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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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eine Flasche Bier zu haben? Ein kaltes Bier, um das Sandwich runterzuspülen. Sam wußte, daß er sich nicht leisten konnte, länger als einen Sekundenbruchteil zu denken. Er legte das Sandwich aus der Hand und versuchte die Klischees und Aphorismen zu finden, die er in der Vergangenheit benutzt hatte, um sich aus solchen Situationen zu retten. Es ist immer das erste Glas, das dich betrunken macht. Es gibt eine Million Vorwände zum Trinken, aber keinen einzigen guten Grund. Das erste: Es ist immer das erste Glas, das dich betrunken macht. Es war für ihn wie eine Offenbarung gewesen, als er es zum erstenmal hörte. Das hatte ihm jahrelang geholfen. Es war so einfach, so wahr, so eklatant offensichtlich, daß er nicht in der Lage gewesen war, es selbst zu erkennen. Er würde nie vergessen, wie er diesen Satz das erste Mal bei einem AA-Treffen in Islington gehört hatte. Eine Frau namens Dorothy hatte das gesagt, hatte diesen Satz einfach bei der Unterhaltung während der Kaffeepause fallenlassen, dann entschuldigte sie sich und sagte, sie müsse gehen.
    Sam hätte sie am liebsten umarmt. Er brachte kein Wort heraus. Er schaute zu, wie sie ihre Kaffeetasse abstellte und Mantel und Tasche nahm. Dann ging sie zur Tür und war verschwunden. Es ist immer das erste Glas, das dich betrunken macht. Verdammt, es war wie von Gott berührt zu werden. «Das ist erstaunlich», sagte Sam zu einem anderen Mann, der ebenfalls an der Unterhaltung beteiligt war. «Was Dorothy da gerade gesagt hat. Das ist profund.»
    Der Mann lächelte.
    Sam konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal bei den AA gewesen war. Es war zu lange her. Vielleicht drei Wochen. Wenn er noch länger wartete, würde er ins Stocken geraten. Würde sich wieder erinnern, daß er allein war. Nur bei Treffen der AA wußte er, daß er nicht allein war. Er würde heute abend hingehen. Was auch immer sonst noch passierte, heute abend würde er hingehen.
    Schneewittchen kam mit ihrem Sohn auf den Armen aus der Haustür. Sie setzte ihn auf der Stufe ab und brachte einen zusammengeklappten Buggy heraus, klappte ihn auseinander und hob den kleinen Jungen hinein. Sam hätte sie nach dem Foto nicht wiedererkannt, das er von ihrer Schwester erhalten hatte. Sie besaß tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Prinzessin Leia. Ihre Bewegungen waren schnell und fahrig, und von Zeit zu Zeit warf sie einen Blick über die Schulter, als könnte sie nicht ganz glauben, daß sich hinter ihr nicht etwas oder jemand an sie heranschlich.
    Sobald er sie sah, wußte Sam, daß er Norman Bunce niemals sagen würde, wo sie heute lebte.
    Durchaus möglich, daß er sie noch als Köder benutzen müßte, um Norman aus seinem Bau zu locken. Durchaus möglich, daß ihm keine andere Wahl blieb, als sie so zu benutzen. Aber niemals würde er sie ihm ausliefern. Sie war frei und wunderschön. Sie war entkommen. Es wäre unverzeihlich, sie ihm zurückzugeben.
    Sie schob den kleinen Jungen aus dem Vorgarten und überquerte die Straße. Sie ging aufrecht, ihr schulterlanges Haar schwang von einer Seite zur anderen. Als sie auf einer Höhe mit dem Volvo war, sah sie Sam kurz an, warf ihm einen Blick zu, bei dem er sich wünschte, jünger und attraktiver und millionenschwerer zu sein. Und sie versicherte ihm, daß er all das nicht war.
     

Kapitel 31
     
    Sam fuhr nach Hause und machte sich einen Kaffee, mit dem er dann in den kleinen Garten hinausging. Er ließ die Tür offen, damit er die Musik hören konnte. «It’s all over now, baby blue...» Der Himmel war blau und der Garten in erster Linie nur eine Grasfläche mit ein paar aufgestapelten Holzscheiten, einer Hütte mit einem zerbrochenen Fenster, einem mit Dachpappe gedeckten Dach und einem grünen schimmeligen Bewuchs. Das alles wurde eingefaßt von grünen Hecken und Bäumen. Die Sonne stand hoch am Himmel, und eine sanfte Brise spielte mit der einen oder anderen Tulpe ganz unten am anderen Ende, zwei roten und einer gelben. Rosen. Unglaublich friedlich wie am frühen Morgen, kein Laut und keine Bewegung außer diesen Tulpen und hin und her fliegenden Vögeln. Ein Rotkehlchen landete auf dem Gras und hüpfte herum. Es bekam Gesellschaft von einem Finken, und sie beäugten sich mißtrauisch. Beide hatten es auf denselben Imbiß abgesehen.
    Ich habe Angst, mich in Jennie zu verlieben, erkannte er. Seit dieser Sache mit Donna habe ich Angst, mich in jemanden zu verlieben. Er drehte sich sorgfältig eine Zigarette und hob sie an seine

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