründlich zu informieren. Und misstrauisch zu sein!
Alarmierend ist…
dass in Deutschland mehr als 1,9 Millionen Kinder leben, die übergewichtig sind, darunter gut 800.000, die sogar fettleibig sind – Tendenz steigend!*
dass Schätzungen zufolge viele Kinder heute pro Tag umgerechnet bis zu 150 Stück Würfelzucker (in fester und flüssiger Form) zu sich nehmen!
* Quelle: KiGGS-Studie – Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, durchgeführt vom Robert-Koch-Institut 2003 bis 2006.
Was tun eigentlich Politik und Verbraucherschutz?
Die Lebensmittelindustrie scheint nicht nur uns Konsumenten richtig gut im Griff zu haben. Offenbar gelingt es ihr auch, unsere (EU-)Volksvertreter immer wieder davon zu überzeugen, dass politisches Handeln in den Bereichen Ernährung und Verbraucherschutz oft nicht (oder nur in minimalem Ausmaß) nötig ist. Oder wie sollen wir sonst deuten, dass auf der politischen Ebene so wenig für die Interessen (und Gesundheit!) der Bevölkerung getan wird?
Da wird bei schlimmen Lebensmittelskandalen erst mal »abgewartet und geprüft«, statt schnell zu handeln; oder sehr sinnvolle Gesetzesinitiativen werden am Ende doch gegen die Wand gefahren – wie zum Beispiel bei der Nährwert-Ampel geschehen. Wäre die Ampel gekommen, hätte sie uns Verbrauchern ein ungeahnt gutes Gefühl von Transparenz geben können, denn man hätte auf einen (!) Blick erkennen können, wie »wertvoll« ein Produkt ist.
Leider ist nichts daraus geworden – warum wohl? Vermutlich, weil die Lebensmittelindustrie erkannt hat, dass diese Ampel ein ziemlich schlechtes Licht auf die vielen zu salzigen/fettigen/süßen Produkte geworfen hätte. Die Ampel hätte die Verbraucher gewarnt und auch sensibilisiert – Umsatzeinbrüche wären sehr wahrscheinlich gewesen. So etwas können wirtschaftlich handelnde Unternehmen natürlich nicht riskieren, also schickte die Industrie ihre Lobbyisten los, die auch prompt ganze Arbeit leisteten. Auf wundersame Weise war »plötzlich« die Mehrheit der (EU-)Politiker davon überzeugt, dass die Ampel nutzlos sei, und die Gesetzesinitiative landete wieder in der Schublade. Es wäre natürlich zu einfach zu behaupten, die Politik würde tun (oder lassen), was die Lebensmittelindustrie möchte – aber sehr viele Menschen haben genau diesen Eindruck; immer mehr bezweifeln, dass unsere Parlamentarier die Interessen der Verbraucher wichtig genug nehmen.
Beispiel Nährwert-Ampel
Die Idee: Bestimmte Nährwertinformationen (Zucker, Fett, Salz) werden auf der Vorderseite der Verpackung in Ampelfarben dargestellt.
Rot: hoher Gehalt
Gelb: mittlerer Gehalt
Grün: geringer Gehalt
Jeweils bezogen auf 100 g des Produkts.
Der Vorteil: verbraucherfreundlich, weil schnelle Orientierung und Vergleich möglich. Rot unterlegte Angaben schrecken ab (Achtung: zu viel Zucker, Fett etc.).
Das Ende: Im Juli 2010 wurde die Ampel vom EU-Parlament
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