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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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ich mir aus.
    »Pete?«, rufe ich.
    »Ja?«
    »Kann ich mir auch ein Paar Schuhe von dir borgen?«
    Ich habe nämlich keine uncoolen Schuhe.
    »Mhm-hmm? Also wirklich ...«
    »Danke.«
    Ich wühle so lange unter einem Haufen aus silbernen und goldenen Trikotanzügen, bis ich einen verbeulten Turnschuh entdecke. Ich ziehe ihn heraus und suche nach dem zweiten, aber da guckt Tante Pete forschend durch die offene Tür.
    »Was zum Teufel soll das?«
    »Ich habe nichts anzuziehen.«
    Es ist erstaunlich, wie schnell ein so alter Typ wie Pete sich rühren kann, wenn er nur will.
    »Raus!«, schreit er. Er baut sich direkt vor mir auf und schubst mich in Richtung Tür.
    »Aber ...«
    »RAUS!«
    Ich habe zwar keine Zeit mehr, Schuhe zu finden, aber wenigstens habe ich das T-Shirt. Es erfüllt seinen Zweck. Sogar perfekt. Ich nehme es mit in mein Zimmer und probiere es mit meiner schlechtesten Hose an. Eine khakifarbene Hose von Gap. Und weil ich die Turnschuhe nicht bekommen habe, ziehe ich meine ältesten Schuhe an. Halbschuhe aus Wildleder.
    Ich betrachte mich aus allen Winkeln und stelle fest, dass ichimmer noch gut aussehe. Irgendwas muss ich an meinem Outfit noch ändern. Ich stopfe mir das Hemd in die Hose, und auch wenn es schmerzhaft ist, widerstehe ich der Versuchung, es so zurechtzuzupfen, dass es sich vorne und hinten aufbläht. Schon viel besser. Jetzt brauche ich nur noch irgendein Streber-Accessoire. Daran scheitere ich beinahe, aber dann entdecke ich eine Packung Stifte auf dem Fußboden. Jetzt werde ich unbeliebt sein und Stifte zum Mitschreiben haben!
    Hervorragende Planung .
    Ich stecke mir die Stifte in die hintere Hosentasche und gehe nach draußen, um auf den Bus zu warten. Seit der Grundschule bin ich nicht mehr mit dem Schulbus gefahren und habe vergessen, ob ich irgendwas tun muss, um ihn anzuhalten. Also tue ich nichts, und er fährt an mir vorbei. Doch dann hält er vor Darleens Mobilheim, also gehe ich dorthin. Als ich einsteige, starrt mich der Busfahrer misstrauisch an. Er ist klein und gedrungen und hat riesengroße Ohren.
    »Du stehst nicht auf meiner Liste«, sagt er.
    Soll ich darauf etwas antworten?
    Der Fahrer nickt in Richtung von Petes Mobilheim.
    »Da wohnt doch der Rockende Pete, oder?«
    Ich nicke bejahend.
    »Dann bist du also sein Nef-fää?«
    Er spricht das Wort Neffe aus, als wäre es ein Synonym für Serienkiller. Ich nicke, diesmal etwas vorsichtiger, und der Busfahrer sieht aus, als würde er jetzt schon überlegen, ob er mich aus dem Bus werfen soll. Wie kann das sein? Ströme ich irgendeinen komischen Duft aus? Ein Eau de Loser?
    »Schlechtes Benehmen toleriere ich nicht«, sagt er. »Haste verstanden? Mach bloß keine Faxen, sonst werfe ich dich eigenhändig raus. Kapiert?«
    Ja, ich habe es kapiert. Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, was für Faxen man in einem Bus machen könnte, aber ich werde mir sicher nicht den Kopf zerbrechen, um mir etwas einfallen zu lassen. Alles, was ich will, ist ein ruhiges Plätzchen hinten im ... nein, warte. Sagen wir lieber vorne im Bus. Ich habe Glück. Neben Darleen ist noch ein Platz frei.
    »Macht es dir was aus, wenn ich hier sitze?«
    Sie nickt. »Ja«, sagt sie. »Das tut es.«
    Ich sehe mich nach einem anderen Platz um, und zum Glück sagt das Mädchen, das hinter Darleen sitzt: »Hier ist noch ein Platz frei.« Sie räumt ihre Bücher weg, und dabei fällt die Hälfte auf den Boden. Ich registriere ihre knallroten Haare und die lila Zahnspange. Da sie gegen die Zahnspange nichts tun kann, sollte sie ihre Haare dunkelbraun tönen und sich eine Menge Klamotten zulegen, die hier und da ein bisschen Lila enthalten, wie die Tarnhose in Lilatönen, die ich mal im Internet gesehen habe. Kein kräftiges Lila, das wäre zu viel, aber ...
    Ich merke, dass ich mich noch gar nicht gesetzt habe, also rutsche ich auf den Platz neben ihr.
    »Hi«, sage ich. »Wie heißt du?«
    »Rebecca«, antwortet sie. »Aber du kannst mich Becky nennen. Bist du Liam?«
    Ich wundere mich, dass sie meinen Namen kennt, aber vielleicht hilft sie ja im Sekretariat aus oder so was.
    »Der bin ich«, sage ich. Dann fällt mir auf, dass das wahrscheinlich zu cool geklungen hat. Also ändere ich meine Taktik. »Ich meine, äh, ja. Ich bin neu hier. Bin gerade von Westchester nach Pineville gezogen. Ich kenne hier noch niemanden.«
    Das Mädchen kichert.
    »Meine Mutter hat von Annette gehört, die es von Donna gehört hat, die es von Eddie gehört hat, dass man

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