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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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Die Grenzen der Geschlechter, die Grenzen der Mode ... Glam, Punk, Rap, Metal – sie alle bringen die Leute dazu, stehen zu bleiben und hinzusehen. Das tut ihnen gut.« Er sieht mich an.
    »Und außerdem«, sagt er, »bin ich zwar nicht reich und angesehen wie dein Vater, aber ich habe die drei besten Freunde der Welt, ein anständiges Mobilheim, einen Job, den ich liebe ... ein gutes Leben. Ich brauche die Zustimmung anderer Leute nicht.«
    Ich lege den Lidschattenpinsel weg. Ich wünschte, ich könnte das von mir auch sagen. Nun tupfe ich den Zeigefinger in ein Glitzertöpfchen, das auf Tante Petes Kommode steht.
    »Halt still.«
    Direkt unter Petes Augenbrauen forme ich einen Bogen aus Silber. Die Bögen führen wie der Lidstrich und der Lidschatten schwungvoll nach oben und malen teuflische Flügel auf die Seiten seines Gesichts. Dann drehe ich ihn zum Spiegel.
    »Gefällt’s dir?«
    Pete dreht den Kopf zuerst auf die eine Seite, dann auf die andere.
    »Verdammt«, sagt er. »Das sieht richtig gut aus.«
    Ich hebe abwehrend die Schultern. Hin und wieder schaffe sogar ich es, etwas richtig zu machen.

33
    ICH NEHME AN, ORLANDO HAT MIT PETE ÜBER MEINEN AUFSATZ GEREDET, denn am Tag nach dem Gig lädt Pete mich ein, mit Eddie und ihm am Freitag zu Abend zu essen. Sie wollen irgendwas Wichtiges mit mir besprechen. Etwas, von dem sie glauben, dass ich darin richtig gut bin.
    Was auch immer.
    Eigentlich lädt Pete mich ein, das Essen zu kochen, denn immer wenn er kocht, wird die Mahlzeit ein Desaster. Wenigstens wird mich das beschäftigen, sodass ich nicht über all die Dinge nachdenken muss, die ich in letzter Zeit vermasselt habe.
    Dann sehe ich Darleen auf den Picknicktisch zukommen. Sie hat sich schon seit Tagen nicht mehr am Picknicktisch blicken lassen, aber jetzt sieht sie sich suchend in unserem gemeinsamen Garten um, bevor sie sich auf Zehenspitzen heranpirscht. Sie trägt Jeans, die viel zu kurz sind, und eine Bluse, die wie die Blusen aussieht, die die Leute in den Achtzigern getragen haben – diese Dinger mit den Riesenkragen. Ihr Haar ist zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Unter den einen Arm hat sie ein gigantisches Poster mit der Aufschrift SAG JA ZU DEN KÜNSTEN UND NEIN ZUM SCHULFEST geklemmt, und unter dem anderen Arm trägt sie einen Malkasten. Sie setzt sich hin und fängt an, sehr sorgfältig den Posterrand zu bemalen.
    »Hi.«
    Darleen zuckt zusammen. Sie hat nicht mitbekommen, dass ich aus Tante Petes Mobilheim gekommen bin.
    »Wie geht’s?«
    Sie sieht mich unbewegt an, und einen Augenblick lang erwarte ich, dass sie aufspringt und davonrennt, aber dann beißt sie die Zähne zusammen und hat sich wieder unter Kontrolle. »Gut«, sagt sie zwischen den Zähnen. Ich setze mich ihr gegenüber hin.
    »Du nimmst mir das Licht weg«, sagt sie, also rücke ich zur Seite.
    »Hast du schon zu Abend gegessen?«
    Darleen schüttelt den Kopf.
    »Möchtest du mit Eddie, Pete und mir essen?«
    Wieder schüttelt sie den Kopf.
    »Nein?«
    »Ja«, sagt sie.
    »Ja?«
    Sie seufzt. »Ich bin beschäftigt. Siehst du nicht, dass ich zu tun habe?«
    Ich überlege. »Eddie kommt um sieben, aber ich bin flexibel. Was ist, wenn wir mit dem Essen bis Viertel nach sieben warten? Vielleicht bist du dann fertig, und wir hätten immer noch genug Zeit zum Essen, bevor Pete zur Arbeit fahren muss.«
    Darleen sieht mich wütend an. Sie legt den Pinsel hin, hebt ihn wieder auf und legt ihn noch einmal hin.
    »Hör zu«, sagt sie schließlich so verbissen, als müsste sie sich die Wörter aus dem Mund zwingen. »Die Antwort lautet Nein. N-E-I-N. Und hör auf, mir dauernd nachzulaufen. Ich weiß zwar nicht, was du damit bezweckst, aber wenn du glaubst, du würdest dich beliebt machen, indem du mich quälst, dann habe ich Neuigkeiten für dich. Du bist längst beliebt. Kapiert? Du brauchst dich nicht bei Joe und seiner idiotischen Meute von Lemmingen anzubiedern, und deswegen ist jeder tolle Plan, den du dir ausdenkst, völlig überflüssig. Hast du das verstanden? Überflüssig. Reine Zeitverschwendung.«
    Sie spricht so langsam und laut, als wäre ich schwer von Begriff.
    »Ich bin nicht beliebt«, sage ich. »Ich bin der Nachrichten-AG beigetreten.«
    Darleen verstummt mitten in ihrer Tirade. »Was?«, fragt sie und rümpft die Nase.
    »Ich weiß, du glaubst, ich würde mich nur über die Schulnachrichten lustig machen, aber das tue ich nicht. Ich nehme sie sogar sehr ernst, weil – na ja – weil

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