Voll daneben
gehen.
Prüfend mustere ich die Küche und wünsche mir, Pete hätte einen Tisch. Leider gibt es nur eine Theke mit vier Barhockern und ohne passendes Geschirr – nur vier Plastikteller mit dem Aufdruck der Buffalo Bills . Es gibt auch nichts zu trinken außer Bier, Wasser und Orangensaft, und das Essen steht schon viel zu lange auf dem Herd. Ich hole tief Luft. Das macht nichts. Mom sagt immer, gut unterhalten könne man sich überall.
Ich mache das Essen fertig. Dann laufe ich unruhig im Mobilheim hin und her, bis Eddie um 19:12 Uhr in unsere Auffahrt einbiegt. Ich lasse ihn rein und zünde eine der Kerzen an. Ich muss sie hinter den Ausguss stellen, damit der Rauch durch das offene Fenster abziehen kann.
Als Eddie das Wohnzimmer betritt, bleibt er mitten im Raum stehen. »Was riecht denn hier so gut?«
Ich wünschte, er hätte das nach Darleens Eintreffen gesagt, aber vielleicht sagt er es ja später noch mal. Es klopft an der Haustür, und als ich aufmache, blicke ich in Darleens mürrisches Gesicht. Ich nehme an, sie hat gewartet, bis sie Eddie ins Haus gehen sah, aber das macht nichts.
»Bringen wir es hinter uns«, sagt Darleen, was normalerweise abschreckend wäre, aber ich lächle nur. Wenn man lächelt, überträgt sich das automatisch auf andere.
»Es ist alles vorbereitet«, sage ich. »Ich habe eine Gemüsepfanne gemacht. Mit Tofu. Das ist sehr gesund.«
Tante Pete schlurft ins Wohnzimmer. Er kommt direkt aus der Dusche, deswegen tropfen seine Haare und sein Radio-T-Shirt hat nasse Flecken. Er wirkt überrascht, Darleen zu sehen, kann es aber gut verbergen. Alle nehmen an der Küchentheke Platz, während ich das Essen serviere, und ich erwarte eigentlich, dass sie sich angeregt unterhalten, aber das tun sie nicht. Ich spüre sofort, dass Tante Pete sich in Darleens Gegenwart unwohl fühlt. Sie begrüßen sich wie zwei Menschen, die sich eigentlich kennen sollten, ohne sich zu kennen. Und Eddie geht es ähnlich. Er fragt sie zwar nach der Schule, aber abgesehen davon sagt keiner was.
Sobald das Essen verteilt ist, langt Eddie herzhaft zu.
»Das ist aber lecker, Liam!«, sagt er. »Und das hast du selber gekocht? Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.«
Ich zucke die Achseln.
»Schmeckt es euch?«, frage ich, aber dabei sehe ich nicht Eddie an. Ich beobachte Tante Pete und Darleen. Darleen nimmt einen kleinen Bissen, aber Pete stochert nur mit der Gabel im Tofu herum.
»Was war das noch?«, erkundigt er sich.
»Soja. Es ist gesund. Eine ausgezeichnete Eiweißquelle.«
Tante Pete nickt. Er bricht ein winziges Stückchen Tofu ab und schluckt es herunter.
»Du musst es kauen«, sage ich. »Probier es mal.«
Er legt die Gabel weg. »Hey«, sagt er betont heiter. »Ich will dir sagen, warum wir dich zum Essen eingeladen haben.«
Ich winde mich vor Unbehagen, weil ich ganz vergessen hatte, dass ich Darleen erzählt habe, dass die Jungs sie zum Essen einladen würden, damit ich Freunde finde. Sie wirft mir einen giftigen Blick zu, aber Pete merkt es gar nicht.
»Eddie und ich haben uns Gedanken gemacht, und wir finden, du solltest in seinem Geschäft arbeiten, wie ihr beide schon besprochen hattet. Ich war nach der Geschichte im Schulbus ziemlich sauer ... aber ich finde, für Eddie zu modeln wäre eine hervorragende Chance für dich. Vorausgesetzt, du willst es immer noch tun.«
Das will ich, aber die Tatsache, dass Pete nichts isst, lenkt mich ab.
Ich nicke und zeige auf ein Röschen Brokkoli auf seinem Teller. »Probier mal«, fordere ich ihn auf. »Das ist nur Brokkoli in einer Teriyaki-Sauce. Schmeckt gut.«
Darleen isst einen Bissen Brokkoli von ihrem Teller. »Tatsächlich essbar«, sagt sie, aber Tante Pete hört nicht hin.
»Eddie hat mir also erzählt, dass du ein echtes Auge fürs Modeln hast. Er sagte, du bist genauso gut wie Sarah.«
Ich werde rot und höre auf, in Petes Brokkoli herumzustochern.
»Wer ist Sarah?«, will Darleen wissen.
Pete ist gerade dabei, sich ein Stück Karotte zum Mund zu führen, aber dankbar legt er die Gabel wieder hin. »Liams Mutter«, sagt er. »Sie war Laufstegmodel. Sie ist früher bei Modenschauen auf der ganzen Welt gelaufen, so lange, bis Allan neidisch wurde. Äh, ich meine, bis er einen Job als Geschäftsführer angenommen hat.«
Ich lege die Gabel hin.
»Dad war noch nie neidisch auf Mom«, sage ich. »Mom hat nur mit dem Modeln aufgehört, weil sie zu alt dafür wurde und weil meine Noten so schlecht waren. Deswegen sind wir
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