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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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war in einer Sozialsiedlung in Merseyside gewesen. Es waren fast ausnahmslos Jungen. Es gab auch ein paar Mädchen dabei, aber hauptsächlich waren es Jungs. Sie meinte, sie wären jünger gewesen als der Junge, der ihr aus der Stadt gefolgt war, aber vielleicht war er einer von denen, war inzwischen was größer geworden und von Merseyside hierhergezogen, um ihre Katzen zu foltern. Sie schaute sich im Zimmer nach Venus und Orchid um. Beide waren da. Sie würde sie die nächsten paar Tage scharf im Auge behalten müssen. Sichergehen, daß ihnen nichts passierte.
    Norman war wieder in die Küche verschwunden. Sie hörte, wie er die Schüssel und den Löffel in die Spüle stellte und Wasser in die Schüssel laufen ließ. Spülen würde er sie nicht. Er würde sie nur einweichen und ihr stehenlassen. Er ließ ihr überhaupt alles stehen. Sie fragte sich, ob er wußte, daß sie den Abwasch machte, oder ob er glaubte, das würde sich von allein erledigen? Genauso war’s mit dem Bad, all die Unordnung, die er immer hinterließ. Norman würde nicht mal im Traum daran denken, daß Janet hinter ihm saubermachte, wahrscheinlich dachte er, nachts kämen die Feen und würden die Pisse um die Kloschüssel herum wegwischen.
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und nahm ihre Hand, um sie aus dem Sessel hochzuziehen. «Komm», sagte er. «Gehen wir ins Bett.»
    «Ich kann nicht», sagte sie. «Ich hab meine Tage.»
    Daraus mußte er erst mal schlau werden. Man konnte förmlich zuschauen, wie er dran arbeitete. Er sah einen an, und er wiederholte die letzten beiden Worte, sagte sie nicht wirklich, sondern formte sie mit Lippensprache für sich selbst. Meine Tage... Dann schien es ihm zu dämmern. Ach, die Tage.
    Er zog sie auf die Beine. «Macht mir nichts aus», sagte er.
    Janet sträubte sich. «Aber mir», sagte sie. «Ich mag’s nicht, wenn ich... so bin.»
    «Ich dachte, so was hättest du gar nicht», sagte er. «Deine Tage, das alles.»
    «Hab ich auch nicht», sagte sie. «Ich hab’s nicht wirklich. Aber es ist jetzt die Zeit, in der ich meine Tage haben sollte. Was aufs gleiche rausläuft.»
    Norman lächelte und zog sie weiter Richtung Schlafzimmer. «Wird schon okay sein», sagte er. «Komm.» Er zog sie zur Tür.
    «Ich will’s aber nicht so», sagte sie. «Zwing mich nicht dazu, Norman.»
    «Okay», sagte er. Er legte einen Arm um ihre Schulter und beschwatzte sie über die Schwelle. Er war zärtlich, aber er log. Er würde es so oder so tun. Sie wußte es.
    «Du wirst es tun, stimmt’s?» fragte sie. «Obwohl ich nicht will, daß du’s tust?»
    Norman fletschte die Zähne. Für ihn mußte es sich wie ein Lächeln angefühlt haben, aber es machte Janet auch nicht glücklicher.
    Sie war in der Penicillinfabrik gewesen und hatte gebadet. Norman war eingeschlafen, nachdem er ihren Körper verwüstet hatte. Ihre linke Brustwarze blutete wieder. Sie wünschte sich, er hätte ihr Zeit gelassen, damit es anständig verheilen konnte. Sie wußte nicht, wieso er überhaupt seine Zähne benutzen mußte. Das Lutschen war schon okay, auch wenn’s weh tat. Gegen das Lutschen hatte sie nichts. Aber als er sie biß, wehrte sie sich mit aller Kraft. Natürlich änderte das nicht die Bohne. Er nagelte sie auf dem Bett fest und tat es einfach. So schien es ihm sogar noch besser zu gefallen. Hielt es für ein Spiel.
    Nach dem Baden zog sie sich einen Schlafanzug und einen dicken Frotteebademantel an. Sie streifte dicke Wollsocken über, machte sich ein Milchgetränk und setzte sich zwischen Venus und Orchid aufs Sofa. Sie hörte leise Double Fantasy, um ihren Mann nicht zu wecken.
    Sie streckte die Zehen in den Wollsocken und fand, so mußte es im Himmel sein. Nur, daß Tabitha im Himmel ebenfalls dasein würde. Und es würde auch keine Aufnahme von John Lennon sein. Er würde es live spielen.
    Bei diesem Gedanken mußte sie lächeln. Im Bett fiel er über sie her wie eine Besatzungsarmee. Wenn’s passierte, war’s überhaupt nicht komisch, aber später konnte sie darüber lächeln.
    Sie mußte wohl eine Weile eingedöst sein, nachdem sie ihr Glas ausgetrunken hatte. Entweder hatte sie geschlafen oder aber war in diesem halb bewußtlosen Zustand zwischen Schlaf und Aufwachen gewesen. Plötzlich war sie jedenfalls hellwach, und sie wußte nicht mehr, wo sie gewesen war, worüber sie nachgedacht hatte. Im Hintergrund lief immer noch das Tape. Aber Janets Augen waren auf Normans Jacke geheftet, die über der Lehne eines Stuhles

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