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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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findet ihr das fair? Wo ihr zwei doch erheblich größer und kräftiger seid als ich, und doppelt so viele?»
    Narbe sah seinen Freund an und sagte: «Der weiße Mann will uns verarschen.»
    «Ich denke», sagte der andere, legte eine Pause nach dem Wort denken ein und vermittelte den Eindruck, daß er erwartete, deswegen beglückwünscht oder vielleicht sogar zum Ritter geschlagen zu werden. «Ich denke, ja», sagte er schließlich.
    «Hör zu», sagte Narbe. «In der Bar wartet ein Glas auf mich. Willst du ein Geschäft machen oder geh ich wieder rein und trink’s aus?»
    Norman hatte alles in Erwägung gezogen, was es in Erwägung zu ziehen gab, als er diesen theatralischen Dreher auf dem Bürgersteig veranstaltete. Dies war seine einzige Möglichkeit, die Kanonen loszuwerden. Vielleicht bekam er Geld dafür, vielleicht aber auch nicht. Es bestand sogar die Möglichkeit, eine durchaus realistische Möglichkeit, daß sie sich die Waffen krallten und ihn umlegten, oder es zumindest versuchten. Norman war’s gleichgültig. Falls sie irgendwas versuchten, würde er sich wehren, so gut es eben ging. In seinem Schulterhalfter steckte eine geladene Kanone. Falls es Schwierigkeiten geben sollte, würde er die zwei Typen einfach abknallen. Narbengesicht und Dummfick. Wer würde die schon vermissen?
    «Okay, gehen wir», sagte er. «Habt ihr ’ne Karre?»
    Sie fuhren mit dem BMW V8 Automatik von Narbengesicht. Der Wagen war calypsorot-metallic lackiert, hatte eine graue Lederinnenausstattung, Speichenfelgen und ein Autoradio mit CD-Wechsler. Diese Typen hatten echt Niveau.
    Norman hatte den Ford in der Nähe des Bahnhofs auf dem Parkplatz eines Verbrauchermarktes abgestellt, und Narbe hielt dicht dahinter an. Norman schloß den Kofferraum auf, öffnete die Klappe und trat dann einen Schritt zurück, während die beiden brothers die Kanonen inspizierten. Er lockerte die Pistole in seinem Schulterhalfter, lauschte aufmerksam auf die Geräusche, als sie den Inhalt der Koffer prüften, beobachtete ihren Rücken und stellte sich vor, wie sie versuchten, ihn auszunehmen. Womit sie sich die durchschnittliche Lebenserwartung von Fruchtfliegen einhandelten.
    Wahrscheinlich sind die beiden Fixer, dachte er. Im Knast waren die meisten brothers Fixer, also mußte es draußen genauso? sein. Verschrumpelte Spatzenhirne. Drogen machten einen verrückt. Je mehr man nahm, desto verrückter wurde man. Wenn man genug von dem Zeug nahm, desto vernünftiger kamen einem die bescheuerten Ideen vor. Sogar solche Sachen wie das Eigentum anderer Leute kaputtzumachen, solche Dinge eben, freie Liebe, Frauenrechte, lesbische Liebe - ja sogar Eifersucht, das Ablegen von Eifersucht, solche Sachen schienen auf einmal möglich zu sein. Aus diesem Grund stehen die Leute ja auch so auf Chemie. Die holt einen aus der Realität raus. Die läßt einen vergessen, wer man ist und was man macht. Die vermittelt einem das Gefühl, Sachen wären möglich, die eigentlich gar nicht möglich sind. Und dann kriegt man Probleme. Besonders große Probleme kriegt man, wenn man ein Kid ist oder eine Frau oder ein Schwarzer. Ist doch logisch.
    Das versteht jeder, das weiß jeder, nur eben die nicht, die schon am Flaken hängen. Die wissen es nicht, die werden’s auch nie wissen, denn sobald sie anfangen, die Wahrheit zu erahnen, ziehen sie los und machen sich auf die Suche nach mehr Chemie, die ihnen das Hirn noch mehr verkleistert.
    Narbe lächelte tatsächlich. Er hatte sich während Normans Überlegungen umgedreht und lehnte jetzt mit einem satten Lächeln auf dem Gesicht am Heck des Ford. «Gutes Material», sagte er. «Wieviel willst du dafür?»
    «Zehn Riesen», sagte Norman. Er spürte ein leichtes Zucken unter seinem linken Auge.
    «So gut ist es auch wieder nicht», sagte Narbe. Sein Begleiter stieß ein kleines, nervöses Lachen aus. «Vielleicht können wir uns auf irgendwas um die fünf einigen?»
    «Himmel», sagte Norman. «Fünf? Wie soll ich denn bei fünf Riesen noch meinen Schnitt machen? Also paßt auf, die kosten mich ja im Einkauf schon mehr. Wenn ich fünf nehme und mit den Fünftausend wieder zu meinem Lieferanten gehe, was glaubt ihr, was ich dann kriege? Ich krieg die Hälfte von den Kanonen, die ich jetzt hab.» Er kratzte sich am Kopf und starrte in die Ferne. «Ich muß mich doch selbst fragen: