Voll auf Zucker
An solchen Tagen habe ich fast ununterbrochen um mich herum genascht. Ich spürte eine schreckliche innerliche Gier, die ich einfach nicht stoppen konnte. Und je mehr ich in mich hineinstopfte, umso größer wurde meine Verzweiflung. Ich fühlte mich richtig mies und schämte mich dafür, dass ich so schrecklich undiszipliniert war. Die »Zuckerorgien-Tage« wurden leider immer häufiger, und irgendwann beschlich mich die Angst, dass ich nie mehr vom Süßkram loskommen würde. Ich versuchte mich gegen die Sucht aufzulehnen, aber je öfter ich es mit Willensstärke probierte, umso öfter scheiterte ich. Bald lehnte ich mich nur noch ab und begann sogar mich zu hassen. Und immer öfter ekelte ich mich sogar vor mir selbst. Ich fühlte mich als totale Versagerin. Bis ich anfing, meinen Ekel in andere Bahnen zu lenken – das veränderte alles.
Ekel ist ein sehr unangenehmes Gefühl, dem sich wohl niemand gern aussetzt. Egal, ob wir uns vor Rosenkohl, einer verstopften Toilette, dem offensichtlich ungewaschenen Mitmenschen (oder eben manchmal auch vor uns selbst) ekeln – das Gefühl ist einfach zum Davonlaufen. Aber, stellen Sie sich vor: Gerade unsere Ekel-Fähigkeit kann uns ebenfalls sehr gut dabei helfen, den Zuckerteufel endgültig aus unserem Leben zu vertreiben! Wie das funktionieren soll? Indem Sie Ihre Sinne, Gedanken, Ihr Ekelempfinden entsprechend trainieren!
Was brauchen Sie für dieses Training? Vor allem eine gute Vorstellungskraft, die Fähigkeit, sich gedanklich gut »ausleben« zu können. Und Sie müssen wissen, wovor Sie sich am meisten ekeln, wo Ihre persönliche »Ekel-Schmerzgrenze« liegt. Um das herauszufinden, aktivieren Sie bitte Ihre Fantasie und beantworten Sie (wieder schriftlich!) folgende Frage:
Wovor ekle ich mich besonders?
Ist Ihnen viel »Grausiges« eingefallen? Sind die »Klassiker« in Ihrer Antwortliste: Spinnen, Maden, Mäuse, Ratten, dreckige Fingernägel, unangenehme Körpergerüche (oder andere Absonderungen)? Wahrscheinlich ist Ihnen nach dieser »Aufgabe« ziemlich mulmig im Magen, vielleicht sogar richtig übel? Das ist wunderbar, denn nun wird es praktisch (und ziemlich eklig):
Nehmen Sie sich bitte ein paar Minuten Zeit und legen Sie Ihre Lieblings-Süßigkeit vor sich hin. Packen Sie das Objekt Ihrer Begierde langsam aus und betrachten Sie es eine Zeit lang von allen Seiten. Läuft Ihnen schon das Wasser im Mund zusammen und möchten Sie unbedingt hineinbeißen?
Bitte warten Sie noch kurz. Schließen Sie (wenn nötig und möglich) kurz die Augen und stellen Sie sich vor, dass die Süßigkeit etwas von dem enthält, was ganz oben auf Ihrer persönlichen Ekel-Liste steht (vielleicht Eiter, Blut, Spinneneier?). Sie können diese Zutat(en) nicht sehen, die Süßigkeit sieht aus wie immer – aber das täuscht. Schieben Sie die ekligen Gedanken nicht weg, sondern lassen Sie sie intensiv auf sich wirken! Spüren Sie, wie sich Ihr Mund verzieht und der Magen rumort? Bleiben Sie in diesem Empfinden so lange, bis Sie das Gefühl haben, es gleich nicht mehr aushalten zu können.
Und dann (sofern Sie noch möchten): Beißen Sie hinein. Kauen Sie möglichst lange (bitte nicht zu früh herunterschlucken!), und stellen Sie sich dabei vor, dass Sie nun die ekelerregenden Bestandteile tatsächlich in Ihrem Mund haben. Und schmecken Sie die eklige Süße. Bäh!
Wenn Sie diese widerliche Masse nicht mehr herunterschlucken wollen (oder können), spucken Sie sie aus. Spüren Sie dem Ekelgefühl noch eine Weile nach und trinken Sie dann ein Glas reines Wasser. Geschafft!
Wiederholen Sie diese Übung, so oft es nur geht und mit allen (zuckrigen) Lebensmitteln, die Ihnen das Leben so schwer machen. Variieren Sie die Ekel-Zutaten und versuchen Sie, jedes Mal neu an Ihre »Ekel-Schmerzgrenze« heranzukommen. Nach einer Weile werden Sie sich automatisch ekeln, wenn Sie bestimmte Lebensmittel auch nur sehen. Eine sehr effektive Übung, probieren Sie es aus!
Schreiben Sie Ihre persönlichen Ekel-Übungen (zum Nachlesen und Nachfühlen) in Ihr Notizbuch; und beschreiben Sie dabei den »Ekelvorgang« so gut und plastisch, wie Sie nur können – umso besser ist die Wirkung!
Natürlich können Sie Ihr »Ekel-Vermögen« auch dazu nutzen, um sich (endlich!) von anderen ungesunden Lebensmitteln zu lösen. Von denen, die vor Zusatzstoffen nur so strotzen und die uns die Industrie schon viel zu lange zumutet. Gewöhnen Sie sich so all die Produkte ab, von denen Sie wissen, dass Sie Ihnen schaden.
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