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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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sprang er sofort auf und warf das Revolverblatt auf die Theke. «Ja», sagte er. «Das sind Einschußlöcher. Sehen Sie sich das an.» Er ging zur Schaufensterscheibe rechts neben der Tür. Er zeigte auf fünf weitere Einschußlöcher. «Und sehen Sie sich auch das hier an», sagte er. Er schnipste mit den Fingern und ging zum anderen Schaufenster, dem links von der Tür. Dort befanden sich drei weitere Einschußlöcher. Eines davon hatte in der Scheibe einen Sprung von oben bis unten hinterlassen.
    Norman grinste und setzte sich auf den Frisierstuhl. «Hatten Sie Probleme?» fragte er.
    Der Friseur warf einen schwarzen Umhang über Normans Schultern. «Es ist unglaublich», sagte er. «Ich glaub’s einfach nicht. Ich hab’s nicht für möglich gehalten, bis es dann passiert ist. Und als es passierte, konnte ich nicht glauben, daß es ausgerechnet mir passierte. Und nachdem es jetzt passiert ist, kann ich’s immer noch nicht glauben.» Er zeigte Norman im Spiegel die Handflächen, streckte sie aus wie ein Mann, der nicht mehr weiterwußte. «Was mache ich hier?» sagte er. «Wollen Sie nachgeschnitten haben? Wollen Sie den Bart behalten?»
    «Ja», antwortete Norman. «Bringen Sie mich nur wieder auf Vordermann, okay? Den Bart will ich behalten. Aber kurz.»
    «Ich muß das alles bezahlen», sagte der Friseur. «Siebenhundert Mäuse. Das sind ungefähr vierhundert Haarschnitte. Und nur, weil so ein durchgeknalltes Kid den Laden zusammenballert. Ich muß vor vierhundert Köpfen stehen und allen die Haare schneiden - und wofür? Für nichts! Finden Sie das fair?»
    «Nein», sagte Norman. «Finde ich nicht fair. Überhaupt nicht. Was ist mit Ihrer Versicherung?»
    «Genau was ich sage», griff der Friseur das Stichwort auf. «Es gibt da eine Klausel, davon erzählen die einem aber nichts, wenn man die Prämie bezahlt, und diese Klausel besagt, daß ich Fensterläden haben muß. Tja, ich hab die ganze Nacht Läden vor den Fenstern, aber tagsüber hab ich eben keine Läden vor den Fenstern, weil das hier ja ein Friseursalon ist, und die Leute wollen hereinschauen und den Friseur bei der Arbeit sehen. Also hab ich tagsüber keine Läden vor den Fenstern, denn ich bin hier drin und schneide den Leuten die Haare, und wenn ich das im Dunkeln mache, kann’s doch leicht passieren, daß ich ihnen die Ohren abschneide, die eine oder andre Nase verstümmle, und ich bin mir ziemlich sicher, daß es auch diesbezüglich eine Klausel gibt. , hab ich gesagt, Ich bin hier drinnen und schneide Haare. Genau das mache ich. Es ist Samstag morgen, okay? Ich hab den Laden voller Kids mit ihren Müttern. Es wimmelt nur so von Menschen. Die warten immer alle bis Samstagmorgen. Platsch. Dann wieder, noch mal Platsch. Einen Moment lang weiß kein Mensch, was das ist. Löcher tauchen in der Tür auf, und wir schauen uns alle um, sehen uns an. Die glotzen mich an, als würde ich vielleicht selbst Löcher in meine eigenen Fenster ballern. Dann noch eins, in der Scheibe da drüben, die mit dem Sprung. Und, Jesus, eine der Frauen sagt: , und wir sehen alle aus dem Fenster. Dieses Kind, konnte gerade mal zehn, höchstens vielleicht zwölf Jahre alt sein. Er hat eine Handfeuerwaffe, ich weiß nicht, was es ist, vielleicht eine Luftpistole oder so, aber geladen ist das Ding mit Kugeln. Stahlkugeln. Und er ballert mir den Laden zusammen. Er gibt uns noch ein paar Schüsse, dann fängt er an, auf die Autos am Straßenrand zu schießen. Da draußen steht ein Volvo, Löcher in der Windschutzscheibe. Anschließend ballert er munter auf die Bushaltestelle. Die Glasscheiben von dem Häuschen zerbröseln einfach. Und dann ist er weg. Er geht einfach weg. Fünf Minuten später ist mein Salon leer. Es ist Samstag morgen, der beste Tag der Woche, und ich habe keinen einzigen Kunden. Ich sitze hier und hab nichts zu tun, meine Fensterscheiben sind mit Einschußlöchern übersät, und auf dem Boden liegen überall Stahlkugeln rum. Was sagen Sie dazu?»
    «Ich würde den Eltern die Schuld geben», sagte Norman und nickte in den Spiegel. «Ja, das ist super», sagte er und meinte seinen Hinterkopf, den er in einem zweiten Spiegel sehen konnte, den der Friseur hinter ihn hielt.
    «Und jetzt kommen keine Kunden mehr», sagte der Friseur. «Sie sind heute mein erster. Wahrscheinlich auch mein letzter. Alle

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