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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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Ich sollte mich also lieber nicht mit ihr einlassen. Aber als ich mit meinem Tablett aus der Schlange von Schülern heraustrete, passt sie mich ab, und ich weiß nicht, wo ich mich sonst hinsetzen soll.
    »Hier drüben!«, ruft Jen und winkt mich zu sich.
    Ich gehe mit langsamen Schritten zu ihr. »Das sollte ich eigentlich nicht tun«, sage ich und verlagere unsicher das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
    Jen sieht mich verwirrt an. Sie hat ihr hellblondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Dazu trägt sie auch noch ein Top, das zu ihren strahlend blauen Augen passt.
    »Warum nicht?«, fragt sie.
    Ich sehe mich in der Cafeteria um und entdecke Darleen, die ein Buch liest. Es könnte unser Chemiebuch sein.
    »Na ja, so halt.«
    »Wie – so halt?«
    In diesem Augenblick schiebt Joe Banks sein Tablett zur Seite, um mir Platz zu machen.
    »Komm schon«, sagt er. »Wir sind cool.«
    Genau das befürchte ich ja. Joe Banks ist der Kapitän des Footballteams, und seine Freundin Nikki schmiegt sich an seine Schulter.
    »Du heißt Liam, stimmt’s?«, fragt sie.
    »Ja ... aber ihr könnt mich ... äh ...« Es gibt einfach keine hässlichen Spitznamen für Liam. »..., na ja, Liam nennen.«
    Plötzlich bin ich völlig erschöpft, deswegen setze ich mich für einen Moment hin. Mit einer Hand mache ich den Milchkarton auf und nehme einen großen Schluck, während Jen mein Tablett mustert.
    »Warum hast du nur Hamburger-Brötchen?«
    Ich schaue auf mein Tablett, weil ich schon nicht mehr weiß, was ich mir zu essen geholt habe.
    »Ach so, ja. Ich bin Vegetarier.«
    Jen starrt mich mit offenem Mund an. Dann klatscht sie. Sie klatscht mir tatsächlich Beifall .
    »Ist das cool«, sagt sie kichernd. »Jungs sind sonst nie Vegetarier.« Sie beugt sich zu mir. »Ich denke daran, Veganerin zu werden. Ist die Umstellung schwer?«
    Ihre Frage ist lächerlich. Es ist überhaupt nicht schwer, wenn man bedenkt, was in den heutigen Fleischprodukten alles enthalten ist.
    »Meine Mutter ist Veganerin«, sage ich. »Mein Vater ist Vegetarier, aber nur wegen Mom. Er isst heimlich Fleisch, so oft er kann. Ich habe erst mit zwölf zum ersten Mal Fleisch gegessen, und das war aus Versehen, weil ich zu Besuch bei Leuten war, bei denen es Lasagne mit Hackfleischsoße gab. Ich hielt das Fleisch damals für Tofu, deswegen habe ich es gegessen, und hinterher ist mir schlecht geworden. Fleisch ist ekelhaft.«
    Joe zieht eine Grimasse. »Ekelhaft?«, wiederholt er. »Ich lebe, um Fleisch zu essen.« Er spannt den Bizeps an. »Ich muss meine Muckis trainieren.«
    »Hey«, sage ich, »jedem das seine. Wenn mir Fleisch schmecken würde, dann würde ich es wahrscheinlich auch essen, aber ...«
    Ich merke plötzlich, dass ich mich viel zu locker mit den anderen unterhalte. Als ich einen Blick über die Schulter werfe, sehe ich, wie Darleen mich über ihr aufgeschlagenes Buch hinweg beobachtet.
    »Wisst ihr, ich sollte jetzt gehen«, sage ich. »Ich muss noch, äh ... ein bisschen lernen. Ich will dieses Jahr die volle Punktzahl erreichen. Muss noch viel büffeln.«
    Jen wirkt enttäuscht.
    »Okay«, sagt sie. »Vielleicht sehen wir uns später.«
    Ich zögere. Weil ich nicht will, dass sie traurig ist, lächle ich sie an. »Ja«, sage ich. »Das wäre toll.«
    Natürlich muss ich in Wirklichkeit nicht lernen. Deswegen gehe ich aufs Jungsklo und schlage die Zeit tot, bis die Pause vorbei ist. Das ist irgendwie blöd. Als es endlich klingelt, stoße ich beim Verlassen der Toilette auf dem Flur mit Darleen zusammen. Und das gleich zwei Mal.
    Eigentlich ist sie es, die mit mir zusammenstößt. Sie stolpert über ihren langen Rocksaum, und ihre Bücher fliegen auf den Boden. Ich helfe ihr, sie wieder einzusammeln, auch wenn sie so tut, als sei es meine Schuld, dass sie gestolpert ist. Als sie ihre Bücher wieder zusammen hat, geht sie weiter und stolpert schon wieder, weil ihr Rock viel zu lang ist und sie Clogs trägt, die das Laufen erschweren. In Gedanken mache ich mir eine Notiz, öfter zu stolpern.
    »Jetzt reicht’s«, sagt Darleen, als ich versuche, ihr aufzuhelfen. Dann geht sie mit festen Schritten weiter, als sei ich dafür verantwortlich, dass sie hingefallen ist.
    Es nervt, wenn einem Sachen in die Schuhe geschoben werden, die man gar nicht gemacht hat. Noch schlimmer ist nur, wenn einem Sachen in die Schuhe geschoben werden, die man gemacht hat . In der Englischstunde gibt Orlando mir den Aufsatz zurück, den er mich beim Nachsitzen hat

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