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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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sagen, es wäre dieser Killer gewesen. Sogar die Leute, die an dem Tag hier waren. Die Frauen, die den kleinen Jungen mit der Kanone gesehen haben, sogar die sagen, es war dieser Killer. Der Typ, der für die Morde verantwortlich ist.» Er sah Norman im Spiegel fragend an. «Können Sie sich so was vorstellen?» fragte er. «Leute, die genau wissen, wer’s gewesen ist, behaupten doch tatsächlich, es sei jemand anderer gewesen, was wiederum der Grund ist, warum ich jetzt keine Kundschaft mehr habe, wo ich doch gleichzeitig mindestens vierhundert Haarschnitte vor mir habe, für die ich nicht die Bohne bekomme.»
    «Ich verstehe, daß Sie deswegen sauer sind», sagte Norman.
    «Es liegt einfach an der Gegend hier», sagte der Friseur und riß den schwarzen Umhang von Normans Schultern. «So hat sich hier alles entwickelt. Früher war’s nicht so. Früher konnte man hier gut leben. Aber heute nicht mehr.»
    Er sah Normans Krawatte an. «He, das nenn ich jetzt aber mal einen netten Schlips», sagte er. «Wo haben Sie den her?»
    Norman konnte sich nicht mehr an den Namen des Geschäfts erinnern. «Wenn’s mir wieder einfällt, komme ich vorbei und sag’s Ihnen», versprach er. Er ließ den Typen abgeschnittene Haare von seinen Schultern bürsten, bezahlte und kehrte zu Janets Wohnung zurück. Der arme Sack würde immer noch dreihundertneunundneunzig Haarschnitte machen müssen, bevor er wieder in die Gewinnzone kam.
    Janet wollte natürlich mitkommen. Wollte nicht allein zu Hause gelassen werden. Ganz allein! Mein Gott, im Flur waren drei Katzen. Zwei Schlampen oben. Sie schniefte ein paarmal und sah ihn wehmütig an, drohte einmal in ein anhaltendes Geheul auszubrechen. Allerdings gab sie diese Idee sofort auf, als Norman ihr sagte, er würde ihr das Genick brechen, wenn sie es täte. Doch dann mußte er mindestens eine weitere halbe Stunde damit verbringen, das Miststück zu beruhigen und ihr zu versprechen, daß sie beim nächstenmal mitkommen durfte, ihr zu versichern, keine anderen Frauen zu vögeln und gesund wieder nach Hause zu kommen, und schließlich, daß er ihr auch irgendwas Teures kaufen würde.
    Was alles in allem bedeutete, daß er erheblich später auf die Piste kam, als ursprünglich geplant, also verdampfte auch die Aussicht, bis Mittag in Manchester zu sein. Als Norman das Mittagsfeeling überkam, befand er sich gerade genau auf den Pennines. Er bog auf den Parkplatz eines Pubs ein, das auch warme Mahlzeiten servierte, zumindest stand das auf der Plakatwand draußen.
    Norman öffnete die Tür und ließ Tabitha raus. Eigentlich hatte er Orchid in den Wagen bekommen wollen, aber sie war zu schnell für ihn. Tabitha war kein Problem gewesen. Ließ sich einfach von ihm hochnehmen und in den Wagen setzen. Jetzt sollte sie mal versuchen, allein nach Hause zurückzufinden. Norman hatte das fast sichere Gefühl, daß sie es nicht schaffen würde. Hätte Geld drauf gesetzt. Tabitha schlenderte langsam fort, drehte sich nicht mehr zu einem letzten Blick um. Sie würde nicht bitten und betteln.
    Das rötlichgelbe Fell verleiht ihr eine gewisse Tarnung, dachte Norman. Erlaubt ihr, mit der Landschaft hier oben zu verschmelzen.
    In dem Hotel fand er einen Speiseraum, der abgesehen von einer großen Frau mit maskulinen Gesichtszügen leer war. Sie gab ihm eine Speisekarte. Norman bestellte sich einen Krabbensalat und ein Pils, und beides servierte sie ihm umgehend. Der Salat war auf einem Teller angerichtet und mit Folie verpackt. Als er die Hälfte gegessen hatte und sich bereits wünschte, nicht ganz so an gesunde Ernährung gedacht und statt dessen das Steak bestellt zu haben, ging die Tür auf, und ein Mann kam herein. Der Mann war einen Kopf größer als Norman, und er trug einen schwarzen Anzug mit dezenten Nadelstreifen. Schwarze Budapester. Sein Hemd war weiß und die schmale graue Krawatte mit einem Windsorknoten gebunden. Auf dem Kopf trug er eine enganliegende Wollmütze, die er sich bis über die Ohren heruntergezogen hatte. Er nahm sie nicht ab. Er blieb an der Theke stehen und betrachtete Norman.
    Norman trug seinen leichten beigefarbenen Sommeranzug, dazu graue Halbschuhe mit Troddeln. Sein Hemd war aus schwarzer Seide, den Knoten seiner Krawatte hatte er gelockert und den obersten Knopf geöffnet, damit man die Goldkette sehen konnte. Sein kurzer Bart war frisch geputzt, und an seinem rechten Ohrläppchen baumelte ein neuer goldener Ohrring in der Form eines Saxophons.
    Aus den Augenwinkeln

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