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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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ausgesprochen ungesunden Lebenswandel verfallen. Jetzt fühlte er sich wie Krüppel. Außerdem hatte er die Scheißerei und rannte alle fünf Minuten auf die Toilette. «Mein Arschloch veranstaltet ein Tänzchen», sagte er, als er zum fünftenmal zurückkam. «Es hat sich selbständig gemacht, ich hab überhaupt nichts mehr mitzureden.»
    Tina verzog das Gesicht. «Bah», sagte sie. Was heißen sollte, daß sie entweder schockiert oder beleidigt war.
    «Was stellst du dich so an?» sagte Norman. «Ich beschreibe doch bloß einen normalen biologischen Vorgang.» Er ließ sich aufs Bett fallen. «Versuch’s doch mal mit Mitgefühl, Tina. Ich hab die Mutter aller Kater.»
     
    Norman fühlte sich immer noch ganz schwach, als er Tina nach unten folgte und in den Fond eines glänzendschwarzen Rolls Garnet Shadow II stieg. Vorne saß ein schwarzer Chauffeur, und auf dem Rücksitz kauerte ein durchgeistigter brother, dessen Brille extrem dicke Gläser hatte. Norman brauchte ein paar Augenblicke, um seine Aufmerksamkeit auf den winzigen Schwarzen zu richten. Der Wagen selbst war überwältigend. Als sie aus Tinas Zimmer kamen und er ihn auf der Straße sah, hatte es ihm glatt den Atem verschlagen. Die Ränder der Radkästen besaßen spezialgefertigte Chromblenden, die Radkappen und Weißwandreifen gab’s auch nicht von der Stange. Im Innenraum gab es viel weiches, magnolienfarbenes Leder mit roter Paspelierung und Überzüge auf den Armlehnen. Es gab auch Kopfstützen, und als Norman seinen Kopf zurücklehnte, konnte er durch das elektrische Schiebedach den Himmel sehen.
    «Schlaf nicht ein», warnte die Gestalt in der Ecke. Seine Stimme war wie ein Fauchen. Man konnte nicht erkennen, ob er dieses Fauchen bewußt einsetzte oder ob es auf ein körperliches Leiden hinwies. Im Knast hatten auch ein paar brothers so geredet, aber nicht zu Weißen, die sie Weißbrote nannten. Mit Weißbroten sprachen sie nämlich überhaupt nicht.
    «Ich hab neulich mit dem kräftigen Burschen geredet», sagte Norman. «Wir hatten eine Abmachung.»
    Die kleine brother schüttelte den Kopf. Wegen des Halbdunkels in der Ecke konnte Norman sein Gesicht nicht erkennen. «Red keine Scheiße», sagte er. «Toby hat mir erzählt, du könntest Autos oder Dope anbieten.»
    Norman seufzte. «Oder Kanonen», sagte er. «Ich hab ihm was von Kanonen gesagt.»
    «Ja», flüsterte die kratzige Antwort. «Kanonen. Hast du welche?»
    «Ich hab achtundsechzig verschiedene Waffen anzubieten», sagte Norman. «Ich hab auch Munition dafür, was du brauchst. Interessiert?»
    Der brother nickte. Das wenige Licht im Wagen fiel einen Augenblick auf seine Brille. «Das von Toby hast du gehört», sagte er. «Es wird hier oben einen Krieg geben.»
    «Klingt ja ganz so, als wär ich genau rechtzeitig gekommen», meinte Norman. «Wir müssen nur noch die Geldfrage klären.»
    «Über Geld reden wir später», sagte das Gespenst. «Zuerst werfen wir mal einen Blick auf die Ware.»
    Der Shadow II hielt, und der Chauffeur kam um den Wagen, um Normans Tür zu öffnen. Das Gespenst sagte nichts, als Norman ausstieg, und Norman sagte ebenfalls nichts, drehte sich weder um noch bot er die Hand an. Nichts. Er stand auf dem Bürgersteig vor dem Star und sah zu, wie der bildschöne Wagen um die Ecke verschwand.
    Norman wäre in die Bar gegangen, aber zwei brothers kamen heraus und gesellten sich auf der Straße zu ihm. Beide waren einen Kopf größer als Norman, und einer hatte eine Narbe von einer Messerverletzung, die sich von der Nase über beide Lippen zum Kinn zog. Norman fragte sich, wo und wie das passiert war, und wie der andere Typ wohl aussah, aber er fragte nicht nach. Er sah sie nur an, während Narbe sagte: «Dann laß deine Kanonen mal sehen.» Der andere, der ohne Narbe, wirkte aufrichtig überrascht, als Narbe sprach, gerade so, als hätte er Narbe noch nie zuvor sprechen hören, oder vielleicht hatte er auch noch nie zuvor irgendeine Sprache gehört. Er sah überrascht und verwirrt aus, nicht unglücklich. Aber verwirrt, ganz sicher verwirrt.
    Norman schob eine Hand in die Hosentasche, die andere hob er an seinen Kopf. Er drehte sich auf dem Bürgersteig einmal um seine Achse. Er sah auf seine Füße, hielt immer noch den Kopf. «Damit ich das jetzt richtig verstehe», sagte er. «Ihr wollt, daß ich euch beide dahin bringe, wo die Kanonen sind? Ihr zu zweit und ich allein?»
    «Genau», sagte Narbe.
    «Und findet ihr das richtig?» fragte Norman. «Ich meine,

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